Samstag, 2. Dezember 2017

Müssen Christen leiden? - 2. Tim 1:6-8



Einleitung

Ihr Lieben!

Man kann sich ja heutzutage vielerorts prächtig in die Nesseln setzen!

Zum Beispiel, wenn man sich – als Nachfolger Christi – zu Themen, wie...
  • Militanter Atheismus
  • Gender
  • Homosexualität
  • Frühsexualisierung
  • Abtreibung
  • Flüchtlinge
  • Fremdenfeindlichkeit
  • Militanter Nationalismus
...oder ähnlichem äußert. Vor allem, wenn die eigene Äußerung dann nicht so "zeitgeistkonform" erfolgt, wie manche sich das um der „political correctness“ willen gerne wünschen würden. Auch, wenn man sich zu Randgruppen - ausgegrenzten Menschen - stellt, macht man sich selten Freunde; eher stellt man sich damit selbst ins Abseits – und das kann sehr weh tun.


Übersicht

Im Hauptteil möchte ich mich der Frage „Müssen Christen leiden?“ in 3 Schritten nähern:

2 Tim 1:6-8
  • Zuerst einmal wird es darum gehen, warum Paulus den Timotheus zum leiden auffordert
  • Zum zweiten wird es darum gehen, wie Timotheus dahin kommen kann, willig zu leiden
  • Und zum dritten wird es um das „was“ gehen: Wozu genau ruft Paulus den Timotheus auf?
Doch bevor ich auf darauf eingehe und zu unserem Text komme, möchte etwas Grundsätzliches zum Thema Leid klarstellen – und uns (natürlich nur für den Fall, dass das nicht schon längst vorher passiert ist) einen Zahn ziehen – und die vordergründige Frage direkt beantworten. Zum Schluss hin möchte ich uns dann mit hinein nehmen in die Frage, was uns unser Text in unserer Zeit zu sagen hat.


Müssen Christen leiden? - 3 Antworten  

 1. Ob,  2. Warum + Wozu, und 3. Wie.   
 
1. Ob? Ja!  Im Römerbrief lesen wir (Rö 8:17) "Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi, wenn wir denn mit ihm leiden, damit wir auch mit zur Herrlichkeit erhoben werden.“ Paulus macht hier die ziemlich steile Aussage, dass wir Kinder Gottes sind, Erben Gottes, Miterben Christi – und zwar dann, wenn wir auch mit ihm leiden. Ich lasse das einfach mal so stehen. Um das Leiden kommen wir als Christen – auch, wenn das Wohlstandsevangelium etwas anderes predigt – nicht herum.

2. Warum und wozu? Gute Frage! Könnte Gott uns das Leiden nicht einfach ersparen? Zum Beispiel, weil es so unangenehm ist? Oder weil wir es uns so sehr wünschen? Eben, weil wir darunter leiden? Warum also läßt Gott das Leid in unserer Welt zu? Ich kann hier keine Theodizee bringen – und ganz sicher kann ich auch diese Frage nicht abschließend beantworten; daran haben sich weit größere als ich die Zähne ausgebissen. Ich will aber dennoch einen Aspekt der Antwort nennen, den ich in der Schrift gefunden habe: Gott lässt das Leid in unserem Leben zu, weil wir IHM in seinem Wesen gleich werden sollen . Er hat uns ja mit dem Plan geschaffen, dass wir Wesen „nach Seinem Bild“ sein sollten (1Mo 1:26). Nach Seinem Charakter: gnädig; barmherzig; geduldig; von großer Güte und Treue. Darum gilt es, Gehorsam zu lernen; Demut zu lernen; drunter zu bleiben; nicht zu rebellieren; unseren elendigen Stolz zu besiegen, der es immer besser weiß, ja als Gott. Ja, es geht darum, Christus in allem nachzufolgen, von dem es heißt: (Heb 5:8) "So hat er, obwohl er Gottes Sohn war, doch an dem, was er litt, Gehorsam gelernt.“ 

3. Wie? Gott nutzt die zwei stärksten Kräfte in unserer Seele, um uns in Sein Bild zu formen: Verzückung – und Leid (2Kor 3:18): "Nun aber schauen wir alle mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wie in einem Spiegel, und wir werden verklärt in sein Bild von einer Herrlichkeit zur andern von dem Herrn, der der Geist ist.") Und auf der anderen Seite: (Phil 3:10-11 "Ihn möchte ich erkennen und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden und so seinem Tode gleichgestaltet werden, damit ich gelange zur Auferstehung von den Toten.")


Der Text

„Aus diesem Grund erinnere ich dich daran,
dass du erweckest die Gabe Gottes,
die in dir ist durch die Auflegung meiner Hände.
Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht,
sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.
Darum schäme dich nicht des Zeugnisses von unserm Herrn
noch meiner, der ich sein Gefangener bin,
sondern leide mit für das Evangelium
in der Kraft Gottes.“


Warum leiden?

Unser heutiger Text beginnt mit der Formulierung "Aus diesem Grund...“. Aber welchen Grund meint Paulus damit?  Ich denke, die Antwort steht in Vers 4 - ihr erinnert Euch aus der letzten Predigt? -, wo es heißt :  "Und wenn ich an deine Tränen denke, verlangt mich, dich zu sehen, damit ich mit Freude erfüllt werde.".
 
Paulus hat Sehnsucht nach Timotheus. Er möchte ihn so gerne wieder sehen. Er sitzt im Gefängnis und weiß, dass er sterben wird. Paulus hat Sehnsucht. Und er würde sich so gerne freuen. Über Timotheus. Sein Gesicht zu sehen. Mit ihm zu reden. Gemeinschaft mit ihm zu haben. Das würde Paulus von Herzen freuen – ja er würde mit Freude erfüllt werden. Aber Timotheus hat Schiss. 

Darum richtet Paulus die Aufmerksamkeit von Timotheus weg von dessen Angst und dessen Scham – hin auf ihn, seinen Mentor, Lehrer, geistlichen Vater und Freund. Hin darauf, dass es nicht sein kann, dass Timotheus sich in Angst und Scham nach innen hin verschließt, wo er nach außen hin in Liebe leben könnte. Wo er Paulus eine unschätzbare Freude machen könnte; indem er sich zu ihm stellt.

Wir werden es später noch genauer sehen, aber hier deutet es sich schon an: es geht nicht um ein „Leiden um jeden Preis“, sondern es geht um die Liebe. Darum, die eigenen Schatten zu überwinden, um denen nahe sein zu können, die leiden.

"Erinnere ich dich daran, daß du erweckest die Gabe Gottes, die in dir ist durch die Auflegung meiner Hände." à Paulus erinnert Timotheus schon zum zweiten Mal: 1Tim 4:14: "Laß nicht außer acht die Gabe in dir, die dir gegeben ist durch Weissagung mit Handauflegung der Ältesten.“ – scheinbar war das Erinnern nötig! 


 Wie soll das gehen?

Paulus ermahnt den Timotheus: „[ich] erinnere [...] dich daran, daß du erweckest die Gabe Gottes, die in dir ist durch die Auflegung meiner Hände." Woran also soll Timotheus sich erinnern?  Es geht ja darum, etwas zu „erwecken“. Das Wort, dass hier steht  "ἀναζωπυρεῖν“  (ana-zoo-pürein) enthält 3 Silben, die folgendes bedeuten: “ana = wieder”, “zoo = Leben” und “pyr = Feuer”, also in etwa: erneut zum Leben anfeuern. Stellt Euch ein Feuer vor, das heruntergebrannt ist und das zu erlöschen droht, wenn es nicht durch Anfachen und neues Brennmaterial am Leben erhalten wird. Um so ein Feuer geht es Paulus. Das Feuer des Glaubens im Timotheus. Paulus erinnert Timotheus daran, Seinem Glaubenfeuer neues Leben zuzufächern; seinen Glauben mit neuem Brennstoff zu versorgen.

Konkret soll Timotheus eben die Gabe zu neuem Leben anfachen,  “die in dir ist durch die Auflegung meiner Hände." Dabei geht es um die Gabe, die Timotheus während seiner Ordination empfing. Natürlich ist das Handauflegen nur ein Zeichen. Es ist aber kein Zauber darin oder eigene Kraft. Vielmehr ist es Gott, der das Gebet des Paulus und der anderen Ältesten erhörte – und der der Geber aller guten Gaben ist.

Um Gottes Gnadengaben geht es also! Paulus aber noch konkreter Er schreibt: „[ich] erinnere [...] dich daran, daß du die Gabe Gottes erweckest, die in dir ist durch die Auflegung meiner Hände." Aber was ist das für eine Gabe?! Es ist, das macht der nachfolgende Text deutlich, das Charisma des Hirten und Lehrers von dem im Epheserbrief geschrieben steht: "Und er hat einige als Apostel eingesetzt, einige als Propheten, einige als Evangelisten, einige als Hirten und Lehrer, damit die Heiligen zugerüstet werden zum Werk des Dienstes. Dadurch soll der Leib Christi erbaut werden"
(Eph 4:11-12). Paulus fordert den Timotheus also auf, das Charisma des Geistes neu zu entfachen, damit die Gemeinde Gottes dadurch erbaut wird.


Wie soll das gehen?

Aber wie macht man das? “Die Gabe Gottes erwecken”? Paulus schreibt dazu: “Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ Ja, Gott hat uns Seinen Geist gegeben. Allein über diesen Satz könnte man eine ganze Predigtreihe schreiben – weil es einfach der Kracher ist – stellt Euch das bitte einfach mal vor! Wir haben Gottes Geist! 

Und Gottes Geist ist kein Geist der Angst. Kein Geist, der Dich in die Ecke treiben will. Kein Geist, der Dich das fürchten lehrt. Das ist die Stimme des Feindes. Der Feind macht Angst; er verklagt; er schüchtertein; er macht Dich mutlos. Gottes Geist ist nicht so. Er macht Dich stark. Er lässt Dich mitfühlen. Er gibt Dir Weisheit und Vernunft; Klarheit und Verstand. Gottes Geist ist der Geist der Gnade und der Wahrheit. Es ist der Geist Christi. Der Geist der Liebe und Barmherzigkeit. Ein Geist der Rechtfertigung und der Gerechtigkeit. Dieser Geist ist kein knechtischer Geist, der uns versklaven will und unseren Willen bricht. Er achtet uns und unseren Willen.  Selbst dann, wenn wir die Gaben, die Er uns gegeben hat, „einschlafen lassen“. Er kommt dann nicht über uns und zwingt uns, seinen Willen zu tun. Er wartet. Er ist geduldig und demütig. Er liebt uns!

Das Anfachen Seiner Gnadengaben hat also zu tun mit einer Entscheidung unseres freien Willens. Weil Gott uns liebt und uns nie mit Gewalt zu etwas zwingen würde!  Um aber zu entscheiden braucht es mindestens zwei Wahlmöglichkeiten.  


Um was es geht

Und was sind diese zwei Wahlmöglichkeiten? Im Falle von Timotheus sind es: Angst und Scham  (auf der einen Seite) --- und Kraft, Liebe und Besonnenheit (auf der anderen Seite).  - Besonnenheit ist übrigens das genaue Gegenteil von hektischer Panik: σοφός / φρονώ bedeutet: weise und vernünftig. Darum schreibt Paulus „schäme dich nicht des Zeugnisses von unserm Herrn noch meiner, der ich sein Gefangener bin, sondern leide mit mir für das Evangelium in der Kraft Gottes.“  

"Genau um diese zwei Optionen geht es: Angst und Scham - oder die Kraft und innere Ruhe.

Genauer schreibt Paulus:Darum schäme dich nicht des Zeugnisses von unserm Herrn noch meiner, der ich sein Gefangener bin, sondern leide mit mir für das Evangelium in der Kraft Gottes.“ Genau das ist der erste Teils des Schlüssels für unseren heutigen Text: sich nicht für das Evangelium zu schämen; auch nicht für die, die ihm dienen, sondern dort willig und in der Kraft Gottes das Leid zu tragen, das zu tragen ist, wo die Welt -und „hinter ihr“ der Feind- sich gegen unsere Liebe zu Gott, Seinem Wort und Seinen Leuten stellt. 

Paulus geht es also um eine Entscheidung: die Betroffenen sind Gott, Sein Wort und Seine Leute. Die Kräfte des Bösen sind Angst und Scham. Ihr Ziel: Schweigen und Verleugnung. Die Gabe Gottes ist Sein Heiliger Geist und mit ihm mutige Kraft, herzliche Liebe und ruhige Besonnenheit. Sein Ziel: Bekenntnis und Solidarität. – auch, wenn das bedeutet, bewusst den Weg des Leidens zu wählen; um der Liebe willen!"

Konkret fordert Paulus den Timotheus auf: „schäme dich nicht des Zeugnisses von unserm Herrn noch meiner, der ich sein Gefangener bin, sondern leide mit für das Evangelium in der Kraft Gottes.“  Und das ist der zweite Teils des Schlüssels für unseren heutigen Text: nicht in unserer eigenen Kraft zu leiden, sondern in der Kraft Gottes“.

Ich bin leider nicht sehr qualifiziert, über die Kraft Gottes zu sprechen. Alles, was ich tun kann, ist Euch vom Wort Gottes her zu sagen, was es mit der Kraft Gottes auf sich hat; auch wenn ich mir dabei zugegebenermaßen ein wenig vorkomme, wie ein Blinder, der von der Farbe spricht. 

Zum einen finden wir im Römerbrief und auch im 1. Korintherbrief Hinweise darauf, dass mit „Kraft Gottes“ das Wort vom Kreuz gemeint ist; das Evangelium: dass Christus aus Liebe für uns gestorben ist, um unsere Sünden zu tilgen und uns vor Gottes Heiligem Angesicht reinzuwaschen. Dieses Evangelium beinhaltet auch die Hoffnung auf den Himmel: eine Ewigkeit in Herrlichkeit und absoluter Glückseligkeit. Auch diese Hoffnung ist eine Kraft.  

Im 1. Korintherbrief beschreibt Paulus auch Christus selbst, der in uns wohnt, als Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Letztendlich erfahren wir aber auch aus dem Markus- und Matthäus-Evangelium, aus dem Munde von Jesus selbst, was diese Kraft Gottes ist: es ist die „dunamis Gottes, mit der er Christus von den Toten auferweckt hat – und mit der er auch uns einst von den Toten auferwecken wird.

Die Kraft Gottes ist das Evangelium von der Sündenvergebung und der künftigen Herrlichkeit in Ewigkeit – ja sie ist die Kraft Christi selbst, mit der er aus den Toten auferstanden ist.

Ich persönlich glaube, dass dies unsere Waffen sind im Kampf gegen das Leiden: der Blick ans Kreuz; auf unseren geliebten König und Heiland, der uns im Leiden voran gegangen ist – und der Blick auf die Herrlichkeit unseres Erbes; wie auch Paulus betet: „dass der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch gebe den Geist der Weisheit und der Offenbarung, ihn zu erkennen. Und er gebe euch erleuchtete Augen des Herzens, damit ihr erkennt, zu welcher Hoffnung ihr von ihm berufen seid, wie reich die Herrlichkeit seines Erbes für die Heiligen ist und wie überschwänglich groß seine Kraft an uns ist, die wir glauben durch die Wirkung seiner mächtigen Stärke. Mit ihr hat er an Christus gewirkt, als er ihn von den Toten auferweckt hat und eingesetzt zu seiner Rechten im Himmel über alle Reiche, Gewalt, Macht, Herrschaft und jeden Namen, der angerufen wird, nicht allein in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen. Und alles hat er unter seine Füße getan und hat ihn gesetzt der Gemeinde zum Haupt über alles, welche sein Leib ist, nämlich die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt.“ (Eph 1:17-23). 

Und ich glaube – vor allem aufgrund des Zeugnisses unserer Geschwister in der Welt – , dass Gottes Geist uns in den aller-schwärzesten Stunden, wenn wir gerufen sind „bis aufs Blut“ zu widerstehen, auch übernatürliche Gnade schenken kann, so wie es Elia in der Wüste und Christus in Gethsemane erlebt haben. 

In dieser Kraft sollen wir leiden. Nicht durch pure Willensanstrengung und eigene Kraft. Sondern im Blick auf Christus und sein Evangelium von der Gnade Gottes und unserer Hoffnung auf die Ewigkeit – und im Glauben an den in uns wohnenden Christus, der uns durch die Kraft des Heiligen Geistes nicht nur eines Tages von den Toten auferwecken wird, sondern der uns – in den schlimmsten Stunden unseres Leidens – mit seiner unbegrenzten Kraft zur Seite stehen kann.


Was heißt das für uns?

Doch was bedeutet all das für uns heute? Wo greift der Feind heute Gottes Wort und Leute an? 

Bei uns hier in Europa ist es zum einen sicher der neue Atheismus. Er brüllt wie ein Löwe und selbstbewusst; er verspottet Gottes Wort, und vor allem Aussagen über die metaphysische Welt, Himmel und Hölle, Gott und Engel, Teufel und Dämonen. Militant greift er Gottes Kirche an und glaubt, siegreich das Feld zu behalten.   

Es ist zum anderen auch die „political correctness“, die per Tabu und Scham der Gesellschaft verbietet, über Religion offen zu reden; vor allem, wenn sie christlich ist. Sie fordert Schweigen statt Evangelium. Jeder muss sich ihr beugen, will er nicht als überholter Fundamentalist aus dem vorletzten Jahrhundert gelten.   

Und es ist nicht zuletzt auch der den Zeitgeist bestimmende und alles durchdringende Relativismus, der jeder absoluten Aussage Gottes den Teppich unter den Füßen wegziehen will. Vor allem, wenn es um Gut und Böse geht, oder um die Exklusivität des Heils in Christus.

Anderswo auf der Welt sind es der Totalitarismus und Kommunismus - allen voran in Nordkorea und in der Volksrepublik China - sowie der militante Islamismus; nicht nur im nahen Osten und in Afrika. Sie verfolgen Gottes Volk, sie verbieten oder schänden Kirchen, Frauen und Kinder. Sie morden, was sich ihnen nicht beugt oder martern unsere Geschwister im Gefängnis, in Containern und Konzentrationslagern; unbeachtet von der Weltpresse und den Medien.  

Und was machen wir als Christen? Viele von uns schweigen. Aus Angst vor der Übermacht der öffentlichen Meinung und aus Angst, dem Bellen des Feindes keine adäquate Antwort geben zu können. Aus Scham, sich öffentlich zu blamieren. Und vielleicht - Gott behüte! - sogar aus Scham, als Christ erkannt zu werden.
  
Da geht es uns, wie dem Timotheus; da haben wir es nötig, dass man uns ermahnt - die Gabe Gottes in uns neu zu entfachen und mit Seiner Hilfe mutig den Mund auf zu machen und Antwort zu geben; Paroli denen zu bieten, die Gott, Sein Wort und Sein Volk verlachen. Seine Liebe zu Gott, Seinem Wort und zu Seinem Volk neu zu entfachen und sich ohne sich dafür zu schämen, klar zu bekennen, wo der Zeitgeist uns zum Schweigen bringen will.  Seine Besonnenheit ganz neu anzufachen und der Angst entgegen zu setzen, die uns von innen lähmen will.

Ich möchte uns etwas fragen: Wo wären wir einer Gefahr ausgesetzt, wenn wir der Liebe folgen würden - zu Gott, zu Seinem Wort, zu Seinem Volk? 

Durch ein öffentliches - und politisch eher inkorrektes - Bekenntnis?
Indem wir reden und nicht schweigen, wenn der Atheismus brüllt?
Indem wir mutig das Evangelium weiter sagen und
Indem wir uns in Liebe unseren verfolgten Geschwistern zur Seite stellen;
   
allen voran denen, die schon hier sind? 

Es geht also nicht - wie die Flagellaten im Mittelalter dachten - um "Leiden um jeden Preis: es geht um die Liebe Gottes und wie diese Liebe durch Dich zu denen kommt, die Gott Dir ans Herz legt (2x)  Es geht darum, Christus in Seiner Liebe nachzufolgen. Ihm, von dem der Hebräerbrief schreibt: à "Darum hat auch Jesus, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, gelitten draußen vor dem Tor. So laßt uns nun zu ihm hinausgehen [...] und seine Schmach tragen. Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir." (Heb 13:12-14)  
 
Und ihm nach zu folgen bedeutet, das zu tun, was Paulus auch im Brief an die Philipper schrieb „Seid so unter euch gesinnt, wie es [...] der Gemeinschaft in Christus Jesus entspricht: Er, [...] hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, [...] und ward gehorsam bis zum [...]Tode am Kreuz.“ (Phil 2:5-8)


Fragen an Dein Herz

Und weil es darum geht, möchte ich Dich heute folgendes fragen. 

Bitte achte darauf, was Gott in Deinem Herzen spricht, wenn Du diese Fragen hörst:
 
Wer ist es, zu dem Gott Dich ruft?
Wer braucht Deine Liebe und Deinen Beistand?
Wo ruft Dich Gott, Ihn treu zu bekennen?
Wovor hast Du Angst; wovor fürchtest Du Dich?
Bitte Gott um Liebe, Kraft, Besonnenheit
Bitte Gott um klare Führung wo Du lieben und wo Du reden sollst!

Vom Segen geistlicher Eltern - 2. Tim 1:2-5

[Predigt als MP3]

Einleitung

Ihr Lieben! Gott segne uns! 

Als ich unseren heutigen Text las und mich auf diese Predigt vorbereitet habe, hat mich ein Satz besonders berührt und an eine Geschichte aus meinem eigenen Leben erinnert. Es war der Satz: „Und wenn ich an deine Tränen denke, verlangt mich, dich zu sehen [...]“. --- Als ich meinen Vater das vorletzte Mal in meinem Leben sah, wusste ich, dass es das letzte Mal gewesen sein würde, dass ich ihn gesund und auf seinen zwei Beinen sehen würde. Warum ich das wusste, weiß ich nicht. Ich wusste es einfach. Und dann musste ich weinen. Weinen, weil ich ihn sehr, sehr lieb gehabt habe. Und weil mir bewusst wurde, dass ich ihn bald nie mehr sehen würde. Das nächste Mal, dass ich ihn sah, war auf seinem Sterbebett. --- so ähnlich muss es Timotheus gegangen sein, als er sich das letzte Mal von Paulus verabschiedete: es sollte das vorletzte Mal sein, dass er ihn in Freiheit sah; und als er sich von Paulus verabschiedete, der danach in Rom seiner letzten Gefangenschaft und seinem Märtyrertod entgegen ging, musste auch Timotheus weinen. Weil er Paulus von Herzen lieb hatte. Aber lasst uns den Text zuerst einmal gemeinsam lesen:


Der Text

Paulus [...] an meinen lieben Sohn Timotheus: Gnade, Barmherzigkeit, Friede von Gott, dem Vater, und Christus Jesus, unserm Herrn! Ich danke Gott, dem ich diene von meinen Vorfahren her mit reinem Gewissen, wenn ich ohne Unterlass deiner gedenke in meinem Gebet, Tag und Nacht. Und wenn ich an deine Tränen denke, verlangt mich, dich zu sehen, damit ich mit Freude erfüllt werde. Denn ich erinnere mich an den ungefärbten Glauben in dir, der zuvor schon gewohnt hat in deiner Großmutter Lois und in deiner Mutter Eunike; ich bin aber gewiss, auch in dir.“  

Worum es heute nicht gehen wird, weil die Zeit - auch bei 40 Minuten- dafür zu knapp ist: Es wird nicht um den Segensgruß gehen: wir alle sind in der Tat hilfsbedürftige, dickköpfige und ängstliche Sünder, die Gnade, Barmherzigkeit und Frieden nötig haben. Und wir alle haben einen Vater im Himmel, und einen Erlöser: Christus unseren Retter: einen Gott, der den Anspruch erhebt, über unserem Leben „in Liebe zu thronen“, wie wir es vorletzte Woche gesungen haben. Auch auf Paulus‘ Vorgeschichte und auf sein reines Gewissen werden wir verzichten müssen, um uns auf das Wesentliche dieses Textes konzentrieren zu können: auf Timotheus – und auf seine Beziehungen und darauf, was uns diese Freundschaft von vor fast 2.000 Jahren auch heute noch zu sagen hat.

Worum es also heute gehen wird, ist folgendes:
  • Zuerst einmal wird es um Timotheus selbst gehen: Wer war er? Was war er für ein Typ? Wo kam er her? Wo lebte er? Was tat er? Was war so besonders an ihm? Was hatte er für ein Wesen?
  • Dann wird es um die Beziehung zu seiner Mutter und seiner Großmutter gehen – und das, was aus dieser Beziehung erwachsen ist; und auch um die Beziehung von Paulus zu Timotheus.
  • In der Übertragung in unsere Zeit werden wir uns sehen, was geistliche  Elternschaft damals und heute unterscheidet – und wo wir uns vor allem heute noch eine Scheibe abschneiden können.


Timotheus

Paulus selbst schreibt Timotheus einen "Geist ... der Angst„ zu (2 Tim 1: 7) und empfand es als daher als notwendig, die Gemeinde in Korinth zu bitten, Timotheus auf eine Art und Weise zu empfangen, die ihn beruhigen würde (1Kor 16:10, 11).Auch in den Pastoralbriefen ermutigt Paulus den Timotheus, sich wegen seiner Jugend nicht verachten zu  lassen (1 Tim 4:12) und die geistliche Gabe (der Lehrers und Bischofs), die er empfangen hatte, nicht zu vernachlässigen (1 Tim 4,14) und nicht beschämt zu sein, sondern vielmehr mutig für das Evangelium einzutreten (2.Tim 1, 8).

Auch schreibt Paulus ihm im 1. Brief: „Trinke nicht mehr nur Wasser, sondern nimm ein wenig Wein dazu um des Magens willen und weil du oft krank bist.“ (1Tim 5,23) Von seinem natürlichen Menschen her war Timotheus also ein noch recht junger, eher scheuer, fast furchtsamer und auch kränklicher Mensch.

Was Paulus aber in 2Tim 1,5 besonders herausstellt, ist eine andere Eigenschaft von ihm: Seinen „ungefärbten Glauben“. Timotheus hielt am Wort Gottes fest und ließ sich davon nicht beirren: weder nach links (zu den Atheisten, Agnostikern, Schwärmern oder Irrlehrern), noch nach rechts (zu den Pharisäern, Selbstgerechten und Werkheiligen). Das ist leider eine Eigenschaft, die nicht nur damals als Besonderheit hervorstach – weil sie so selten war. Wenn ich mir anschaue, was heutzutage in den Medien alles unter dem Titel „Christlicher Glaube“ verkauft wird, kann ich Paulus nur zu gut verstehen; es ist heute nicht besser, als damals. Doch wo hatte Timotheus diesen „ungefärbten“ (oder „ernsthaften“) Glauben her? Damit kommen wir zu seiner Familie.

 
Beziehungen – Lois und Eunike

Timotheus wurde geboren in Lystra, einer römischen Kolonie in der Provinz Galatien – also in der heutigen Zentraltürkei. Er war der Sohn einer Misch-Ehe: sein Vater war ein Nichtjude und seine Mutter war Jüdin (Apostelgeschichte 16: 1). Seine Mutter und seine Großmutter waren aufrichtige Gläubige (2.Tim 1: 5). Von seiner Kindheit an haben sie Timotheus in den jüdischen Schriften (2 Tim. 3:14, 15) unterrichtet und sie hatten ganz bestimmt auch großen Einfluss auf die Bekehrung des Timotheus zum Christentum.

Über seinen Vater, der kein Christ geworden zu sein scheint, ist wenig bekannt, aber man kann sich vielleicht ein wenig vorstellen, wie es in einem Haushalt zugeht, in dem der eine Elternteil gläubig ist und der andere nicht. Ich habe das in Erding bei einem lieben Bruder miterleben müssen – es war sehr traurig: ständig war er innerlich hin und hergerissen, da seine Frau nie so wollte, wie Er in seiner Jesusnachfolge. 

Der Eunike, seiner Mutter, muss es ähnlich gegangen sein. Und sie hat sich – so vermute ich –sicher bemüht, ihren Mann für den Glauben zu gewinnen und sich dabei an das gehalten, was die Apostel in solchen Fällen empfahlen – nämlich: „Ihr Ehefrauen sollt euch euren Ehemännern unterordnen, auch dann, wenn sie nicht an die Botschaft Gottes glauben. Das Beispiel eures Lebens wird sie mehr überzeugen als alle Worte. Sie werden für Gott gewonnen werden, wenn sie sehen, wie ihr vorbildlich und in Ehrfurcht vor Gott lebt. Macht euch keine Sorgen um äußere Schönheit, die auf modischen Frisuren, teurem Schmuck oder schönen Kleidern beruht. Eure Schönheit soll von innen kommen - das ist die unvergängliche Schönheit eines freundlichen und stillen Herzens, das Gott so sehr schätzt. Das ist auch die Schönheit, mit der die heiligen Frauen sich früher schmückten.“  Von daher gehe ich davon aus, dass sie auch für Timotheus ein großes Vorbild war – nicht allein in ihrem Wissen über den Glauben – sondern als lebendiges Vorbild. Doch wie ist der Glaube des Timotheus nach seiner Kindheit weiter gewachsen? Damit kommen wir zu seiner Beziehung zu Paulus.


Beziehungen – Paulus

Als Paulus auf seiner zweiten Missionsreise nach Lystra zurückkehrte, richteten einige der Christen seine Aufmerksamkeit auf Timotheus, diesen jungen Gläubigen, und Paul beschloss, ihn auf seiner Reise mitzunehmen (Apostelgeschichte 16: 2, 3). Und Paulus und die Ältesten der Kirche legten ihm die Hände auf, um ihn auszusondern und ihn für den Dienst auszustatten (1:18, 4:14, 2 Tim 1: 6, 2: 2). 

Danach reiste Timotheus mit Paulus auf den meisten seiner zweiten und dritten Missionsreisen (Apostelgeschichte 17:14, 15; 18: 5; 19:22; 20: 4) und auf einem Teil der vierten Missionsreise (die sich übrigens in den Pastoralbriefen widerspiegelt). Timotheus hat also eine ziemliche Riesenmenge Zeit mit Paulus verbracht, sein Glaube ist dabei sicherlich in unterschiedlichster Weise herausgefordert worden – und er hatte doch mit Paulus immer jemanden an seiner Seite, beziehungsweise „im Rücken“, auf den er sich verlassen konnte; auf den er zurückgreifen konnte; von dem er – auch in schwierigen Situationen – ganz praktisch lernen konnte.

Als Mitarbeiter von Paulus wurde Timotheus auch als Vertreter von Paulus in den Kirchen eingesetzt – und zwar in Thessalonich (1Thess 3: 2, 6), Korinth (1.Kor 4:17; 16:10), Philippi (Phil.2,19,23) und zuletzt in Ephesus (1.Tim 1: 3).In Ephesus war er auch, als er die beiden Briefe von Paulus erhielt. Paulus hatte die Kirche in Ephesus schon früh auf seiner dritten Missionsreise gegründet und dort etwa drei Jahre verbracht (Apostelgeschichte 19; 20:31). Am Ende dieser Reise warnte er die Ältesten von Ephesus, dass falsche Lehrer die Gemeinde plagen würden (Apostelgeschichte 20:29, 30) – und der 2. Brief an Timotheus weist darauf hin, dass seine Vorhersage offensichtlich wahr geworden ist.

Doch Paulus war für Timotheus nicht nur ein Mentor – er war ihm auch ein Freund, ein Bruder, ein Gefährte. Die Beziehung zwischen ihnen war letztendlich so intensiv und tief, dass Paulus im übertragenen Sinn von sich selbst als Timotheus "Vater" (Phil 2,22) und von Timotheus als seinem „Sohn“ (1: 2,18; 1Kor 4,17; 2 Tim 1: 2; 2: 1) spricht.   Am beeindruckendsten aber sind wohl die Worte von Paulus in 2. Timotheus 1,3+4, als er an Timotheus schreibt: „[...] wenn ich ohne Unterlass deiner gedenke in meinem Gebet, Tag und Nacht. --- Und wenn ich an deine Tränen denke, verlangt mich, dich zu sehen, damit ich mit Freude erfüllt werde.“

Wie tief muss eine Beziehung sein, dass der eine Tag und Nacht an den anderen denkt? Wie herzlich müssen zwei zu einander stehen, dass sich beim Abschied die Augen mit Tränen füllen? Und wie groß muss die Sehnsucht nach einem Wiedersehen sein, dass Paulus in diesem Brief nicht nur immer wieder bittet: „Beeile dich, dass du bald zu mir kommst.“ (2Tim 4,9) und „Beeile dich, dass du vor dem Winter kommst.“ (2Tim 4,21), sondern auch: „[mich] verlangt [...], dich zu sehen, damit ich mit Freude erfüllt werde“ (2Tim 1,4).   

Auch ich durfte eine solche Zweierschaft erleben. Mit jemandem, den ihr gut kennt: mit Thomas Mayer. Er war es, mit dem ich während der Zeit meiner schwersten Depression Stunden um Stunden in seinem Studierzimmer verbrachte, wo wir gemeinsam die Bibel lasen, miteinander von Herz zu Herz sprachen, miteinander beteten – nicht allein für mich, sondern auch für andere Kranke. Er war es, bei dem ich erfahren durfte, was für ein Leben und Freude spendender Segen ein „richtiges“ Sündenbekenntnis sein kann - echte, tiefe Reue zu empfinden, das Vertrauen haben zu dürfen, auch das dunkle und hässliche in meiner Seele auszusprechen, echte Buße zu tun, und dann wunderbare, echte, lebendige und herzerfüllende  Vergebung zu erfahren in dem Zuspruch: „Deine Sünden sind Dir vergeben!“ – Leute, ihr wisst nicht, was Euch alles an Gutem entgeht, wenn ihr eine solche Zweierschaft nicht habt! 


Geistliche Elternschaft im Jahre 63

Darum geht es: Um einen echten Lebensbezug. Darum, miteinander zu glauben und zu leben und auch an sich und Gottes Reich zu arbeitenDas war es auch, was Jesus mit Seinen Jüngern lebte. Er hat ja nicht die 12 berufen und dann gesagt: “So, Leute, alle mal herhören! Von jetzt an treffen wir uns regelmäßig jeden Schabbat in der Synagoge und da werde ich Euch ein paar fürchterlich kluge Lektionen lehren, damit ihr einen möglichst dicken Kopf bekommt und gute Theologen werdet!”. Nichts gegen gute Theologen. Mein bester Freund ist einer

Aber Jesu’ Plan, sein Wissen an die Jünger zu vermitteln, sah doch ganz anders aus: sie lebten miteinandern, sie lachten, beobachteten, fragten, lerntensie stritten mit Pharisäern und lernten das praktische Handwerkszeug des Glauben im Alltag; im Leben; im gemeinsam mit Jesus verbrachten Leben. Ganz praktisch.  Und wenn wir uns die neutestamentliche Gemeinde anschauen, dann geht es in der Apostelgeschichte genauso weiter. Dort lesen wir: “Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet.” (Apg 2,42). Und auch: “[…] sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen.” (Apg 2,46). 

Die Gemeinde in Jerusalem hatte also täglich Gemeinschaft und feierten täglich das Abendmahl. Sie lehrten und lernten und betetenUnd genau das Gleiche sehen wir bei Paulus und Timotheus: sie hatten Gemeinschaft miteinander – täglich - praktisch. Genau darum geht es doch beim großen Gebot der Liebe! In der Liebe und Beziehung zwischen uns wird unser Glaube Realität, wird Wirklichkeit, was wir sonst nur verkopft über den Glauben zu „wissen“ meinen. In der Gemeinschaft miteinander – und ganz besonders zu einem Vater oder einer Mutter im Glauben – erfahren und lernen wir Neues, können wir Dinge ausprobieren, werden unsere Fragen beantwortet, erleben wir im positiven Sinne, was eine echte Beichte, echte Buße, echter Trost und Zuspruch von Vergebung bedeuten. Existenziell. In unserem Herzen. Wir erfahren Stärkung für unseren Alltag, profitieren von der Weisheit erlebter Glaubenserfahrung und werden so zugerüstet für das, was Gott mit unserem Leben noch vorhat. 


Geistliche Elternschaft heute

Und nicht zuletzt aber wird in der Liebe zwischen uns und zueinander Gott greifbar, erlebbar, erfahrbar. Er, von dem es heißt, er sei "Gott und Vater aller, der da ist über allen und durch alle und in allen.“ (Eph 4,6). Er ist es, zu dem wir beten: „Unser Vater im Himmel! Dein Name werde geheiligt.“ (Mt 6,9) Er ist es, von dem der Apostel Johannes bezeugt: „Und wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat. Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“ (1Joh 4,16).  Doch wie soll das gehen? Liebe braucht Beziehung – und Beziehung braucht Zeit. Zeit, sich zu treffen. Zeit, miteinander zu reden. Zeit, miteinander zu beten und zu studieren. 

Und genau das ist doch eine der größten Herausforderungen unserer Zeit – oder? „Wir ha‘m doch keine Zeit!“   Wir absolvieren brav unsere Stille Zeit, hetzen durchs Frühstück stehen im Stau, schuften uns den Buckel krumm und fallen abends todmüde in den Fernsehsessel. Oder wir kümmern uns – je nach Alter – um schreiende, trotzige, schmutzige, widerspenstige oder unverschämte Kinder, machen die Wäsche, den Haushalt, kaufen ein, kochen, backen putzen und fallen abends todmüde ins Bett.  Wo, bitte schön, soll da noch Zeit sein für etwas „geistliches“? Für eine Zweierschaft? Oder gar für geistliche Elternschaft?  

Bevor ich diese Frage beantworte, möchte ich etwas herausstellen: Keine Zeit bedeutet: keine Beziehung. Keine Beziehung bedeutet: die Gefahr, dass die Gemeinde zu einem Forum verkümmert, Glauben zum Kopfwissen und Liebe zur Oberflächlichkeit. Wollen wir das? Ihr Lieben? Wollen wir das? Natürlich nicht. Aber ist es nicht vielleicht auch so, dass wir uns mit dem Faktum von Zeitnot und Stress versuchen darüber hinwegzutäuschen, dass “So etwas in unserer Zeit halt einfach nicht mehr geht”? Und ist das nicht ein ganz gefährlicher Selbstbetrug? Ein Selbstbetrug, mit dem wir UNS SELBST betrügen – um das Wunderbare, was Gott für uns bereit hält: EIN ECHTES GLAUBENSLEBEN.  Darum sollten wir nicht sagen: “Da kann man nichts machen…” sondern vielmehr: “Das WILL ich erleben – und deshalb werde ich Prioritäten setzen”. 

Ihr Lieben: ich kenne Menschen, die haben einen Arbeitskalender, der ist fast so voll, wie der von Wolfgang – und die haben trotzdem noch Zeit, sich regelmäßig mit 1-2 Geschwistern zu treffen. Vielleicht nicht täglich. Vielleicht nicht einmal jede Woche. Aber sie treffen sich. Sie tauschen sich aus und sie erleben, was geistliche Gemeinschaft für ein Segen ist.   Und über diesen Segen habe ich mal ein Lied geschriebenaus Dankbarkeitfür Thomas , an dem ich Euch hier – zumindest auszugsweise – Anteil geben möchte (ist leider auf Englisch):

When I think of you, then I see your room
Stuffed with books about the One we love
And I see the view from your window-side
To the city's road that seems so far away

And then the thoughts that fill my heart are peaceful
As if all trouble's clouds were blown away
And then the thoughts that fill my heart are peaceful‘
cause I feel this love that makes me wish to stay

When I leave your room, walking all alone
Thinking of the words we spoke that day
Then I lift my head to the sky above
And I trust that I will come to know the Lord

And then the thoughts that fill my heart are peaceful
As if all trouble's clouds were blown away
And then the thoughts that fill my heart are peaceful‘
cause I feel this love that makes me wish to stay
  
Fazit

Ihr Lieben! Ich bitte Euch ganz herzlich: Bitte...
  • ... geht mit der Frage ins Gebet: „Wer ist mein geistlicher Vater; meine geistliche Mutter?“
  • ... Sprich diese Person an: trefft Euch, betet und teilt Euer Leben!
  • ... Und ich wünsche Euch, dass ihr diese Erfahrung machen dürft: es lohnt sich!
Amen.