Donnerstag, 15. Juni 2017

Echte Hingabe - Matthäus 26,39


Einleitung
Manchmal stehen wir im Leben vor Krisen, von denen wir nicht wissen, wie wir sie je überwinden sollen. Krisen, die so tief gehen, uns so sehr ans Herz reichen, dass wir nicht mehr verstehen können, warum Gott so etwas überhaupt zulässt. Warum er nicht antwortet. Warum er unsere Gebete nicht erhört. Und wir erkennen dabei nicht, dass nicht Gott es ist, der uns im Wege steht, sondern wir selbst. Wir erkennen oft nicht, dass die größten Steine, die in unserem Lebensweg liegen, zutiefst etwas mit uns zu tun haben, dass sie begründet sind in unserer ganz persönlichen Lebensgeschichte mit all ihren Prägungen, Verletzungen und in unserem sündigen Wesen und in der Art, wie wir mit den Problemen in unserem Leben umgehen. 


Worum es heute gehen wird
Ich möchte uns heute anhand von drei biblischen Lebensgeschichten (von Hiob, Abraham & Sarah und von Jakob & Esau) aufzeigen, was die Hintergründe unserer Krisen sind, und warum es Gottes Barmherzigkeit ist, die uns nicht einfach aus der Krise entlässt: Weil Gott sich wünscht, dass wir umgestaltet werden in Sein Bild, das Ebenbild Christi. Weil Gott sich wünscht, dass wir im tiefsten unseres Herzens frei werden von diesen unguten Zusammenhängen und im wahrsten Sinne des Wortes "gottlosen" Vorgängen in unserem Inneren, die uns quälen und binden.

Anhand der Lebensgeschichten von Hiob, Abraham und Jakob möchte ich uns mit hinein nehmen in das Grundproblem dieser Welt: den Schmerz. Unseren Schmerz. Und hinein in unsere Methoden, mit diesem Schmerz umzugehen. Ich möchte beleuchten, wohin uns dieser Schmerz und unsere gottlosen Methoden der Selbsthilfe führen. Und wie Gott uns in Seiner Gnade an eben diesen unseren Methoden scheitern lässt.

Und ich möchte aufzeigen, dass es einen Weg gibt. Keinen einfachen. Keinen leichten. Sondern einen Weg nach Gottes Willen. Einen Weg, der uns vielleicht alles, das für uns Höchste, das für uns Tiefste, das für uns Allerwertvollste, abverlangt. Ein echtes Opfer. Echte Hingabe. Einen Weg, der nur möglich ist durch das feste Vertrauen darauf, dass Gott sein Wort hält. Einen Weg, der uns letztlich an einen Ort bringt, an dem wir schon immer zu sein wünschten: den Ort, an dem sich Gottes Verheißungen erfüllen. An dem wir am Ende wirklich frei sind. Christus ähnlich. Umgestaltet in Gottes sein Bild.
 

Unser Schmerz
Hiob: Beginnen wir mit Hiob. Was war sein Schmerz? Und ich meine hier nicht die Krise, durch die ihn Gott hat gehen lassen. Sondern ein viel tiefer liegender Schmerz, der ihn zu dem machte, der er war: "fromm und rechtschaffen, gottesfürchtig und meidet das Böse." (Hi 1:8). 

In Hiob 1:4-5 lesen wir: "Und seine Söhne gingen hin und machten ein Gastmahl, ein jeder in seinem Hause an seinem Tag, und sie sandten hin und luden ihre drei Schwestern ein, mit ihnen zu essen und zu trinken. Und wenn die Tage des Mahles um waren, sandte Hiob hin und heiligte sie und machte sich früh am Morgen auf und opferte Brandopfer nach ihrer aller Zahl; denn Hiob dachte: Meine Söhne könnten gesündigt und Gott abgesagt haben in ihrem Herzen. So tat Hiob allezeit.“ 

Hiob opferte. Hiob war fromm. Aber warum? Hiob hatte Angst. Angst vor der Sünde. Angst vor Gottes Zorn. Bitte versteht mich richtig: es ist gut, die Sünde zu hassen. Es ist Gottes Gebot. Und Gott lobt ja auch den Hiob und sagt "Hast du achtgehabt auf meinen Knecht Hiob? Denn es ist seinesgleichen nicht auf Erden [...]" (Hiob 1:8). Aber in Hiobs Angst ist ein Element enthalten, das nichts mit wahrer Gottesfurcht zu tun hat, denn "Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus. Denn die Furcht rechnet mit Strafe; wer sich aber fürchtet, der ist nicht vollkommen in der Liebe." (1Joh 4:18). Lassen wir das einfach einmal so stehen. 


Abram und Sarai: Schauen wir auf Abram und Sarai. Was war ihr Schmerz? In 1Mo 11:30 lesen wir: "Aber Sarai war unfruchtbar und hatte kein Kind." Nur, wer einen herzlichen Kinderwunsch hat der unbeantwortet bleibt - und glaubt mir: ich weiß, wovon ich rede! - der weiß auch, was es bedeutet, dass sich diese tiefste Sehnsucht nicht erfüllt. Welchen Schmerz es bereitet, um sich glückliche Eltern zu sehen und zu wissen, dass man nicht weiß, wie es sich anfühlt, so einen kleinen Wurm in den eigenen Armen zu halten. Dass man nicht erlebt, wie einen so ein Sonnenschein anstrahlt, als sei man das Größte auf der ganzen Welt. So ging es Abram und Sarai. Sie hatten kein Kind. Lassen wir auch das erst einmal so stehen und schauen auf Jakob und Esau.


Jakob: Was war Jakobs Schmerz? In 1Mo 25,28 lesen wir: "Und Isaak hatte Esau lieb und aß gern von seinem Wildbret; Rebekka aber hatte Jakob lieb." Gott sei Dank hatte ich einen Vater, der mich geliebt hat. Das durfte ich, vor allen in seinen letzten Jahren, immer deutlicher erleben. Doch es gab auch Momente, in denen er meine Sohnschaft in Frage stellte. Nie werde ich den Satz vergessen: "Wenn Du nicht [dies und das tust] dann bist Du nicht mehr mein Sohn!“ Wie muss es Jakob geschmerzt haben, zu spüren, dass die Zuneigung seines Vaters, sein wohlwollender Blick, an ihm vorüber strich und auf Esau ruhen blieb. Wie sehr muss Jakob sich ersehnt haben, die Anerkennung und Wertschätzung seines Vaters zu erlangen.Und wie groß muss sein Neid gegenüber Esau gewesen sein, dem Erstgeborenen, dem heldenhaften Jäger, dem, der es in den Augen seines Vaters immer recht machte. 

Jakobs Schmerz lag in der Geringschätzung. Solche Schmerzen, solche Prägungen können sich wiederholen und sich im Laufe der Zeit verstärken. Mein großer Schmerz ist es, verlassen zu werden. Allein zu sein. Nicht gewollt. Bei der Geburt meines Bruders wurde ich für einige Wochen weggegeben und konnte nachher nicht mehr richtig sprechen. Nach der Scheidung meiner Eltern wurde ich von meiner Mutter verlassen. Meine erste große Liebe hat mich betrogen und verlassen. Und so ging es mir auch in meiner ersten Ehe: ich wurde betrogen und verlassen. So wird die Kerbe tiefer.


Unsere Selbsthilfe
Hiob: Wie gehen wir nun damit um? Wie reagieren wir? Was tun wir gegen diesen Schmerz? Nur zu oft versuchen wir, unserem alten Wesen folgend, das Problem ohne Gott zu lösen. Schauen wir auf Hiob. Hiob hatte Angst. Angst vor der Sünde. Angst vor Gottes Zorn. Und wie schützte er sich davor? Er wurde religiös. Bitte richtig verstehen: "[Hiob] war fromm und rechtschaffen, gottesfürchtig und mied das Böse." (Hiob 1:1) Doch seine Frömmigkeit reichte nicht bis in den Kern seines Wesens. Er hatte weder die Liebe und Barmherzigkeit Gottes in der Tiefe erkannt, noch die Sündhaftigkeit seiner eigenen Seele. Den Hochmut, zu dem sich seine Frömmigkeit mit der Zeit entwickelt hatte. 

Hören wir ihm zu in der Zeit seiner Krise: "Doch ich wollte gern zu dem Allmächtigen reden und wollte rechten mit Gott. Siehe, ich bin zum Rechtsstreit gerüstet; ich weiß, dass ich recht behalten werde. Wer ist, der mit mir rechten könnte? Denn dann wollte ich schweigen und zugrunde gehen." (Hiob 13:3.18.19) Hiob glaubt tatsächlich, sich in seiner frommen Werkgerechtigkeit mit Gott auf eine Stufe stellen zu können; ja, mit Gott rechten zu können. Ja, noch mehr: er glaubt, gegenüber dem Allmächtigen, gegenüber dem Allwissenden, gegenüber dem Gerechten, ja gegenüber dem HERRN des Universums, Recht behalten zu können. Lasst uns diesen Gedanken festhalten: unser Selbstschutz, unsere Selbsthilfe, hat einen Haken. 


Abram und Sarai: Auch bei Abram und Sarai. Auch Abram und Sarai versuchten, sich selbst zu helfen. In 1Mo 16:2 lesen wir: "Und Sarai sprach zu Abram: Siehe, der HERR hat mich verschlossen, dass ich nicht gebären kann. Geh doch zu meiner Magd, ob ich vielleicht durch sie zu einem Sohn komme. Und Abram gehorchte der Stimme Sarais."

Abram's und Sarai's Schmerz ist ihre Kinderlosigkeit und die draus entspringende, tiefe Traurigkeit. Und die Methode ihrer Selbsthilfe ist Eigenmächtigkeit: sie nehmen ihre Familienplanung einfach selber in die Hand - und zwar vorbei an Gottes Plan - und vorbei an Gottes Verheißung, wie wir später noch sehen werden. Und auch ihr Selbstschutz und ihre Selbsthilfe gehen nach hinten los. In 1Mo 16:5, keine 3 Verse später, lesen wir: "Da sprach Sarai zu Abram: Das Unrecht, das mir geschieht, komme über dich! Ich habe meine Magd dir in die Arme gegeben; nun aber, da sie sieht, dass sie schwanger geworden ist, bin ich gering geachtet in ihren Augen." Lasst uns diesen Gedanken weiter festhalten: unser Selbstschutz, unsere Selbsthilfe, hat einen Haken. 


Jakob: Auch bei Jakob. Jakobs Schmerz war die fehlende Liebe, Achtung und Wertschätzung seines Vaters und sie mündete im Neid gegenüber seinem Bruder. Doch wie versuchte Jakob seinen Schmerz zu überwinden? Wir wissen: Er erschlich sich das Recht der Erstgeburt durch einen massiven Betrug: er gab sich, seinem schon auf dem Sterbebett liegenden! Vater gegenüber, als Esau aus. Dreimal belügt er ihn. Dazu täuscht er ihn durch Verkleidung, durch Verstellen seiner Stimme und ein verlogenes letztes Abendessen. Er lügt und betrügt, dass sich die Balken biegen. 

Und auch hier geht der Schuss nach hinten los: "Als Esau diese Worte seines Vaters hörte, schrie er laut und wurde über die Maßen sehr betrübt und sprach zu seinem Vater: Segne mich auch, mein Vater! Er aber sprach: Dein Bruder ist gekommen mit List und hat deinen Segen weggenommen. Da sprach er: Er heißt mit Recht Jakob [=Betrüger], denn er hat mich nun zweimal überlistet. Meine Erstgeburt hat er genommen und siehe, nun nimmt er auch meinen Segen." und "Und Esau war Jakob gram um des Segens willen, mit dem ihn sein Vater gesegnet hatte, und sprach in seinem Herzen: Es wird die Zeit bald kommen, dass man um meinen Vater Leid tragen muss; dann will ich meinen Bruder Jakob umbringen." (1Mo 27:34-36.41). Jakobs Selbsthilfe-Methode ist die List. Und sie führt ihn in einen bald unüberwindlichen Zwist mit seinem Bruder Esau, der ihn wegen seines Betruges so sehr hasste, dass er plante, ihn kaltblütig zu ermorden.   

Nach diesen Ereignissen floh Jakob nach Haran zu seinem Onkel Laban. Zwanzig Jahre sollte er dort bleiben. Und zwanzig Jahre lang kam er durch mit seiner List, mit seinen verschlagenen Methoden, die ihn am Ende all die Anerkennung und das Ansehen eingebracht zu haben schienen, die er schon immer erstrebt hatte, so dass es von ihm hieß "[So] wurde der Mann über die Maßen reich [...]" Zwanzig Jahre sollte es dauern - bis Gott ihn in die Krise führte. 


Die Krise
Hiob: Wie lange es bei Hiob dauerte, wissen wir nicht. Aber wir wissen, dass die Krise ihn an die Grenzen menschlicher Leidensfähigkeit brachte. Was war Hiob's Krise? Den Gipfel seiner Krise erlebte Hiob, als seine Gebete unerhört blieben. Seine ganze Frömmigkeit und Redlichkeit nützen ihm nichts mehr. Sie funktionieren nicht. Sein Selbstschutz - seine Selbsthilfemaßnahmen versagten: Gott blieb verborgen. Und das machte Hiob Angst. Oder besser: Es verschärfte die Angst, die er schon von Anfang an hatte: dass Gott ihn straft. Und es trieb ihn zur Verzweiflung, dass seine Methode nicht mehr funktionierte. Sein Weltbild brach zusammen.

Ich glaube den Höhepunkt seiner Krise -  den tiefsten Schmerz seiner Seele - finden wir im 23. Kapitel, wo es heißt: "Ach dass ich wüsste, wie ich ihn finden und zu seiner Stätte kommen könnte! So würde ich ihm das Recht darlegen und meinen Mund mit Beweisen füllen und erfahren die Reden, die er mir antworten, und vernehmen, was er mir sagen würde. Würde er mit großer Macht mit mir rechten? Nein, er selbst würde achthaben auf mich. Dort würde ein Redlicher mit ihm rechten, und für immer würde ich entrinnen meinem Richter! Aber gehe ich nach Osten, so ist er nicht da; gehe ich nach Westen, so spüre ich ihn nicht. Wirkt er im Norden, so schaue ich ihn nicht; verbirgt er sich im Süden, so sehe ich ihn nicht. Er aber kennt meinen Weg gut. Er prüfe mich, so will ich befunden werden wie das Gold. Denn ich hielt meinen Fuß auf seiner Bahn und bewahrte seinen Weg und wich nicht ab und übertrat nicht das Gebot seiner Lippen und bewahrte die Reden seines Mundes bei mir. Doch er hat's beschlossen, wer will ihm wehren? Und er macht's, wie er will. Ja, er wird vollenden, was mir bestimmt ist, und hat noch mehr derart im Sinn. Darum erschrecke ich vor seinem Angesicht, und wenn ich darüber nachdenke, so fürchte ich mich vor ihm. Gott ist's, der mein Herz mutlos gemacht, und der Allmächtige, der mich erschreckt hat; denn nicht der Finsternis wegen muss ich schweigen, und nicht, weil Dunkel mein Angesicht deckt." (Hiob 23:1-17) Das ist Hiobs Krise: Seine Frömmigkeit und seine Redlichkeit versagen. Er kann sich aus der Krise nicht selbst befreien. 


Abram + Sarai: Auch Abraham und Sarah ging es so. Sie werden immer älter. Auch ihr Selbstschutzmechanismus ist nach hinten los gegangen. Und als Abraham schließlich 99 Jahre alt ist, scheint alle Hoffnung verloren. Die Krise von Abraham und Sarah liegt im Wettlauf gegen die Zeit. Sie sind ihrer Kinderlosigkeit mit fortschreitendem Alter immer hilfloser ausgeliefert. Sie können an Sarah's Unfruchtbarkeit nichts ändern. 


Jakob: Und auch Jakob muss sich seinen Methoden stellen. Auch ihn führt Gott in die Krise. Jakob erfährt, dass sein Bruder Esau, den er um sein Erstgeburtsrecht betrogen hatte, ihm mit einem ganzen Heer entgegen zieht: "Die Boten kamen zu Jakob zurück und sprachen: Wir kamen zu deinem Bruder Esau, und er zieht dir auch entgegen mit vierhundert Mann. Da fürchtete sich Jakob sehr und ihm wurde bange." (1Mo 32:7-8). So groß war Jakobs Angst, dass er betete: "Gott meines Vaters Abraham und Gott meines Vaters Isaak [...] Errette mich von der Hand meines Bruders, von der Hand Esaus; denn ich fürchte mich vor ihm, dass er komme und schlage mich, die Mutter samt den Kindern." (1Mo 32:10-12) So sehr hat sich der Zwist mit seinem Bruder Esau inzwischen ausgeweitet, dass Jakob befürchten muss, dass eine tödliche kriegerische Auseinandersetzung mit Esau, ihn und seine Familie das Leben kosten könnte. Und er weiß keinen Ausweg mehr - er fürchtet um sein Leben. 

An dieser Stelle möchte ich kurz anhalten, und Dich fragen: Was ist Dein Schmerz? Was ist Dein Selbstschutz? Was ist Deine Selbsthilfe? Was ist Deine Krise? An welcher Stelle versagt Dein Weltbild? An welcher Stelle versagen Deine Methoden? An welcher Stelle verstehst Du Gott nicht mehr? Ist es ein unerfüllter Heilungswunsch? Oder ein unerfüllter Kinderwunsch? Sind es scheinbar unüberwindliche Familien oder Eheprobleme? Ist es der nicht verwundene Verlust eines geliebten Menschen? Oder eine unüberwindliche Sucht? Ist es Dein Charakter? Was auch immer es ist --- lass es los!


Echte Hingabe
Doch ist das nicht genau das eigentliche Problem? Ist das nicht der eigentliche Grund, aus dem uns Gott überhaupt in diese Krise gestellt hat? Dass wir nicht loslassen wollen? Dass wir unseren Willen, ohne Gott mit allem fertig zu werden, gar nicht aufgeben wollen? 

Doch, was ist der Grund dafür? Ich denke, es ist die Angst. Angst vor den Schmerzen, die dieses Loslassen bedeuten würde. Die Angst vor der Ungewissheit. Die Angst vor dem, was passieren könnte (und dürfte!) wenn ich wirklich die Kontrolle an Gott abgebe. Die Angst, was er wohl tun würde, wenn ich tatsächlich vollkommen hilflos und abhängig dem Plan des Allmächtigen ausgeliefert wäre. Doch genau darum geht es. Martin Luther hat es damals so formuliert: "Du bittest, ich soll dich erlösen; laß dir nicht leid sein; lehre du mich nicht, lehre dich auch nicht, laß dich mir, ich will dir Meisters genug sein, ich will dich führen den Weg, darin du mir gefällig wandelst. Dich dünkt, es sei verderbt, wenn es nicht geht, wie du denkst; dein Denken ist dir schädlich und hindert mich, es muß gehen nicht nach deinem Verstande, sondern über deinen Verstand. Senke dich in Unverstand, so gebe ich dir meinen Verstand. Unverstand ist der rechte Verstand; nicht wissen, wohin du gehst, das ist recht wissen, wohin du gehst. Es ist der Weg des Kreuzes, den kannst du nicht finden, sondern ich muß dich führen als einen Blinden; darum nicht du, nicht ein Mensch, nicht eine Kreatur, sondern ich, ich selbst will dich unterweisen durch meinen Geist und Wort den Weg, darin du wandeln sollst; nicht das Werk, das du erwählst, nicht das Leiden, das du erdenkst, sondern das dir wider dein Denken, Erwählen, Begehren zukommt, da folge, da rufe ich, da sei Schüler; da ist es Zeit, dein Meister ist da; da sei nicht ein Pferd oder unvernünftiges Tier."  Es ist der Weg des Kreuzes.
 

Echte Hingabe
Es ist der Weg, den Jesus ging. Es ist der Weg, auf den ER uns ruft: "Da sprach Jesus zu seinen Jüngern: Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir." (Mt 16:24) Es ist die Entscheidung, nicht den eigenen Willen festzuhalten, nicht die eigene Gerechtigkeit und Frömmigkeit, nicht die eigene Macht und Fähigkeit, nicht die eigene List und Tücke. Es ist die Entscheidung, Christus nachzufolgen, im ähnlich zu werden, so zu entscheiden, wie er. Es ist die Entscheidung, ihm nachzusprechen, was Er, auf Seinem Angesicht liegend und zu Gott flehend, in Gethsemane betete: "Mein Vater, ist's möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht, wie ich will, sondern wie du willst!" (Mt 26:39)

Gottes Verheißung
Vielleicht geht es Dir jetzt, wie mir: Du sagst in Deinem Herzen: "Sorry! Das ist echt zu viel verlangt. Das kann ich nicht. Das will ich auch gar nicht. Ich habe Angst! Wie soll ich die je überwinden? Wie ich das jemails schaffen?" Und in gewisser Hinsicht hast Du Recht: Du kannst es nicht. Jesus selbst hat es gesagt: "[...] ohne mich könnt ihr nichts tun." (Joh 15:5). 

Aber ER kann es. "Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich." (Lk 1:37). Es braucht nicht Deine Kraft, Deine Willensanstrengung, Deine Überwindung. Es braucht ein Wunder. Ein Wunder, dass nur Gott wirken kann, wenn Du ihn lässt. Er zwingt Dich nicht. Er wartet. Alles was er will ist, dass Du ihm erlaubst, Sein Werk zu tun. Und dass Du ihm vertraust. Seinem Wort vertraust. 

Die Krisen unseres Lebens meistern wir nicht aus eigener Kraft. Wir meistern sie in der Erkenntnis Gottes' Wesens: dass ER gut ist - und dass ER Sein Wort hält. Weil er gar nicht anders kann. Weil ER der ist: der "Sohn Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dahingegeben." (Gal 2:20). ER "ist wahrhaftig" (Röm 3:4) Wir meistern die Krisen unseres Lebens im Vertrauen auf Gottes Wort, auf Seine unumstößlichen Zusagen, im Vertrauen auf Seine Verheißungen, die ER uns gegeben hat --- Sein "Wort ist die Wahrheit." (Joh 17:17).


Hiob: So erlebte es Hiob. Das Vertrauen auf Gottes Wesen und Sein Wort war es, das ihm die Hoffnung gab, auszurufen: „[...] ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der Letzte wird er über dem Staub sich erheben. Und ist meine Haut noch so zerschlagen und mein Fleisch dahingeschwunden, so werde ich doch Gott sehen. Ich selbst werde ihn sehen, meine Augen werden ihn schauen und kein Fremder. Danach sehnt sich mein Herz in meiner Brust.“ – und so kam es tatsächlich: Gott begegnete ihm.


Abraham + Sarah: Das war die Hoffnung Abrahams und Sarahs, denn sie vertrauten darauf, dass GOTT tun kann, was sie nie hätten tun können – und dass ER halten würde, was ER versprach: "Du sollst Sarai, deine Frau, nicht mehr Sarai nennen, sondern Sara soll ihr Name sein. Denn ich will sie segnen, und [...] von ihr will ich dir einen Sohn geben; ich will sie segnen, und Völker sollen aus ihr werden und Könige über viele Völker." (1.Mo 17:15)

 
Jakob: Auch Jakob hätte sich seine eigenen Listen und Betrügereien sparen können, hatte Gott doch schon seiner Mutter prophezeit: "Zwei Völker sind in deinem Leibe, und zweierlei Volk wird sich scheiden aus deinem Schoß; und ein Volk wird dem andern überlegen sein, und der Ältere wird dem Jüngeren dienen." (1Mo 25:23) Diese Verheißung an Jakob erneuerte Gott in Bethel und sprach: "Ich bin der HERR, der Gott deines Vaters Abraham, und Isaaks Gott; das Land, darauf du liegst, will ich Dir und Deinen Nachkommen geben. Und Dein Geschlecht soll werden wie der Staub auf Erden, [...] durch Dich und Deine Nachkommen sollen alle Geschlechter auf Erden gesegnet werden. Und siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst, [...]. [...] ich will dich nicht verlassen, bis ich alles tue, was ich dir zugesagt habe." (1Mo 27:10-15) 

Und auch dieses Versprechen löste Gott ein: Am Jabbok, direkt vor seiner Begegnung mit Esau, erfährt Jakob das Wunder: Gott erlöst sein Wesen und gibt ihm zum Zeichen einen neuen Namen: "Er sprach: Du sollst nicht mehr Jakob [„Betrüger“] heißen, sondern Israel [„Gott möge schützen“] Und er segnete ihn daselbst. Und Jakob nannte die Stätte Pnuël [...] Und als er an Pnuël vorüberkam, ging ihm die Sonne auf; [...]" (1Mo32:29-32) Und er versöhnte sich mit Esau. 

Ihr Lieben! Unser Gott ist gut und treu! ER hält Sein Wort. Immer. Amen.
 

Fazit / Aufruf
Was willst Du? Was willst Du loslassen? Was ist Deine ‚Lösung‘? Was ist Deine Verheißung?