Sonntag, 29. März 2015

Ein feste Burg ist unser Gott (Ps 46:1-12)

Text

1 "Ein Lied der Söhne Korach, vorzusingen, nach der Weise »Jungfrauen«." 2 Gott ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben. 3 Darum fürchten wir uns nicht, wenngleich die Welt unterginge und die Berge mitten ins Meer sänken, 4 wenngleich das Meer wütete und wallte und von seinem Ungestüm die Berge einfielen. "SELA". 5 Dennoch soll die Stadt Gottes fein lustig bleiben mit ihren Brünnlein, da die heiligen Wohnungen des Höchsten sind. 6 Gott ist bei ihr drinnen, darum wird sie festbleiben; Gott hilft ihr früh am Morgen. 7 Die Heiden müssen verzagen und die Königreiche fallen, das Erdreich muss vergehen, wenn er sich hören lässt. 8 "Der Herr Zebaoth ist mit uns," "der Gott Jakobs ist unser Schutz." "SELA" 9 Kommt her und schauet die Werke des HERRN, der auf Erden solch ein Zerstören anrichtet, 10 der den Kriegen steuert in aller Welt, der Bogen zerbricht, Spieße zerschlägt und Wagen mit Feuer verbrennt. 11 Seid stille und erkennet, dass ich Gott bin! Ich will der Höchste sein unter den Heiden, der Höchste auf Erden. 12 "Der Herr Zebaoth ist mit uns," "der Gott Jakobs ist unser Schutz." "SELA".


Kommentar

Zusammenfassung

Wohl angesichts der Belagerung Jerusalems und der letztendlichen Errettung des Volkes und der Stadt durch das Eingreifen Gottes entstand dieser Psalm, der uns mit apokalyptischen Bildern die Gefahr und Bedrängnis des Volkes Gottes und die verlässliche Hilfe Gottes schildert, der Seinem Volk inmitten von Not und Streit ein Quellborn des Friedens ist. Und in prophetischer Vorausschau weist dieser Psalm auf das Ende der Tage, wenn Gott selbst den Frieden auf Erden schaffen wird. Er, der Gott des Friedens aber ist es, der uns auffordert Ihn in Seinem Wort und Werk zu erkennen und der uns auch im Kehrvers diess Psalms immer wieder zusagt, dass Er mit uns ist und daß Er, Er allein, unser verlässlicher Schutz in aller Not ist.


Struktur

1 Die Korahleviten verfassten dieses Vortragslied für einen Jugend-Chor.
2-4 Gott der Allmächtige ist unser Schutz selbst inmitten apokalyptischer Szenarien.
5-8 Dank Gott hat Sein Volk seligen Frieden inmitten des Chaos; Er ist ihre Hilfe.
9-12 Gott wird Frieden schaffen auf Erden und will, dass wir Ihn wirklich erkennen.


Inhalt

1 Dieser Psalm wurde von den Korahleviten (vgl. Zusammenfassung von Psalm 44) als Vortragslied "für hohe Stimmen" komponiert (Buber übersetzte: "in der Jugend-Tonart"; Luther: "nach der Weise »Jungfrauen«.")


2-4 Dieser Psalm beginnt und endet mit einem Wort des Trostes: Dass nämlich Gott, der Gott Jakobs, der Herr der Heerscharen, bei uns ist, uns zur Seite steht, uns begleitet und uns beschützt. Er, der allmächtige Gott selbst, ist unsere Hoffnung und die Quelle unserer Kraft. Daran muss auch Paulus gedacht haben, als er uns schrieb: "Was wollen wir nun hierzu sagen? Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein?" (Rö 8:31). 

Dieser Beistand aber war dem Volk Gottes überlebenswichtig, denn offenbar litt es um die Zeit der Verfassung des Psalms große Not, wie z.B. während der Belagerung Jerusalems durch die Assyrer (siehe 2Chr 32:9-23).

Doch ungeachtet der überwältigenden Gefahr konnten die Psalmisten getrost dichten "wir fürchten uns nicht!" Auch dann nicht, wenn die Grundfesten der Erde so erschüttert würden, dass ganze Gebirgszüge vom Wüten katastrophischer Fluten verschlungen würden. Ja, selbst dann nicht, wenn die ganze Schöpfung in einem apokalyptischen Szenario vor ihrem Untergang stünde. Der Grund aber für diese unerschütterliche Furchtlosigkeit ist ein einziger: Das Wissen, dass Gott selbst, der Herr der Schöpfung, der Erschaffer von Bergen und Meeren, in ihrer Mitte ist.


5-8 Wenn auch außen, rund um die Stadt, die Apokalypse tobt und das brausende Meer der Belagerer die Mauern einzureißen droht, so soll doch Gottes heilige Stadt, getrost und fröhlich bleiben. Welch scharfer Kontrast: draußen das tosende Meer der Belagerer und drinnen das fröhliche Plätschern des Bächleins Siloah (Luther: "Brünnlein"), oder wie Jesaja schrieb: "die Wasser von Siloah, die still dahinfließen" (Jes 8:6). In dieser idyllischen Stille hat Gott Wohnung genommen. Und weil ER, der Allmächtige, die Stadt bewohnt, allein darum wird sie nicht eingenommen werden, sondern Bestand haben. Und auf diesen Zuspruch folgt die Verheißung: "Gott hilft [der Stadt] früh am Morgen". Interessant ist in diesem Zusammenhang der Bericht vom Ende der Belagerung Jerusalems, wie er im 2. Buch der Könige festgehalten wurde, in welchem uns berichtet wird, dass Gottes Hilfe den Belagerten tatsächlich früh am Morgen zuteil wurde (vgl. 2Kö 19:35f).

In Vers 7 klingt dann, neben dem Triumph Gottes über die heidnischen Belagerer, auch ein prophetisches Element durch, welches, einem fernen Echo gleich, vom Ende der Welt und den ihm vorausgehenden Ereignissen kündet: von den Kriegen unter den Königreichen der Welt (vgl. Mt 24:7-8), von der Angst der Heiden vor dem gewaltigen Zorn Gottes am Tag seines Gerichtes (vgl. Offb 6:14-17), und letztlich vom feurigen Gericht, in welchem gar die Erde vergeht (vgl. 2Pe 3:10).

In all dem aber, so tröstet der Kehrvers, der ursprünglich wohl auch einmal die erste Strophe nach Vers 4 zierte, ist Gott, der Allmächtige, der Herr über die himmlischen Heerscharen, der Pantokrator - mit uns. Der Gott Jakobs selbst, der Allerhöchste, der König aller Könige und Herr aller Herren, der Herrscher des Alls, er selbst ist es, der uns beschützt.


9-12 Alle Welt ist aufgefordert, zu kommen und sich höchstpersönlich und aus nächster Nähe anzusehen, wie Er, der Ewige und Allmächtige handelt. Er, der in Christus das Angebot von Waffen mit einem "Genug!" ausschlug (Lk 22:38) und der angesichts der Waffengewalt Petri gegen den Knecht des Hohenpriesters sprach: "Lasst ab!" (Lk 22:50f). Eben Sein Werk wird am Ende der Tage dieses sein, dass Er die Waffen der ganzen Welt zerstört und so die Kriege auf Erden in Frieden verwandelt. Ganz so, wie Er es später auch durch Seine Propheten verkünden ließ, dass am Ende der Tage eine Zeit kommen wird, in der die Völker "ihre Schwerter zu Pflugscharen machen" und "hinfort nicht mehr lernen [werden], Krieg zu führen" (Jes 2:4, Mi 4:3). 

Eben dieser Gott des Friedens (Rö 15:33, 16:20, 1Kor 14:33, Phil 4:9, 1Thess 5:23, Heb 13:20) aber fordert uns in Seinem Wort auf, stille zu werden und uns auf Ihn zu besinnen; Ihn selbst in Seinem Wort zu erkennen: Ihn, den Gott unseres Friedens, Ihn, unseren Beschützer in der Apokalypse, Ihn, den Bewahrer seligen und stillen Friedens, Ihn, unseren Helfer in der Not. Er selbst ist es, unser friedfertiger Helfer, Beschützer und Bewahrer, der zu uns spricht: "Ich will der Höchste sein unter den Heiden, der Höchste auf Erden." Ja, es ist wahr: "Der Herr Zebaoth ist mit uns" und Er selbst, "der Gott Jakobs ist unser Schutz".


Fragen und Anregungen zur praktischen Anwendung
  • Welche Not, Gefahr oder Bedrängnis ist es, die zurzeit Deine Seele schrecken will?
  • Geh in die Stille des Gebetes vor Gott, in die Betrachtung Seines Wortes und erkenne: Er, der Allmächtige, der Schutz Jakobs, ist mit Dir "alle Tage bis an der Welt Ende." (Mt 28:20)
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[Predigt als MP3]