Sonntag, 12. Oktober 2014

Von der Zahlung der Tempelsteuer (Mt 17:24-27)

Text 

24 Als sie nun nach Kapernaum kamen, traten zu Petrus, die den Tempelgroschen einnehmen, und sprachen: Pflegt euer Meister nicht den Tempelgroschen zu geben? 25 Er sprach: Ja. Und als er heimkam, kam ihm Jesus zuvor und fragte: Was meinst du, Simon? Von wem nehmen die Könige auf Erden Zoll oder Steuern: von ihren Kindern oder von den Fremden? 26 Als er antwortete: Von den Fremden, sprach Jesus zu ihm: So sind die Kinder frei. 27 Damit wir ihnen aber keinen Anstoß geben, geh hin an den See und wirf die Angel aus, und den ersten Fisch, der heraufkommt, den nimm; und wenn du sein Maul aufmachst, wirst du ein Zweigroschenstück finden; das nimm und gib's ihnen für mich und dich.


Kommentar

Zusammenfassung

Anlässlich der Eintreibung der Tempelsteuer lehrt Christus Petrus, dass die Kinder Gottes von dieser Steuer ausgenommen sind. Dennoch zahlt er dieselbe für sich und Petrus freiwillig, um nicht ein Ärgernis zu stiften. Dass Gottes Kinder als Königskinder tatsächlich von der Tempelsteuer ausgenommen sind, bestätigt Er uns durch ein Wunder: der genaue Steuerbetrag für Christus und Petrus findet sich im Maul eines Fisches.

Struktur

24 -25a Die Eintreiber der Tempelsteuer fragen Petrus nach Christi Zahlungsmoral
25b-26 Christus lehrt Petrus, das Königskinder von der Steuer ausgenommen sind
27 Um einen öffentlichen Anstoß zu vermeiden, zahlt Christus dennoch. Den erforderlichen Betrag lässt er Petrus durch ein Wunder zukommen und schenkt ihm seinen Anteil.

Inhalt

24 -25a Nachdem ihre Reise sie über Cäserea Philippi zum Hermon geführt hatte, geht es nun wieder zurück in das galiläische Kapernaum am See Genezareth. Dort treten Männer an Petrus heran, deren Dienst es war, die Tempelsteuer einzunehmen.

Die Tempelsteuer wurde bereits zu Moses Zeiten festgelegt (2.Mo 30:11-16) und betrug zur Zeit des Alten Testaments 1/2 "Shekel" (Luther: "Taler") für alle Männer über 20 Jahren. Zur Zeit des Neuen Testaments entsprach dem hebräischen Shekel der griechische Stater, auch "Doppeldrachme" (Luther: "Zweigroschenstück", Vers 27) genannt.

Die Tempelsteuer hatte eine zweifache Bestimmung. Zum einen diente sie dem Volk als "Sühnegeld". So sollte das Volk vor der Sünde des Selbstvertrauens bewahrt werden, indem es nicht auf die Macht seiner eigenen Zahl und Größe blickte, sondern allein auf den Herrn (vgl. 2Sam 24:10). Insofern diente die Tempelsteuer (2.Mo 30:11-16) "zum gnädigen Gedenken vor dem HERRN", "zur Sühnung für Euer Leben", also dazu, Gott gnädig zu stimmen, sollte doch jemand der Sünde zum Opfer gefallen sein. Zum anderen diente die Tempelsteuer jedoch auch "als Opfergabe für den HERRN", "zum Dienst an der Stiftshütte" (2.Mo 30:11-16), also zu deren Pflege und Instandhaltung derselben und später des Tempels.

Die Beauftragten zur Einnahme der Tempelsteuer traten also an Petrus heran und zwar mit der Frage, ob Jesus - ihr Lehrer - nicht die Gewohnheit habe, die Tempelsteuer zu entrichten. Einige Ausleger sehen darin eine Sach-Frage, da sie möglicherweise nicht wussten, ob Jesus seine Tempelsteuer möglicherweise schon in Nazareth oder in Jerusalem bezahlt hatte. Calvin jedoch, der erkannte, dass die Stadt Kapernaum "das Hauptquartier" Christi war, der dort im Hause Petri wohnte, sieht in der Frage einen Ausdruck des Tadels; als ob Jesus, aufgrund seiner Reisen an verschiedenste Orte, von der Einnahme der Tempelsteuer im Ort Kapernaum hätte ausgenommen werden wollen. In der Rhetorik der Frage ("pflegt ... nicht?" und "euer [nicht unser!] Meister") scheinen zudem eine gewisse Distanziertheit oder gar ein unterschwelliger Argwohn mit zu schwingen. 

Die Antwort Petri auf diese Frage fiel, vielleicht auch aufgrund der anzunehmenden Missbilligung, im wahrsten Sinne des Wortes einsilbig aus: er antwortete lediglich mit einem kurzen "Ja." Ja natürlich, ja selbstverständlich würde Christus, der sich doch freiwillig und ohne Zwang unter die Ordnungen des Gesetzes gestellt hatte, seine Pflicht erfüllen. Damit war alles gesagt und das Gespräch beendet.

25b-26a Als Petrus zu sich nach Hause kam, wo er auch Jesus Wohnung gegeben hatte, war er vielleicht entnervt von der Frage der Kollektoren und hatte ganz sicher die Absicht, Christus von diesem eher ärgerlichen Vorfall zu erzählen. Doch Christus - der dank Seiner göttlichen Natur gewusst hatte, was geschehen war - kommt dem Bericht Petri zuvor und stellt ihm eine Frage. Nicht ärgerlich oder missgestimmt sind dabei seine Worte, sondern er fragt ihn offen und gelassen, ja fast heiter; ganz von Herz zu Herz. 

Christus fragt ihn so, dass klar wird, dass Ihm an der Äußerung von Petri eigener Sicht und Meinung gelegen ist und nicht an einer Antwort, die, sobald sie gegeben wurde, als formal richtig oder falsch kategorisiert hätte werden können. Er möchte, dass Petrus über die Frage nachdenkt und sagt, zu welcher Einsicht er selbst in seinem Herzen gekommen ist. Er möchte, dass sein Schüler sich wirklich mit der Frage befasst und sie nicht obenhin beantwortet, ohne sich wirklich Gedanken gemacht zu haben. Und so fragt Er: "Was meinst Du, Simon?"

Die Frage selbst scheint beinahe rhetorischer Natur zu sein, denn Christus fragt, ob die Regenten dieser Erde ihre Zölle und Steuern von Ihren Kindern einfordern oder vielmehr von fremden Dritten. Doch dank der einleitenden Frage nach seiner Sicht ist die Antwort nicht rhetorisch vorgegeben, sondern Petrus kann ganz frei sagen, was er denkt. Und er antwortet: "Von den Fremden." 

Die ehrliche Antwort Petri - und auch hier scheint es so, dass Christus sie aufgrund Seiner göttlichen Natur bereits vorausgewusst hatte - nimmt Jesus dann zum Anlaß, ihm etwas beizubringen. Dass nämlich, was für die Kinder der Könige auf Erden gilt, erst recht für die Kinder dessen gilt, der da ist der "Selige und allein Gewaltige, der König aller Könige und Herr aller Herren" (1Tim 6:15): auch sie sind von der Steuer ausgenommen. Sie sind frei (Gal 5:1).

27 Doch obwohl Christus selbst, Der einzig ohne Sünde war (Joh 8:46, Heb 4:15), es nicht nötig gehabt hätte ein Sühnegeld zu entrichten, so erniedrigte Er sich sich dennoch selbst (Phil 2:6-8) unter das Gesetz (Gal 4:4), um kein Ärgernis zu erregen. Freiwillig will er geben, was von ihm erwartet wird - nicht aus Zwang, sondern aus den freien Stücken der Liebe.

Dass Er aber frei war von der Verpflichtung ein Sühnegeld zu entrichten, weil er ohne Sünde war und dass auch Petrus frei sein sollte, weil Er ihn als sein König freigestellt hatte, macht Jesus deutlich, indem Er die erwartete Abgabe nicht selbst zahlt und auch Petrus nicht dazu verpflichtet.
Vielmehr schenkt er sie Petrus: Im Mund eines Fisches, des ersten, den Petrus aus dem See Genezareth angeln würde, würde sich wundersamerweise ein Geldstück finden. Ein Zweigroschenstück. Gerade genug, dass Petrus es nehmen und für sich und Christus als Sühnegeld entrichten könnte.

Mit diesem Wunder weist Christus uns auf sein viel Größeres Geschenk an uns hin: dass Er selbst, der sündlose Gottessohn, für unsere Schuld mit Seinem Blut das Sühnegeld bezahlt hat (Rö 3:25).

Praktische Anwendung

1. Was empfindest Du, wenn Du daran denkst, dass Christus Dein Sühnegeld mit seinem eigenen Blut bezahlt hat? (Rö 3:25)

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