Text
24 Als sie nun nach Kapernaum kamen, traten zu Petrus, die den
Tempelgroschen einnehmen, und sprachen: Pflegt euer Meister nicht den
Tempelgroschen zu geben? 25 Er sprach: Ja. Und als er heimkam, kam ihm
Jesus zuvor und fragte: Was meinst du, Simon? Von wem nehmen die Könige
auf Erden Zoll oder Steuern: von ihren Kindern oder von den Fremden? 26
Als er antwortete: Von den Fremden, sprach Jesus zu ihm: So sind die
Kinder frei. 27 Damit wir ihnen aber keinen Anstoß geben, geh hin an den
See und wirf die Angel aus, und den ersten Fisch, der heraufkommt, den
nimm; und wenn du sein Maul aufmachst, wirst du ein Zweigroschenstück
finden; das nimm und gib's ihnen für mich und dich.
Kommentar
Zusammenfassung
Anlässlich der Eintreibung der Tempelsteuer lehrt Christus Petrus, dass
die Kinder Gottes von dieser Steuer ausgenommen sind. Dennoch zahlt er
dieselbe für sich und Petrus freiwillig, um nicht ein Ärgernis zu
stiften. Dass Gottes Kinder als Königskinder tatsächlich von der
Tempelsteuer ausgenommen sind, bestätigt Er uns durch ein Wunder: der
genaue Steuerbetrag für Christus und Petrus findet sich im Maul eines
Fisches.
Struktur
24 -25a Die Eintreiber der Tempelsteuer fragen Petrus nach Christi Zahlungsmoral
25b-26 Christus lehrt Petrus, das Königskinder von der Steuer ausgenommen sind
27 Um einen öffentlichen Anstoß zu vermeiden, zahlt Christus dennoch. Den erforderlichen Betrag lässt er Petrus durch ein Wunder zukommen und schenkt ihm seinen Anteil.
25b-26 Christus lehrt Petrus, das Königskinder von der Steuer ausgenommen sind
27 Um einen öffentlichen Anstoß zu vermeiden, zahlt Christus dennoch. Den erforderlichen Betrag lässt er Petrus durch ein Wunder zukommen und schenkt ihm seinen Anteil.
Inhalt
24 -25a Nachdem ihre
Reise sie über Cäserea Philippi zum Hermon geführt hatte, geht es nun
wieder zurück in das galiläische Kapernaum am See Genezareth. Dort
treten Männer an Petrus heran, deren Dienst es war, die Tempelsteuer
einzunehmen.
Die Tempelsteuer wurde bereits zu Moses Zeiten
festgelegt (2.Mo 30:11-16) und betrug zur Zeit des Alten Testaments 1/2
"Shekel" (Luther: "Taler") für alle Männer über 20 Jahren. Zur Zeit des
Neuen Testaments entsprach dem hebräischen Shekel der griechische
Stater, auch "Doppeldrachme" (Luther: "Zweigroschenstück", Vers 27)
genannt.
Die Tempelsteuer hatte eine zweifache Bestimmung. Zum
einen diente sie dem Volk als "Sühnegeld". So sollte das Volk vor der
Sünde des Selbstvertrauens bewahrt werden, indem es nicht auf die Macht
seiner eigenen Zahl und Größe blickte, sondern allein auf den Herrn
(vgl. 2Sam 24:10). Insofern diente die Tempelsteuer (2.Mo 30:11-16) "zum
gnädigen Gedenken vor dem HERRN", "zur Sühnung für Euer Leben", also
dazu, Gott gnädig zu stimmen, sollte doch jemand der Sünde zum Opfer
gefallen sein. Zum anderen diente die Tempelsteuer jedoch auch "als
Opfergabe für den HERRN", "zum Dienst an der Stiftshütte" (2.Mo
30:11-16), also zu deren Pflege und Instandhaltung derselben und später
des Tempels.
Die Beauftragten zur Einnahme der Tempelsteuer
traten also an Petrus heran und zwar mit der Frage, ob Jesus - ihr
Lehrer - nicht die Gewohnheit habe, die Tempelsteuer zu entrichten.
Einige Ausleger sehen darin eine Sach-Frage, da sie möglicherweise nicht
wussten, ob Jesus seine Tempelsteuer möglicherweise schon in Nazareth
oder in Jerusalem bezahlt hatte. Calvin jedoch, der erkannte, dass die
Stadt Kapernaum "das Hauptquartier" Christi war, der dort im Hause Petri
wohnte, sieht in der Frage einen Ausdruck des Tadels; als ob Jesus,
aufgrund seiner Reisen an verschiedenste Orte, von der Einnahme der
Tempelsteuer im Ort Kapernaum hätte ausgenommen werden wollen. In der
Rhetorik der Frage ("pflegt ... nicht?" und "euer [nicht unser!]
Meister") scheinen zudem eine gewisse Distanziertheit oder gar ein
unterschwelliger Argwohn mit zu schwingen.
Die Antwort Petri auf
diese Frage fiel, vielleicht auch aufgrund der anzunehmenden
Missbilligung, im wahrsten Sinne des Wortes einsilbig aus: er antwortete
lediglich mit einem kurzen "Ja." Ja natürlich, ja selbstverständlich
würde Christus, der sich doch freiwillig und ohne Zwang unter die
Ordnungen des Gesetzes gestellt hatte, seine Pflicht erfüllen. Damit war
alles gesagt und das Gespräch beendet.
25b-26a Als Petrus zu
sich nach Hause kam, wo er auch Jesus Wohnung gegeben hatte, war er
vielleicht entnervt von der Frage der Kollektoren und hatte ganz sicher
die Absicht, Christus von diesem eher ärgerlichen Vorfall zu erzählen.
Doch Christus - der dank Seiner göttlichen Natur gewusst hatte, was
geschehen war - kommt dem Bericht Petri zuvor und stellt ihm eine Frage.
Nicht ärgerlich oder missgestimmt sind dabei seine Worte, sondern er
fragt ihn offen und gelassen, ja fast heiter; ganz von Herz zu Herz.
Christus fragt ihn so, dass klar wird, dass Ihm an der Äußerung von
Petri eigener Sicht und Meinung gelegen ist und nicht an einer Antwort,
die, sobald sie gegeben wurde, als formal richtig oder falsch
kategorisiert hätte werden können. Er möchte, dass Petrus über die Frage
nachdenkt und sagt, zu welcher Einsicht er selbst in seinem Herzen
gekommen ist. Er möchte, dass sein Schüler sich wirklich mit der Frage
befasst und sie nicht obenhin beantwortet, ohne sich wirklich Gedanken
gemacht zu haben. Und so fragt Er: "Was meinst Du, Simon?"
Die
Frage selbst scheint beinahe rhetorischer Natur zu sein, denn Christus
fragt, ob die Regenten dieser Erde ihre Zölle und Steuern von Ihren
Kindern einfordern oder vielmehr von fremden Dritten. Doch dank der
einleitenden Frage nach seiner Sicht ist die Antwort nicht rhetorisch
vorgegeben, sondern Petrus kann ganz frei sagen, was er denkt. Und er
antwortet: "Von den Fremden."
Die ehrliche Antwort Petri - und
auch hier scheint es so, dass Christus sie aufgrund Seiner göttlichen
Natur bereits vorausgewusst hatte - nimmt Jesus dann zum Anlaß, ihm
etwas beizubringen. Dass nämlich, was für die Kinder der Könige auf
Erden gilt, erst recht für die Kinder dessen gilt, der da ist der
"Selige und allein Gewaltige, der König aller Könige und Herr aller
Herren" (1Tim 6:15): auch sie sind von der Steuer ausgenommen. Sie sind
frei (Gal 5:1).
27 Doch obwohl Christus selbst, Der einzig ohne
Sünde war (Joh 8:46, Heb 4:15), es nicht nötig gehabt hätte ein
Sühnegeld zu entrichten, so erniedrigte Er sich sich dennoch selbst
(Phil 2:6-8) unter das Gesetz (Gal 4:4), um kein Ärgernis zu erregen.
Freiwillig will er geben, was von ihm erwartet wird - nicht aus Zwang,
sondern aus den freien Stücken der Liebe.
Dass Er aber frei war
von der Verpflichtung ein Sühnegeld zu entrichten, weil er ohne Sünde
war und dass auch Petrus frei sein sollte, weil Er ihn als sein König
freigestellt hatte, macht Jesus deutlich, indem Er die erwartete Abgabe
nicht selbst zahlt und auch Petrus nicht dazu verpflichtet.
Vielmehr schenkt er sie Petrus: Im Mund eines Fisches, des ersten, den
Petrus aus dem See Genezareth angeln würde, würde sich wundersamerweise
ein Geldstück finden. Ein Zweigroschenstück. Gerade genug, dass Petrus
es nehmen und für sich und Christus als Sühnegeld entrichten könnte.
Mit diesem Wunder weist Christus uns auf sein viel Größeres Geschenk an
uns hin: dass Er selbst, der sündlose Gottessohn, für unsere Schuld mit
Seinem Blut das Sühnegeld bezahlt hat (Rö 3:25).
Praktische Anwendung
1. Was empfindest Du, wenn Du daran denkst, dass Christus Dein Sühnegeld mit seinem eigenen Blut bezahlt hat? (Rö 3:25)
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