Einleitung
Manchmal stehen wir im Leben vor Krisen, von denen wir nicht
wissen, wie wir sie je überwinden sollen. Krisen, die so tief gehen, uns so
sehr ans Herz reichen, dass wir nicht mehr verstehen können, warum Gott so
etwas überhaupt zulässt. Warum er nicht antwortet. Warum er unsere Gebete nicht
erhört. Und wir erkennen dabei nicht, dass nicht Gott es ist, der uns im
Wege steht, sondern wir selbst. Wir erkennen oft nicht, dass die größten
Steine, die in unserem Lebensweg liegen, zutiefst etwas mit uns zu tun haben,
dass sie begründet sind in unserer ganz persönlichen Lebensgeschichte
mit all ihren Prägungen, Verletzungen und in unserem sündigen Wesen und
in der Art, wie wir mit den Problemen in unserem Leben umgehen.
Worum es heute gehen wird
Ich möchte uns heute anhand von drei biblischen
Lebensgeschichten (von Hiob, Abraham & Sarah und von Jakob & Esau) aufzeigen, was die Hintergründe
unserer Krisen sind, und warum es Gottes Barmherzigkeit ist, die uns nicht
einfach aus der Krise entlässt: Weil Gott sich wünscht, dass wir umgestaltet werden in Sein
Bild, das Ebenbild Christi. Weil Gott sich wünscht, dass wir im tiefsten
unseres Herzens frei werden von diesen unguten Zusammenhängen und im wahrsten
Sinne des Wortes "gottlosen" Vorgängen in unserem Inneren, die uns
quälen und binden.
Anhand der Lebensgeschichten von Hiob, Abraham und Jakob
möchte ich uns mit hinein nehmen in das Grundproblem dieser Welt: den Schmerz.
Unseren Schmerz. Und hinein in unsere Methoden, mit diesem Schmerz umzugehen.
Ich möchte beleuchten, wohin uns dieser Schmerz und unsere gottlosen Methoden
der Selbsthilfe führen. Und wie Gott uns in Seiner Gnade an eben diesen unseren
Methoden scheitern lässt.
Und ich möchte aufzeigen, dass es einen Weg gibt. Keinen
einfachen. Keinen leichten. Sondern einen Weg nach Gottes Willen. Einen Weg,
der uns vielleicht alles, das für uns Höchste, das für uns Tiefste, das für
uns Allerwertvollste, abverlangt. Ein echtes Opfer. Echte Hingabe. Einen Weg, der nur möglich ist durch das feste Vertrauen
darauf, dass Gott sein Wort hält. Einen Weg, der uns letztlich an einen Ort
bringt, an dem wir schon immer zu sein wünschten: den Ort, an dem sich Gottes
Verheißungen erfüllen. An dem wir am Ende wirklich frei sind. Christus ähnlich.
Umgestaltet in Gottes sein Bild.
Unser Schmerz
Hiob: Beginnen wir mit Hiob. Was war sein Schmerz? Und ich meine hier nicht die
Krise, durch die ihn Gott hat gehen lassen. Sondern ein viel tiefer liegender
Schmerz, der ihn zu dem machte, der er war: "fromm und rechtschaffen,
gottesfürchtig und meidet das Böse." (Hi 1:8).
In Hiob 1:4-5 lesen wir: "Und seine Söhne gingen hin
und machten ein Gastmahl, ein jeder in seinem Hause an seinem Tag, und sie
sandten hin und luden ihre drei Schwestern ein, mit ihnen zu essen und zu
trinken. Und wenn die Tage des Mahles um waren, sandte Hiob hin und heiligte
sie und machte sich früh am Morgen auf und opferte Brandopfer nach ihrer aller
Zahl; denn Hiob dachte: Meine Söhne könnten gesündigt und Gott abgesagt haben
in ihrem Herzen. So tat Hiob allezeit.“
Hiob opferte. Hiob war fromm. Aber warum? Hiob hatte Angst.
Angst vor der Sünde. Angst vor Gottes Zorn. Bitte versteht mich richtig: es ist gut, die Sünde zu
hassen. Es ist Gottes Gebot. Und Gott lobt ja auch den Hiob und sagt "Hast
du achtgehabt auf meinen Knecht Hiob? Denn es ist seinesgleichen nicht auf
Erden [...]" (Hiob 1:8). Aber in Hiobs Angst ist ein Element enthalten, das nichts
mit wahrer Gottesfurcht zu tun hat, denn "Furcht ist nicht in der Liebe,
sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus. Denn die Furcht rechnet
mit Strafe; wer sich aber fürchtet, der ist nicht vollkommen in der
Liebe." (1Joh 4:18). Lassen wir das einfach einmal so stehen.
Abram und Sarai:
Schauen wir auf
Abram und Sarai. Was war ihr
Schmerz? In 1Mo 11:30 lesen wir: "Aber Sarai war unfruchtbar und hatte kein Kind." Nur, wer einen herzlichen Kinderwunsch hat der unbeantwortet
bleibt - und glaubt mir: ich weiß, wovon ich rede! - der weiß auch, was es
bedeutet, dass sich diese tiefste Sehnsucht nicht erfüllt. Welchen Schmerz es bereitet, um sich glückliche Eltern zu
sehen und zu wissen, dass man nicht weiß, wie es sich anfühlt, so einen
kleinen Wurm in den eigenen Armen zu halten. Dass man nicht erlebt, wie einen
so ein Sonnenschein anstrahlt, als sei man das Größte auf der ganzen Welt. So ging es Abram und Sarai. Sie hatten kein Kind. Lassen wir auch das erst einmal so stehen und schauen auf
Jakob und Esau.
Jakob: Was war Jakobs Schmerz? In 1Mo 25,28 lesen wir: "Und
Isaak hatte Esau lieb und aß gern von seinem Wildbret; Rebekka aber hatte Jakob
lieb." Gott sei Dank hatte ich einen Vater, der mich geliebt hat.
Das durfte ich, vor allen in seinen letzten Jahren, immer deutlicher erleben.
Doch es gab auch Momente, in denen er meine Sohnschaft in Frage stellte. Nie
werde ich den Satz vergessen: "Wenn Du nicht [dies und das tust] dann bist
Du nicht mehr mein Sohn!“ Wie muss es Jakob geschmerzt haben, zu spüren, dass die
Zuneigung seines Vaters, sein wohlwollender Blick, an ihm vorüber
strich und auf Esau ruhen blieb. Wie sehr muss Jakob sich ersehnt haben, die
Anerkennung und Wertschätzung seines Vaters zu erlangen.Und wie groß muss sein Neid gegenüber Esau gewesen sein, dem Erstgeborenen, dem heldenhaften Jäger, dem, der es in den Augen seines
Vaters immer recht machte.
Jakobs Schmerz lag in der Geringschätzung. Solche Schmerzen, solche Prägungen können sich wiederholen
und sich im Laufe der Zeit verstärken. Mein großer Schmerz ist es, verlassen zu
werden. Allein zu sein. Nicht gewollt. Bei der Geburt meines Bruders wurde ich
für einige Wochen weggegeben und konnte nachher nicht mehr richtig sprechen. Nach der
Scheidung meiner Eltern wurde ich von meiner Mutter verlassen. Meine erste große
Liebe hat mich betrogen und verlassen. Und so ging es mir auch in meiner ersten
Ehe: ich wurde betrogen und verlassen. So wird die Kerbe tiefer.
Unsere Selbsthilfe
Hiob: Wie gehen wir nun damit um? Wie reagieren wir? Was tun wir gegen diesen
Schmerz? Nur zu oft versuchen wir, unserem alten Wesen folgend, das Problem
ohne Gott zu lösen. Schauen wir auf Hiob. Hiob hatte Angst. Angst vor der Sünde.
Angst vor Gottes Zorn. Und wie schützte er sich davor? Er wurde religiös. Bitte
richtig verstehen: "[Hiob] war fromm und rechtschaffen, gottesfürchtig und
mied das Böse." (Hiob 1:1) Doch seine Frömmigkeit reichte nicht bis in den Kern seines
Wesens. Er hatte weder die Liebe und Barmherzigkeit Gottes in der Tiefe
erkannt, noch die Sündhaftigkeit seiner eigenen Seele. Den Hochmut, zu dem sich
seine Frömmigkeit mit der Zeit entwickelt hatte.
Hören wir ihm zu in der Zeit seiner Krise: "Doch ich
wollte gern zu dem Allmächtigen reden und wollte rechten mit Gott. Siehe,
ich bin zum Rechtsstreit gerüstet; ich weiß, dass ich recht behalten
werde. Wer ist, der mit mir rechten könnte? Denn dann wollte ich schweigen und
zugrunde gehen." (Hiob 13:3.18.19) Hiob glaubt tatsächlich, sich in seiner frommen
Werkgerechtigkeit mit Gott auf eine Stufe stellen zu können; ja, mit Gott
rechten zu können. Ja, noch mehr: er glaubt, gegenüber dem
Allmächtigen, gegenüber dem Allwissenden, gegenüber dem Gerechten, ja gegenüber
dem HERRN des Universums, Recht behalten zu können. Lasst uns diesen Gedanken festhalten: unser
Selbstschutz, unsere Selbsthilfe, hat einen Haken.
Abram und Sarai:
Auch bei Abram und Sarai. Auch Abram und Sarai versuchten, sich
selbst zu helfen. In 1Mo 16:2 lesen wir: "Und Sarai sprach zu Abram: Siehe, der HERR hat mich verschlossen, dass ich nicht gebären kann. Geh doch zu meiner Magd, ob ich vielleicht durch sie zu einem Sohn komme. Und Abram gehorchte der Stimme Sarais."
Abram's und Sarai's Schmerz ist ihre
Kinderlosigkeit und die draus entspringende, tiefe Traurigkeit. Und die Methode
ihrer Selbsthilfe ist Eigenmächtigkeit: sie nehmen ihre Familienplanung einfach
selber in die Hand - und zwar vorbei an Gottes Plan - und vorbei an Gottes Verheißung,
wie wir später noch sehen werden. Und auch ihr Selbstschutz und ihre Selbsthilfe gehen nach
hinten los. In 1Mo 16:5, keine 3 Verse später, lesen wir: "Da sprach Sarai zu Abram: Das
Unrecht, das mir geschieht, komme über dich! Ich habe meine Magd dir in die
Arme gegeben; nun aber, da sie sieht, dass sie schwanger geworden ist, bin ich
gering geachtet in ihren Augen." Lasst uns diesen Gedanken weiter festhalten: unser
Selbstschutz, unsere Selbsthilfe, hat einen Haken.
Jakob: Auch bei Jakob. Jakobs Schmerz war die fehlende Liebe, Achtung und
Wertschätzung seines Vaters und sie mündete im Neid gegenüber seinem Bruder.
Doch wie versuchte Jakob seinen Schmerz zu überwinden? Wir wissen: Er
erschlich sich das Recht der Erstgeburt durch einen massiven Betrug: er gab
sich, seinem schon auf dem Sterbebett liegenden! Vater gegenüber, als Esau aus.
Dreimal belügt er ihn. Dazu täuscht er ihn durch Verkleidung, durch Verstellen
seiner Stimme und ein verlogenes letztes Abendessen. Er lügt und betrügt, dass
sich die Balken biegen.
Und auch hier geht
der Schuss nach hinten los: "Als Esau diese Worte seines Vaters hörte,
schrie er laut und wurde über die Maßen sehr betrübt und sprach zu seinem
Vater: Segne mich auch, mein Vater! Er aber sprach: Dein Bruder
ist gekommen mit List und hat deinen Segen weggenommen. Da sprach er: Er
heißt mit Recht Jakob [=Betrüger], denn er hat mich nun zweimal überlistet.
Meine Erstgeburt hat er genommen und siehe, nun nimmt er auch meinen
Segen." und "Und Esau war Jakob gram um des Segens willen, mit dem
ihn sein Vater gesegnet hatte, und sprach in seinem Herzen: Es wird die Zeit
bald kommen, dass man um meinen Vater Leid tragen muss; dann will ich
meinen Bruder Jakob umbringen." (1Mo 27:34-36.41). Jakobs Selbsthilfe-Methode
ist die List. Und sie führt ihn in einen bald unüberwindlichen Zwist mit seinem
Bruder Esau, der ihn wegen seines Betruges so sehr hasste, dass er plante, ihn
kaltblütig zu ermorden.
Nach diesen Ereignissen
floh Jakob nach Haran zu seinem Onkel
Laban. Zwanzig Jahre sollte er dort bleiben. Und zwanzig Jahre lang kam er
durch mit seiner List, mit seinen verschlagenen Methoden, die ihn am Ende all
die Anerkennung und das Ansehen eingebracht zu haben schienen, die er schon
immer erstrebt hatte, so dass es von ihm hieß "[So] wurde der Mann über
die Maßen reich [...]" Zwanzig Jahre sollte es dauern - bis Gott ihn in die
Krise führte.
Die Krise
Hiob: Wie lange es bei Hiob dauerte, wissen wir nicht. Aber wir
wissen, dass die Krise ihn an die Grenzen menschlicher Leidensfähigkeit
brachte. Was war Hiob's Krise? Den Gipfel
seiner Krise erlebte Hiob, als seine Gebete unerhört blieben. Seine ganze
Frömmigkeit und Redlichkeit nützen ihm nichts mehr. Sie funktionieren nicht.
Sein Selbstschutz - seine Selbsthilfemaßnahmen versagten: Gott blieb verborgen.
Und das machte Hiob Angst. Oder besser: Es verschärfte die Angst, die er schon
von Anfang an hatte: dass Gott ihn straft. Und es trieb ihn zur Verzweiflung,
dass seine Methode nicht mehr funktionierte. Sein Weltbild brach zusammen.
Ich glaube den Höhepunkt seiner Krise - den tiefsten Schmerz seiner Seele
- finden wir im 23. Kapitel, wo es heißt: "Ach dass ich wüsste, wie ich
ihn finden und zu seiner Stätte kommen könnte! So würde ich ihm das Recht
darlegen und meinen Mund mit Beweisen füllen und erfahren die Reden, die er mir
antworten, und vernehmen, was er mir sagen würde. Würde er mit großer Macht mit
mir rechten? Nein, er selbst würde achthaben auf mich. Dort würde ein Redlicher
mit ihm rechten, und für immer würde ich entrinnen meinem Richter! Aber gehe
ich nach Osten, so ist er nicht da; gehe ich nach Westen, so spüre ich ihn
nicht. Wirkt er im Norden, so schaue ich ihn nicht; verbirgt er sich im Süden,
so sehe ich ihn nicht. Er aber kennt meinen Weg gut. Er prüfe mich, so will ich
befunden werden wie das Gold. Denn ich hielt meinen Fuß auf seiner Bahn und
bewahrte seinen Weg und wich nicht ab und übertrat nicht das Gebot seiner
Lippen und bewahrte die Reden seines Mundes bei mir. Doch er hat's beschlossen,
wer will ihm wehren? Und er macht's, wie er will. Ja, er wird vollenden, was
mir bestimmt ist, und hat noch mehr derart im Sinn. Darum erschrecke ich vor
seinem Angesicht, und wenn ich darüber nachdenke, so fürchte ich mich vor ihm.
Gott ist's, der mein Herz mutlos gemacht, und der Allmächtige, der mich
erschreckt hat; denn nicht der Finsternis wegen muss ich schweigen, und nicht,
weil Dunkel mein Angesicht deckt." (Hiob 23:1-17) Das ist Hiobs Krise:
Seine Frömmigkeit und seine Redlichkeit versagen. Er kann sich aus der Krise
nicht selbst befreien.
Abram + Sarai:
Auch Abraham und Sarah ging es so. Sie werden immer
älter. Auch ihr Selbstschutzmechanismus ist nach hinten los
gegangen. Und als Abraham schließlich 99 Jahre alt ist, scheint alle Hoffnung
verloren. Die Krise von Abraham und Sarah liegt im Wettlauf gegen die
Zeit. Sie sind ihrer Kinderlosigkeit mit fortschreitendem Alter immer hilfloser
ausgeliefert. Sie können an Sarah's Unfruchtbarkeit nichts ändern.
Jakob: Und auch Jakob muss sich seinen Methoden stellen. Auch ihn
führt Gott in die Krise. Jakob erfährt, dass sein Bruder Esau, den er um sein Erstgeburtsrecht betrogen hatte, ihm mit einem ganzen Heer entgegen zieht: "Die Boten
kamen zu Jakob zurück und sprachen: Wir kamen zu deinem Bruder Esau, und er
zieht dir auch entgegen mit vierhundert Mann. Da fürchtete sich Jakob sehr und
ihm wurde bange." (1Mo 32:7-8). So groß war Jakobs Angst, dass er betete: "Gott meines
Vaters Abraham und Gott meines Vaters Isaak [...] Errette mich von der
Hand meines Bruders, von der Hand Esaus; denn ich fürchte mich vor ihm,
dass er komme und schlage mich, die Mutter samt den Kindern." (1Mo
32:10-12) So sehr hat sich der Zwist mit seinem Bruder Esau inzwischen
ausgeweitet, dass Jakob befürchten muss, dass eine tödliche kriegerische
Auseinandersetzung mit Esau, ihn und seine Familie das Leben
kosten könnte. Und er weiß keinen Ausweg mehr - er fürchtet um sein Leben.
An dieser Stelle möchte ich kurz anhalten, und Dich fragen: Was ist Dein Schmerz? Was ist Dein
Selbstschutz? Was ist Deine Selbsthilfe? Was ist Deine Krise? An welcher Stelle versagt Dein
Weltbild? An welcher Stelle versagen Deine Methoden? An welcher Stelle
verstehst Du Gott nicht mehr? Ist es ein unerfüllter Heilungswunsch? Oder ein
unerfüllter Kinderwunsch? Sind es scheinbar unüberwindliche Familien oder
Eheprobleme? Ist es der nicht verwundene Verlust eines geliebten Menschen? Oder
eine unüberwindliche Sucht? Ist es Dein Charakter? Was auch immer es ist --- lass es los!
Echte Hingabe
Doch ist das nicht genau das eigentliche Problem? Ist das
nicht der eigentliche Grund, aus dem uns Gott überhaupt in diese Krise gestellt
hat? Dass wir nicht loslassen wollen? Dass wir unseren Willen, ohne Gott mit
allem fertig zu werden, gar nicht aufgeben wollen?
Doch, was ist der Grund dafür? Ich denke, es ist die Angst.
Angst vor den Schmerzen, die dieses Loslassen bedeuten würde. Die Angst vor der
Ungewissheit. Die Angst vor dem, was passieren könnte (und dürfte!) wenn ich
wirklich die Kontrolle an Gott abgebe. Die Angst, was er wohl tun würde, wenn
ich tatsächlich vollkommen hilflos und abhängig dem Plan des Allmächtigen
ausgeliefert wäre. Doch genau darum geht es. Martin Luther hat es damals so formuliert: "Du bittest, ich soll dich erlösen; laß dir nicht leid sein; lehre du mich nicht, lehre dich auch nicht, laß dich mir, ich will dir Meisters genug sein, ich will dich führen den Weg, darin du mir gefällig wandelst. Dich dünkt, es sei verderbt, wenn es nicht geht, wie du denkst; dein Denken ist dir schädlich und hindert mich, es muß gehen nicht nach deinem Verstande, sondern über deinen Verstand. Senke dich in Unverstand, so gebe ich dir meinen Verstand. Unverstand ist der rechte Verstand; nicht wissen, wohin du gehst, das ist recht wissen, wohin du gehst. Es ist der Weg des Kreuzes, den kannst du nicht finden, sondern ich muß dich führen als einen Blinden; darum nicht du, nicht ein Mensch, nicht eine Kreatur, sondern ich, ich selbst will dich unterweisen durch meinen Geist und Wort den Weg, darin du wandeln sollst; nicht das Werk, das du erwählst, nicht das Leiden, das du erdenkst, sondern das dir wider dein Denken, Erwählen, Begehren zukommt, da folge, da rufe ich, da sei Schüler; da ist es Zeit, dein Meister ist da; da sei nicht ein Pferd oder unvernünftiges Tier." Es ist der
Weg des Kreuzes.
Echte Hingabe
Es ist der Weg, den Jesus ging. Es ist der Weg, auf den ER
uns ruft: "Da sprach Jesus zu seinen Jüngern: Will mir jemand nachfolgen,
der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir." (Mt 16:24) Es ist die Entscheidung, nicht den eigenen Willen
festzuhalten, nicht die eigene Gerechtigkeit und Frömmigkeit, nicht die eigene
Macht und Fähigkeit, nicht die eigene List und Tücke. Es ist die Entscheidung,
Christus nachzufolgen, im ähnlich zu werden, so zu entscheiden, wie er. Es ist
die Entscheidung, ihm nachzusprechen, was Er, auf Seinem Angesicht liegend und
zu Gott flehend, in Gethsemane betete: "Mein Vater, ist's möglich, so
gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht, wie ich will, sondern wie du
willst!" (Mt 26:39)
Gottes Verheißung
Vielleicht geht es Dir jetzt, wie mir: Du sagst in Deinem
Herzen: "Sorry! Das ist echt zu viel verlangt. Das kann ich nicht. Das
will ich auch gar nicht. Ich habe Angst! Wie soll ich die je überwinden? Wie
ich das jemails schaffen?" Und in
gewisser Hinsicht hast Du Recht: Du kannst es nicht. Jesus selbst hat es
gesagt: "[...] ohne mich könnt ihr nichts tun." (Joh 15:5).
Aber ER kann es. "Denn bei Gott ist kein Ding
unmöglich." (Lk 1:37). Es braucht
nicht Deine Kraft, Deine Willensanstrengung, Deine Überwindung. Es braucht ein
Wunder. Ein Wunder, dass nur Gott wirken kann, wenn Du ihn lässt. Er zwingt
Dich nicht. Er wartet. Alles was er will ist, dass Du ihm erlaubst, Sein Werk zu
tun. Und dass Du ihm vertraust. Seinem Wort vertraust.
Die Krisen unseres Lebens meistern wir nicht aus eigener Kraft. Wir meistern sie in
der Erkenntnis Gottes' Wesens: dass ER gut ist - und dass ER Sein Wort hält. Weil er gar
nicht anders kann. Weil ER der ist: der "Sohn Gottes, der mich geliebt hat
und sich selbst für mich dahingegeben." (Gal 2:20). ER "ist
wahrhaftig" (Röm 3:4) Wir meistern die
Krisen unseres Lebens im Vertrauen auf Gottes Wort, auf Seine
unumstößlichen Zusagen, im Vertrauen auf Seine Verheißungen, die ER uns
gegeben hat --- Sein "Wort ist die Wahrheit." (Joh 17:17).
Hiob: So erlebte es
Hiob. Das Vertrauen auf
Gottes Wesen und Sein Wort war es, das ihm die Hoffnung gab, auszurufen: „[...]
ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der Letzte wird er über dem Staub
sich erheben. Und ist meine Haut noch so zerschlagen und mein Fleisch
dahingeschwunden, so werde ich doch Gott sehen. Ich selbst werde ihn sehen,
meine Augen werden ihn schauen und kein Fremder. Danach sehnt sich mein Herz in
meiner Brust.“ – und so kam es tatsächlich: Gott begegnete
ihm.
Abraham + Sarah: Das war die Hoffnung
Abrahams und Sarahs, denn sie vertrauten darauf, dass GOTT tun kann, was sie nie hätten tun können – und dass ER halten würde, was ER versprach: "Du sollst Sarai, deine Frau, nicht mehr
Sarai nennen, sondern Sara
soll ihr Name sein. Denn ich will sie segnen, und [...] von ihr will ich dir einen Sohn geben; ich will sie segnen, und Völker sollen aus
ihr werden und Könige über viele Völker." (1.Mo 17:15)
Jakob: Auch Jakob hätte sich seine eigenen Listen und Betrügereien
sparen können, hatte Gott doch schon seiner Mutter prophezeit: "Zwei
Völker sind in deinem Leibe, und zweierlei Volk wird sich scheiden aus deinem
Schoß; und ein Volk wird dem andern überlegen sein, und der Ältere wird dem Jüngeren dienen." (1Mo 25:23) Diese Verheißung an Jakob erneuerte Gott in Bethel und sprach: "Ich bin der HERR, der Gott deines Vaters Abraham, und Isaaks Gott; das Land, darauf du liegst, will ich Dir und Deinen Nachkommen geben. Und Dein Geschlecht soll werden wie der Staub auf Erden, [...] durch Dich und Deine Nachkommen sollen alle Geschlechter auf Erden gesegnet werden. Und siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst, [...]. [...] ich will dich nicht verlassen, bis ich alles tue, was ich dir zugesagt habe." (1Mo 27:10-15)
Und auch dieses Versprechen löste Gott ein: Am Jabbok, direkt vor seiner
Begegnung mit Esau, erfährt Jakob das Wunder: Gott erlöst sein Wesen und gibt ihm zum Zeichen einen neuen Namen: "Er sprach: Du sollst nicht mehr Jakob [„Betrüger“] heißen, sondern Israel [„Gott möge schützen“] Und er segnete ihn daselbst. Und Jakob nannte die Stätte Pnuël [...] Und als er an Pnuël vorüberkam, ging ihm die Sonne auf; [...]" (1Mo32:29-32) Und er versöhnte sich mit Esau.
Ihr Lieben! Unser Gott ist gut und treu! ER hält Sein Wort. Immer. Amen.
Fazit / Aufruf
Was willst Du? Was willst
Du loslassen? Was ist
Deine ‚Lösung‘? Was ist
Deine Verheißung?