Sonntag, 20. Juli 2014

Dank und Bitte (Ps 40:1-18)

Text 

1 Ein Psalm Davids, vorzusingen. 2 Ich harrte des HERRN, und er neigte sich zu mir und hörte mein Schreien. 3 Er zog mich aus der grausigen Grube, aus lauter Schmutz und Schlamm, und stellte meine Füße auf einen Fels, daß ich sicher treten kann; 4 er hat mir ein neues Lied in meinen Mund gegeben, zu loben unsern Gott. Das werden viele sehen und sich fürchten und auf den HERRN hoffen. 5 Wohl dem, der seine Hoffnung setzt auf den HERRN und sich nicht wendet zu den Hoffärtigen und denen, die mit Lügen umgehen! 6 HERR, mein Gott, groß sind deine Wunder und deine Gedanken, die du an uns beweisest; dir ist nichts gleich! Ich will sie verkündigen und davon sagen, wiewohl sie nicht zu zählen sind. 7 Schlachtopfer und Speisopfer gefallen dir nicht, aber die Ohren hast du mir aufgetan. Du willst weder Brandopfer noch Sündopfer. 8 Da sprach ich: Siehe, ich komme; im Buch ist von mir geschrieben: 9 Deinen Willen, mein Gott, tue ich gern, und dein Gesetz hab ich in meinem Herzen. 10 Ich verkündige Gerechtigkeit in der großen Gemeinde. Siehe, ich will mir meinen Mund nicht stopfen lassen; HERR, das weißt du. 11 Deine Gerechtigkeit verberge ich nicht in meinem Herzen; von deiner Wahrheit und von deinem Heil rede ich. Ich verhehle deine Güte und Treue nicht vor der großen Gemeinde. 12 Du aber, HERR, wollest deine Barmherzigkeit nicht von mir wenden; laß deine Güte und Treue allewege mich behüten. 13 Denn es haben mich umgeben Leiden ohne Zahl. Meine Sünden haben mich ereilt; ich kann sie nicht überblicken. Ihrer sind mehr als Haare auf meinem Haupt, und mein Herz ist verzagt. 14 Laß dir's gefallen, HERR, mich zu erretten; eile, HERR, mir zu helfen! 15 Schämen sollen sich und zuschanden werden, die mir nach dem Leben trachten, mich umzubringen. Es sollen zurückweichen und zuschanden werden, die mir mein Unglück gönnen. 16 Sie sollen in ihrer Schande erschrecken, die über mich schreien: Da, da! 17 Laß deiner sich freuen und fröhlich sein alle, die nach dir fragen; und die dein Heil lieben, laß allewege sagen: Der HERR sei hoch gelobt! 18 Denn ich bin arm und elend; der Herr aber sorgt für mich. Du bist mein Helfer und Erretter; mein Gott, säume doch nicht!


Kommentar

Zusammenfassung

In einer schlimmen Notsituation, umringt von mordlustigen Feinden und in der unsichtbaren Welt von seinen Sünden, wartet David geduldig auf das gnädige Eingreifen des allguten und allmächtigen Gottes; und wird erhört. Die Errettung Gottes führt David in die Anbetung und in die Mission und er verkündigt prophetisch Christus, den Bringer des Evangeliums Gottes. Dieser Gott ist es, den David um Gnade, Schutz und Hilfe bittet. Seinen Feinden wünscht er Schimpf und Schande, den Gottefürchtigen dagegen Freude und Lob. Sich selbst aber, dass Gott ihn nicht versäumen möge.


Struktur

1 Diesen Psalm dichtete David zum Vortrag vor der Gemeinde.

2-5 David trotzt aller seiner Not in Geduld und wartet, Gottes Wesen und Werk vor Augen, auf dessen gnädiges Eingreifen. Und er wird erhört: der Herrscher des Alls neigt sich liebend zu ihm herab, hilft ihm aus Sünde und Not hinauf auf den Felsen des Glaubens und der Gerechtigkeit und legt David damit, vielen zur Hoffnung, ein Loblied auf die Lippen.

6-11 Von Wunder seiner Errettung ergriffen, findet David in die Anbetung und in die Mission. In dem Wissen, dass es Gott um Bussfertigkeit und Gehorsam geht, scheint durch Davids Worte der Christus durch, der das Evangelium Seiner Gerechtigkeit nicht vor uns verbirgt.

12-14 Diesen allein guten, gnädigen und barmherzigen Gott bittet David, angesichts der Unzahl seiner Sünden, ihn aus freier Gnade zu erretten und um den Schutz und die Hilfe Seiner Gegenwart - auf allen Wegen.

15-16 Seinen mordgierigen Feinden aber wünscht er Schimpf und Schande und sich selbst, dass sie von ihm weichen mögen.

17 Den Gottesfürchtigen aber, die Seine Errettung lieben, wünscht er Freude, Fröhlichkeit und jederzeit ein Lob auf den Lippen.

18 David schließt dieses Vortragslied mit dem Bekenntnis seines Glaubens an Gottes Hilfe, Rettung und Fürsorge und mit dem Gebet um Gottes baldiges Eingreifen. 


Inhalt

1 Diesen Psalm dichtete David als Vortragslied, damit er vorgesungen würde.

2-5 Das ist die wohl größte Kunst, die David hier beschreibt: in allem Leid und aller Not nicht zu verzagen, nicht davon zu laufen, nicht abtrünnig zu werden, sondern, wider allen Schein und alles Fühlen, auf Gott zu warten, ja auszuharren, bis Er uns gnädig sei. Und so wartet David und führt sich Gott, Sein Wesen, Seinen Plan und Sein Werk vor Augen. Und dieses Aushalten, dieses demütige Warten, wird von Gott belohnt: aus höchster Höhe, von Seinem Thron im Himmel, auf dem Er seit Ewigkeiten mit souveräner Majestät und Herrlichkeit das All regiert, neigt er sich als der liebende Vater zu uns herab. Herunter in das Dunkel und in die Tiefe, in das Leid und in den schreienden Schmerz unserer von Gott gefallenen Welt. Erhört uns zu. Schenkt uns aus tiefstem Herzen Seine Aufmerksamkeit. Weil Er uns liebt. 

So erhörte Er auch das verzeifelte Rufen Davids und zog ihn aus dem tiefen Loch, aus dem er sich selbst nicht befreien konnte; aus der schrecklichen Situation des Leidens aufgrund von Sünde (V13) und Verfolgung (V15); hinaus aus Schmutz und Schlamm, hinauf auf den Felsen Christi (1Kor 10:4) und Seiner Gerechtigkeit, die allein aus dem Glauben an Christus kommt (Rö 1:17, 3:28). Hier steht David endlich auf festem Grund, ist in Sicherheit und findet Halt unter den Füßen, um sichere Schritte zu tun auf seiner Pilgerreise durch diese Welt (1Chr 29:15).

Mit dieser Rettung aus Leid und Not hat Gott in Davids Herzen ein neues Lied geboren, das er nun fröhlich singen kann: sein Mund fließt, von der Quelle der Dankbarkeit gespeist, über vom Lob Gottes. Und David ist sicher: von diesem Zeugnis seiner Errettung und Dankbarkeit werden -wie es heute durch den Psalter in der Tat geschieht- noch viele Menschen erfahren und dadurch zur Gottesfurcht geführt werden, so dass sie ihre Hoffnung ganz auf den Einen setzen, den ewigen Herrn des Alls. Diese Menschen, die ihre Hoffnung auf den Allmächtigen setzen und -wie wir- ihr Heil nicht bei den Arroganten und Verlogenen suchen, preist David von Herzen selig.

6-11 Und er lobt den Ewigen, seinen Herrn und Gott für Seine Wunder und Seine Gedanken. Und Seiner Wunder sind viele: die Wunder Seiner Schöpfung (Ps 139,14), die Wunder in der Geschichte Israels (Ps 77,15, Mt 21,15) und die Wunder in Seinem Wort und Seinen Geboten (Ps 119,18.27). Vor allem aber das große Wunder unserer Erlösung (Ps 98,1). Dieses Wunder und die Gedanken Gottes an uns Menschen sind wahrlich unzählbar, groß, schwer und sehr tief (Ps 40,6, Ps 92,6, Ps 139,17). Und so anbetet David den Ewigen, Einen, unbegreiflichen und unvergleichlich guten, gnädigen und barmherzigen Gott (Ps 103,8). So begeistert und so glückselig ist David, dass Er diese Wunder und Gedanken Gottes weitersagen will, auf dass auch andere von Ihm hören und Ihn kennen lernen mögen.

Das Wesen und die Wunder Gottes bleiben bei David nicht ohne Wirkung. Und so nimmt er uns in den nächsten Versen mit hinein in seine überströmende Freude und beschreibt uns, was ihm Gott und Sein Tun bedeuten; dabei scheint es so, als würden sich Selbstaussage und Prophetie überlagern, denn was David dichtet, findet sich 1.000 Jahre später in Christi Wesen und Werk in Vollendung wieder:

Er weiß, dass Gott nicht am Opfer als Solchem gelegen ist, weder am Schlachtopfer noch am Speisopfer; weder an unserem Bemühen um Vergebung noch an unserer ausdrücklichen Dankbarkeit (vgl. 3Mo 6:1ff). Sondern daran, dass wir Ihn mit offenen Ohren hören, wo Er in Seinem Wort zu uns spricht; diese offenen Ohren sind gleichwohl allein Gottes Werk: Er Selbst muss sie uns in der Wiedergeburt auftun, denn: "wer Gott erkennt, der hört uns; wer nicht von Gott ist, der hört uns nicht" (1Joh 4:6, vgl. Joh 3:3). Gott will nur um unseretwillen unseren Gehorsam, denn: "So wahr ich lebe, spricht Gott der HERR: ich habe kein Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern daß der Gottlose umkehre von seinem Wege und lebe" (Hes 33:11). Unsere hörende, gehorchende Bussfertigkeit ist es also, die Gott so wichtig ist, "Die Opfer, die Gott gefallen, sind ein geängsteter Geist, ein geängstetes, zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verachten" (Ps 51:19). 

Zu diesen zerbrochenen Herzen kommt Christus gern, Ihnen das Evangelium zu predigen; die Gerechtigkeit, mit der Er "gerecht macht den, der da ist aus dem Glauben an Jesus" (Röm 3,26). Diese Gerechtigkeit, derer wir so sehr bedürfen, verbirgt unser Heiland nicht in Seinem Innersten, sondern predigt sie durch das Wort Seiner weltweiten Kirche und lässt sich von nichts und niemandem den Mund verbieten. So bezeugt Ihn Johannes: "wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit" (Joh 1,14). Und so steht es schon in der Schrift. Denn wie die Chroniken oder die Bücher der Könige von David berichten, so ist es bei Christus die ganze Schrift des Alten Testaments für die gilt: "sie ist's, die von mir zeugt" (Joh 5,39). Und was sie uns bezeugt ist das, was Christus allein in Seiner vollkommenen Heiligkeit und Gerechtigkeit von sich sagen kann: "Der Geist des Herrn ist auf mir ... zu verkündigen das Evangelium den Armen; er hat mich gesandt, zu predigen den Gefangenen, dass sie frei sein sollen, und den Blinden, dass sie sehen sollen, und den Zerschlagenen, dass sie frei und ledig sein sollen, zu verkündigen das Gnadenjahr des Herrn" (Jes 61,1-2, Lk 4:18-21). Eben dies ist der Wille Gottes. Und Christus tut ihn von Herzen gern; in Ihm ist auch diese Verheißung Gottes in Vollkommenheit erfüllt: "Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben" (Jer 31,33). Er hat nicht nur das wunderbare Gesetz Gottes (Ps 119,18) im Herzen, Er selbst ist das ewige Wort des Evangeliums von der Gnade Gottes (Joh 1,1). Und Er selbst ist die Gerechtigkeit, mit der Gott uns gerecht spricht - in Person (1Kor 1,30).

12-14 Nach dieser Erinnerung an Gott, an Seine herzliche Barmherzigkeit und Errettung, Seine Wunder und Gedanken, Seinen Willen und Werk, Seine Gerechtigkeit, Sein Wesen, Sein Evangelium, ja Seine Person fleht David Gott darum an, mit dieser Barmherzigkeit bei ihm zu bleiben, sich nicht von ihm abzuwenden. Er sehnt sich danach, dass Gott auf allen seinen Wegen bei ihm bleibt und ihn in Seinem Erbarmen, Seiner wohlwollenden Zuwendung und in Seiner Treue, die sich selbst nicht verleugnen kann (2Tim 2:13), beschützt. Denn noch immer steckt David in schwersten Leiden, die ihn umringen, wie ein unzählbares Heer. Und der Grund für diese Leiden ist David offenbar: seine Sünden haben ihn eingeholt. Woran genau David denkt, wissen wir nicht, aber es darf uns dennoch eine Warnung sein: es gibt nichts in dieser Welt, was ohne Folgen bleibt - auch unsere Sünde nicht. So überwältigt ist David von seinen Missetaten, dass sie ihm endlos groß scheinen, unüberblickbar, wie das weite Meer und unzählbar viele, mehr als er Haare auf seinem Kopf hat. Und so verzweifelt sein geängstetes Herz ganz und gar und so betet er inbrünstig und fleht zu Gott, ihn zu erretten und ihm zu helfen. Doch nicht auf sein eigenes Tun und auf seine eigene Gerechtigkeit gründet David sein Gebet -denn er weiß genau, dass er Gott nichts zu bringen hat, außer seiner großen Schuld- sondern er richtet sein Gebet rein an den freien Gnadenwillen unseres souveränen Gottes, der von sich spricht: "Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig; und wessen ich mich erbarme, dessen erbarme ich mich" (2.Mose 33,19, Röm 9:15) und der uns -gottlob!- auch versprochen hat: "Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit" (1Joh 1:9).

15-16 Nachdem David seine Beziehung zu Gott ins Reine gebracht hat, betet er zu Ihm um seiner Widersacher willen. Schämen sollen sie sich, ihm das Leben nehmen zu wollen; Gott möge schenken, dass ihre Mordlust völlig frustriert werde. Und sie selbst sollen -Dank Gottes Hilfe- von David ablassen, ja von ihm weichen, wie von einem übermächtigen Feind. Schande wünscht er ihnen, die ihm so kaltherzig begegnen; von seinem Unglück völlig ungerührt. Und soviel Selbsterkenntnis wünscht er seinen Feinden, dass sie sich, wegen ihres schändlich bösen Wesens, das sie zu so herzlosen Worten, wie etwa "Ja, schau dir den einmal an!" hinriss, selbst anwidern.

17 Allen Menschen jedoch, die nach Gott fragen, wünscht David Freude an Seiner Person und eine leichtherzige Fröhlichkeit; ja sie, die die Erlösung Gottes herzlich lieb gewonnen haben, mögen den Namen des Ewigen zu allen Zeiten aufs höchste preisen.

18 David schließt sein Gebet mit der Erkenntnis seiner eigenen Armut und Not vor Gott auf der einen Seite; und auf der anderen Seite in dem Wissen, dass er dennoch und trotz allem von Gott versorgt wird. Denn Gott selbst ist sein Nothelfer und sein Retter. Gleichwohl, trotz aller Erkenntnis von Gottes Wesen und Gnade, Seines Werkes und Heils, drängt David noch immer seine konkrete Not und so schließt er mit dem einem Doppelten: dem Bekenntnis seines Glaubens an die treue Sorge Gottes, seines Helfers und Erretters und mit der lieben Bitte an Gott, ihn doch bitte nicht zu versäumen. 


Praktische Anwendung

1. Wenn Deine Not auch lange währt: warte auf Gott, Seine Hilfe und Seine Gerechtigkeit
2. Bete zu Gott um Hilfe & Vergebung für Deien Sünde; Er wird Dich gern erhören (1Joh 1:9)
3. Schaue mit Hoffnung auf Christus, der Dich liebt und für Deine Schuld gestorben ist

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[Predigt als MP3]

Gebet in Krankheit (Ps 41:1-14)

Text 

1 Ein Psalm Davids, vorzusingen. 2 Wohl dem, der sich des Schwachen annimmt! Den wird der HERR erretten zur bösen Zeit. 3 Der HERR wird ihn bewahren und beim Leben erhalten und es ihm lassen wohlgehen auf Erden und ihn nicht preisgeben dem Willen seiner Feinde. 4 Der HERR wird ihn erquicken auf seinem Lager; du hilfst ihm auf von aller seiner Krankheit. 5 Ich sprach:HERR, sei mir gnädig! Heile mich; denn ich habe an dir gesündigt. 6 Meine Feinde reden Arges wider mich:»Wann wird er sterben und sein Name vergehen? « 7 Sie kommen, nach mir zu schauen, und meinen's doch nicht von Herzen; sondern sie suchen etwas, daß sie lästern können, gehen hin und tragen's hinaus auf die Gasse. 8 Alle, die mich hassen, flüstern miteinander über mich und denken Böses über mich: 9 »Unheil ist über ihn ausgegossen; wer so daliegt, wird nicht wieder aufstehen. « 10 Auch mein Freund, dem ich vertraute, der mein Brot aß, tritt mich mit Füßen. 11 Du aber, HERR, sei mir gnädig und hilf mir auf, so will ich ihnen vergelten. 12 Daran merke ich, daß du Gefallen an mir hast, daß mein Feind über mich nicht frohlocken wird. 13 Mich aber hältst du um meiner Frömmigkeit willen und stellst mich vor dein Angesicht für ewig. 14 Gelobt sei der HERR, der Gott Israels, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen! Amen!


Kommentar

Zusammenfassung

Dieses Loblied König Davids erzählt vom Gottes Beistand gegen die Barmherzigen, Davids Krankheit und Gebet um Gnade, sowie von seinen argen Feinden, die ihn verlästern und sein Sterben herbeisehnen. Es erzählt von Davids Flehen um Heilung um der staatlichen Ordnung willen und von Davids Hoffnung auf Erhörung, die sich in seinem Glauben an Gottes Güte und unwandelbare Treue gründet. Diese sind Anlass für Davids Gotteslob.


Struktur

1 König David dichtete dies Loblied zum Vortrag durch den Chor:

2-4 Wer die Angefochtenen achtet, wird mit ihnen Gottes Segen erfahren: Schutz, Rettung und Heilung in schlimmer Zeit.

5 Angesichts seiner eigenen Sünde jedoch bittet David reumütig um Gnade.

6-10 Seine Feinde jedoch, falsch und von Hass erfüllt, lästern über ihn und wünschen ihm den Tod.

11 Angesichts dessen betet David um Gnade und Heilung, um die Übeltäter in seiner Funktion als Regent zurechtweisen zu können.

12-13 Gottes Gnade und ewige Treue erkennt David dabei am Scheitern seiner Feinde und weiß sich für ewig sicher in Gottes Hand.

14 Angesichts dieser Gewissheit stimmt David ein großes Gotteslob an und wünscht, es möge für immer fortklingen.


Inhalt

1 Auch dieses letzte Loblied des ersten Psalmenbuches wurde von David zu dem Zweck gedichtet, vom königlichen Meisterchor in Liedform vorgetragen zu werden.

2-4 Gleich zu Anfang seines Lobliedes stimmt David einen Segen an: denjenigen, die sich, weil sie die Angefochtenen recht achten, um die Anliegen derer kümmern, die so schwach sind, dass sie sich nicht mehr selbst helfen können, spricht er den Segen Gottes zu. Ihnen wird es wohlgehen in dieser Welt und selbst in schlimmen Zeiten wird der Ewige selbst ihr Retter sein. Er wird sie behüten vor allem und vor jedem, der ihnen zusetzt, sie bedroht und ihnen Übles will, so dass sie trotz der Boswilligkeit ihrer Feinde am Leben bleiben. Ja der Allmächtige selbst wird sie in ihrem Krankenbett erfrischen und ihnen von aller Krankheit zur Gesundheit helfen.

5 Kaum hat er diesen Segen Gottes über den Barmherzigen ausgesprochen, so bricht schon ein Gebet um Gnade und Heilung angesichts seiner eigenen Sünde aus David heraus: mit der Inbrunst der Not und völlig demütig kommt er vor den Ewigen Herrscher des Alls und fleht um Gnade. Denn er hat das Wesentliche seiner Sünde erkannt: was auch immer er tat, vor allem an Gott hat er gesündigt (Ps 51:6). Er hat begriffen, dass jede unserer Sünden die Gottebenbildlichkeit zerstört, zu der wir geschaffen wurden (1Mo 1:26). Und dass wir damit die Ehre Gottes in den Schmutz ziehen, für die wir gemacht sind (Jes 43:7). Auch verachtet unsere Sünde, in rebellischer Eigensucht, Gottes legislative Gewalt und sucht allein das eigene Wohl, statt erstlich Gottes Ehre und macht sich so, wider das erste Gebot, selbst zu Gott und Gesetz. Und so bittet David - was uns scheinen mag, wie eine eigenartige Kombination - angesichts seiner Sünde um Heilung. Fast, als ob er gewusst hätte, was Jahrhunderte später der Prophet Jesaja über Christus weissagen würde: "Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt" (Jes 53:5). Und wir dürfen gewiss sein, dass David's Gebet erhört wurde, denn das ist Gottes Verheißung an jedes bußfertige Herz und jedes reuevolle Gebet (1Joh 1:8f, Lk 18:13ff).

6-10 Während David im Stillen, inniglich und von Herzen, mit Gott über seine Schuld und die von Ihm ersehnte Vergebung redet, tragen Davids Feinde ihr herzloses und hasserfülltes Gerede hinterrücks hinaus in die Öffentlichkeit der Straße. Nicht einmal ihre Krankenbesuche sind ungeheuchelt, sondern dienen nur dem einen Zweck, sich Nachschub zur üblen Nachrede zu verschaffen. Konspirativ tuscheln seine Hasser miteinander und führen nur Verrat im Schilde; ihr sehnlichster Wunsch ist Davids Tod, sie können es gar nicht erwarten, dass er stirbt. Und so, wie sie über ihn denken, so reden sie auch über ihn: sie unken über sein angeblich nicht mehr zu verhinderndes Sterben. Davids Erleben jedoch ist, ohne sein Wissen, eine Vorschattung des Hasses und der Mordgedanken, die 1.000 Jahre später unserm lieben Heiland von den Pharisäern entgegenschlagen würde. Und so nimmt es nicht wunder, dass auch Worte dieses Psalms, dank Davids prophetischer Gabe, für die Zukunft transparent werden und der Verrat des Judas an Christus hindurchscheint, als David dichtet: "Auch mein Freund, dem ich vertraute, der mein Brot aß, tritt mich mit Füßen."

11 Um dieser inneren, wie äußeren Not willen betet David ein Zweifaches: zuerst und im Angesicht seiner eigenen Sünde, dass der ewige und allmächtige König aller Könige ihm gnädig sei. Dann aber auch, dass Er ihm, entgegen allen Unkenrufen seiner Feinde, von seinem Krankenlager aufhelfe und ihn so in die Lage versetze, seine Widersacher zur Rechenschaft zu ziehen. Nicht gottlosen Hass und geistlich verwerfliche Rachegedanken hat David dabei im Sinn, sondern vielmehr, denn er ist König!, die Eingrenzung des Unrechts in seinem Reich und damit den Schutz und die Aufrechterhaltung des bürgerlichen Lebens.

12-13 Die herzliche Zugewandtheit Gottes und Dessen anerkennende Zufriedenheit mit seiner Person erkennt David dabei am Scheitern der Pläne seiner Feinde: wo Gott ihn liebt, wird es seinen Widersachern nicht gelingen, zu obsiegen; werden, die ihn hassen, niemals Triumphlieder über ihn anstimmen. Im Gegenteil: Gott wird ihn auch in Zukunft erhalten; nicht um seiner etwaigen Sündlosigkeit willen (David hatte ja nur wenige Verse zuvor um Gnade für seine Sünde gebeten), sondern vielmehr um des Wohlgefallens Gottes willen, welches seine Aufrichtigkeit und Integrität honoriert. Er, der Ewige, das weiß David gewiss, wird ihn bis zum Ende festhalten - niemand wird ihn aus Seiner Hand reißen (vgl. Joh 10:28f) - und wird ihn zu guter Letzt und für alle Ewigkeiten vor Sein Angesicht stellen mit Freuden (Jud 24).

14 Mit dieser Gewissheit vor Augen dichtet David, der Regent von Israel, die finalen Zeilen und wir können nur ahnen, wie der königliche Meisterchor Luft und Raum mit seinem volltönenden Klang erfüllt. Das gewaltige Gotteslob erhebt den Allmächtigen und Souverän auch über Davids Königreich und gibt Davids Sehnsucht Ausdruck, dass diese Euphonie fortklingen möge in alle Ewigkeit und bekräftigt diesen festen Entschluss mit einem unumstößlichen, doppelten Amen: "So ist es." und "So soll es sein - für immer."


Praktische Anwendung

1. Wenn Dein Nächster in Nöten ist, nimm Dich seiner voll Erbarmen an.
2. Wenn innere und äußere Not Dich bedrängt, bete zu Gott um Gnade, Heilung und Hilfe.
3. Sei gewiss und lobe Gott, denn: Er hört Dein Gebet und hält Dich fest in Ewigkeit.

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[Predigt als MP3]

Die Heilung eines mondsüchtigen Knaben (Mt 17:14-20)

Text 

14 Und als sie zu dem Volk kamen, trat ein Mensch zu ihm, fiel ihm zu Füßen 15 und sprach: Herr, erbarme dich über meinen Sohn! Denn er ist mondsüchtig und hat schwer zu leiden; er fällt oft ins Feuer und oft ins Wasser; 16 und ich habe ihn zu deinen Jüngern gebracht, und sie konnten ihm nicht helfen. 17 Jesus aber antwortete und sprach: O du ungläubiges und verkehrtes Geschlecht, wie lange soll ich bei euch sein? Wie lange soll ich euch erdulden? Bringt ihn mir her! 18 Und Jesus bedrohte ihn; und der böse Geist fuhr aus von ihm, und der Knabe wurde gesund zu derselben Stunde. 19 Da traten seine Jünger zu ihm, als sie allein waren, und fragten: Warum konnten wir ihn nicht austreiben? 20 Er aber sprach zu ihnen: Wegen eures Kleinglaubens. Denn wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so könnt ihr sagen zu diesem Berge: Heb dich dorthin!, so wird er sich heben; und euch wird nichts unmöglich sein.


Kommentar

Zusammenfassung

Zurück vom Berg der Verklärung treffen Jesus, Petrus, Johannes und Jakobus auf die in der Gegend von Cäserea Philippi verbliebenen Jünger. Diese bemühten sich auf das Bitten eines hilfesuchenden Vaters erfolglos um einen von einem Dämon besessenen Jungen. Nach einer kurzen Auseinandersetzung mit den ebenfalls anwesenden Schriftgelehrten (vgl. Mk 9:14) heilt Jesus den Jungen. Seinen Jüngern erklärt er, dass sie aufgrund ihres von Zweifeln geschwächten Glaubes nicht helfen konnten; dass ihnen jedoch mit von Zweifeln ungetrübtem Glauben nichts von Gott gewolltes unmöglich sei.


Struktur

14-16 Ein unbekannter Vater bringt seinen dämonisierten Sohn zu den Jüngern, die ihm, trotz ihrer Begabung und göttlichen Mission, nicht helfen können.

17-18 Jesus schilt die Schriftgelehrten, die mit den Jüngern streiten für ihren Unglauben und ihre Falschheit und heilt den Jungen; treibt den Dämon durch ein Wort Seines Mundes aus.

19-20 Im geschützten Raum allein mit Jesus fragen die Jünger nach dem Grund ihres Versagens. Christus zeigt ihnen auf, dass es nicht die Quantität, sondern die Qualität ihres Glaubens ist, auf die es ankommt.


Inhalt

14-16 Dem Abstieg vom Berg der Verklärung folgt die Ankunft in der Ebene der Welt. Wo eben noch Christi himmlische Herrlichkeit erstrahlte, begegnen die Jünger, als sie zur Volksmenge zurückkehren, der Finsternis dämonischer Machenschaften und dem von ihr verursachten Leid. 

Ein Mensch, uns unbekannt und uns namentlich nicht genannt, ein Mensch, wie Du und ich, naht sich voll Verzweiflung zu Jesus und fleht ihn mit den Worten "κυριε ελεησον" (Kyrie Eleison) an um Sein Erbarmen. Nicht um seinetwillen, sondern um seines geliebten Sohnes willen bittet er Christus und beschreibt ihm seinen Sohn als 'mondsüchtig': oft schon, ja bald regelmäßig, fiel er ins Feuer und holte sich dabei ganz sicher Verbrennungen ein oder er fiel ins Wasser und ertrank beinahe daran. So sehr der Sohn daran zu leiden hatte, so sehr litt aus Liebe auch sein Vater mit ihm. 

Den zwölf Jüngern hatte Jesus besondere Gaben der Heilung geschenkt (Mt. 10:8) und ihnen auch Macht über die bösen Geister verliehen (Lk 10:20) - was dem Volk ganz sicher nicht verborgen geblieben war. So brachte denn der Vater seinen Sohn auch zuerst zu Jesu Jüngern, damit ihm geholfen werde und doch konnten sie dem Jungen wider alles Erwarten nicht helfen.

17-18 Und als sei die Situation allein noch nicht notvoll genug, streiten die Schriftgelehrten mit Jesu Jüngern (Mk 9:14). Wir wissen nicht aus welchem Grund; vielleicht darüber, ob und wie dem Jungen zu helfen sei, oder vielleicht über deren Autorität, sich überhaupt in diese Situation "einzumischen". Und so schilt Christus sie, angesichts des leidenden Kindes und des verzweifelten Vaters als "ungläubiges und verkehrtes Geschlecht". Seine rhetorische Frage an die Schriftgelehrten, wie lange er ihre Gegenwart, ihren Unglauben und ihre Falschheit noch zu erdulden habe, verschärft Seine Kritik an ihrem Charakter noch. 

Dass er mit Seinem Schelten seine Jünger nicht direkt gemeint hat wird übrigens klar aus der Tatsache, dass Petrus (Mt 16:16-17), wie vor ihm schon Nathanael (Joh 1:49) und nach ihm dann, anlässlich der Stillung des Sturms, alle Jünger (Mt 14:33) die Gottessohnschaft Christi und ihren Glauben an Ihn bezeugten und damit weder 'ungläubig' waren (vgl. Mt 11:27, Mt 16:17), noch waren sie als neue Kreaturen 'verkehrt'. Dennoch werden Christi Scheltworte über den Unglauben mit einigem Recht auch in den Jüngern nachgehallt haben, denn sie hatten von Christus die Gabe der Geisteraustreibung verliehen bekommen und dennoch kläglich an dem Jungen versagt. Auch ihr Streiten mit den Schriftgelehrten mag anlässlich der Worte Christi und im Angesicht der notleidenden Situation von Vater und Sohn in ihren Gewissen nachgeklungen haben.

Nachdem Jesus die Schriftgelehrten zurecht gewiesen hatte, fordert Er kraft Seiner Autorität als Sohn Gottes, dass man den Knaben zu ihm bringe und treibt den Dämon aus, dessen angst- und furchteinflößendes Wirken uns Markus in seinem Evangelium noch ausführlicher beschreibt (Mk 9:20.26). Die Kürze der Darstellung bei Matthäus unterstreicht dabei noch die Vollmacht und Autorität Christi: Schon ein einziges, drohendes Wort aus dem Munde des Allmächtigen genügte und der böse Geist verließ augenblicklich den Körper des Kindes; der Junge war augenblicklich geheilt.

19 - 20 Erst, als sie wieder allein mit Christus sind, im geschützen Raum, abseits der Ohren der Öffentlichkeit, wagen die Jünger die Frage, die sie umtreibt: Was war die Ursache, was war der Grund -angesichts der gerade offenbarten Vollmacht Christi stellte sich diese Frage um so mehr- warum sie dem Jungen nicht helfen konnten?

Die Antwort Christi ist so einfach, wie niederschmetternd: es lag an einem von ihnen selbst verschuldeten Mangel, der ihrem Glauben anhaftete: er war schwach (ολιγος). Den Grund für einen schwachen Glauben finden wir in Mt 21:21, Jak 1:6: es ist der Zweifel. Zweifel daran, dass Gott sein Wort hält. Mt. 10:8 hatte Christus ihnen befohlen Geister auszutreiben und ihnen bestätigt, dass sie die dazu empfangene Macht geschenkweise empfangen hatten. Somit hatten sie Bevollmächtigung und Sendung, Gabe und Aufgabe, Befehl und Zusage aus dem Munde Christi selbst erhalten. 

Es geht also nicht um die Größe des Glaubens, sondern um seine Zweifelsfreiheit, das macht Christus klar, indem er seinen Jüngern sagt, dass selbst ein Glaube von der Größe eines winzigen Senfkornes ausreichend sei, um Hindernisse von der Größe eines Berges zu versetzen, ja dass den Jüngern -im Rahmen der von Gott gesteckten Grenzen Seines Willens und Seines Planes (vgl. 1Jo 5:14)- kein Ding unmöglich sein würde, sondern, wozu auch immer Gott sie ausrüstete und sendete, das würde ihnen gelingen. Es geht also um die Qualität des Glaubens, nicht um dessen Quantität.


Praktische Anwendung

1. Wenn Du von Menschen in Not um Hilfe gebeten wirst, diskutiere nicht, sondern helfe!
2. Wenn Du mit Deinen eigenen Kräften und Deiner Weisheit am Ende bist: bete zu Jesus.
3. Lerne mehr und mehr, den Worten Christi voll und ganz zu vertrauen und werde so mehr und mehr fruchtbar und wirksam für Sein Reich.

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[Predigt als MP3]