Text
1 "Ein
Lied der Söhne Korach, vorzusingen, nach der Weise »Jungfrauen«." 2
Gott ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten,
die uns getroffen haben. 3 Darum fürchten wir uns nicht, wenngleich die
Welt unterginge und die Berge mitten ins Meer sänken, 4 wenngleich das
Meer wütete und wallte und von seinem Ungestüm die Berge einfielen.
"SELA". 5 Dennoch soll die Stadt Gottes fein lustig bleiben mit ihren
Brünnlein, da die heiligen Wohnungen des Höchsten sind. 6 Gott ist bei
ihr drinnen, darum wird sie festbleiben; Gott hilft ihr früh am Morgen. 7
Die Heiden müssen verzagen und die Königreiche fallen, das Erdreich
muss vergehen, wenn er sich hören lässt. 8 "Der Herr Zebaoth ist mit
uns," "der Gott Jakobs ist unser Schutz." "SELA" 9 Kommt her und schauet
die Werke des HERRN, der auf Erden solch ein Zerstören anrichtet, 10
der den Kriegen steuert in aller Welt, der Bogen zerbricht, Spieße
zerschlägt und Wagen mit Feuer verbrennt. 11 Seid stille und erkennet,
dass ich Gott bin! Ich will der Höchste sein unter den Heiden, der
Höchste auf Erden. 12 "Der Herr Zebaoth ist mit uns," "der Gott Jakobs
ist unser Schutz." "SELA".
Kommentar
Zusammenfassung
Wohl angesichts der Belagerung Jerusalems und der letztendlichen
Errettung des Volkes und der Stadt durch das Eingreifen Gottes entstand
dieser Psalm, der uns mit apokalyptischen Bildern die Gefahr und
Bedrängnis des Volkes Gottes und die verlässliche Hilfe Gottes
schildert, der Seinem Volk inmitten von Not und Streit ein Quellborn des
Friedens ist. Und in prophetischer Vorausschau weist dieser Psalm auf
das Ende der Tage, wenn Gott selbst den Frieden auf Erden schaffen wird.
Er, der Gott des Friedens aber ist es, der uns auffordert Ihn in Seinem
Wort und Werk zu erkennen und der uns auch im Kehrvers diess Psalms
immer wieder zusagt, dass Er mit uns ist und daß Er, Er allein,
unser verlässlicher Schutz in aller Not ist.
Struktur
1 Die Korahleviten verfassten dieses Vortragslied für einen Jugend-Chor.
2-4 Gott der Allmächtige ist unser Schutz selbst inmitten apokalyptischer Szenarien.
5-8 Dank Gott hat Sein Volk seligen Frieden inmitten des Chaos; Er ist ihre Hilfe.
9-12 Gott wird Frieden schaffen auf Erden und will, dass wir Ihn wirklich erkennen.
Inhalt
1 Dieser Psalm wurde von den Korahleviten (vgl. Zusammenfassung von
Psalm 44) als Vortragslied "für hohe Stimmen" komponiert (Buber
übersetzte: "in der Jugend-Tonart"; Luther: "nach der Weise
»Jungfrauen«.")
2-4 Dieser Psalm beginnt und endet mit einem Wort
des Trostes: Dass nämlich Gott, der Gott Jakobs, der Herr der
Heerscharen, bei uns ist, uns zur Seite steht, uns begleitet und uns
beschützt. Er, der allmächtige Gott selbst, ist unsere Hoffnung und die
Quelle unserer Kraft. Daran muss auch Paulus gedacht haben, als er uns
schrieb: "Was wollen wir nun hierzu sagen? Ist Gott für uns, wer kann
wider uns sein?" (Rö 8:31).
Dieser Beistand aber war dem Volk
Gottes überlebenswichtig, denn offenbar litt es um die Zeit der
Verfassung des Psalms große Not, wie z.B. während der Belagerung
Jerusalems durch die Assyrer (siehe 2Chr 32:9-23).
Doch
ungeachtet der überwältigenden Gefahr konnten die Psalmisten getrost
dichten "wir fürchten uns nicht!" Auch dann nicht, wenn die Grundfesten
der Erde so erschüttert würden, dass ganze Gebirgszüge vom Wüten
katastrophischer Fluten verschlungen würden. Ja, selbst dann nicht, wenn
die ganze Schöpfung in einem apokalyptischen Szenario vor ihrem
Untergang stünde. Der Grund aber für diese unerschütterliche
Furchtlosigkeit ist ein einziger: Das Wissen, dass Gott selbst, der Herr
der Schöpfung, der Erschaffer von Bergen und Meeren, in ihrer Mitte
ist.
5-8 Wenn auch außen, rund um die Stadt, die Apokalypse tobt
und das brausende Meer der Belagerer die Mauern einzureißen droht, so
soll doch Gottes heilige Stadt, getrost und fröhlich bleiben. Welch
scharfer Kontrast: draußen das tosende Meer der Belagerer und drinnen
das fröhliche Plätschern des Bächleins Siloah (Luther: "Brünnlein"),
oder wie Jesaja schrieb: "die Wasser von Siloah, die still dahinfließen"
(Jes 8:6). In dieser idyllischen Stille hat Gott Wohnung genommen. Und
weil ER, der Allmächtige, die Stadt bewohnt, allein darum wird sie nicht
eingenommen werden, sondern Bestand haben. Und auf diesen Zuspruch
folgt die Verheißung: "Gott hilft [der Stadt] früh am Morgen".
Interessant ist in diesem Zusammenhang der Bericht vom Ende der
Belagerung Jerusalems, wie er im 2. Buch der Könige festgehalten wurde,
in welchem uns berichtet wird, dass Gottes Hilfe den Belagerten
tatsächlich früh am Morgen zuteil wurde (vgl. 2Kö 19:35f).
In
Vers 7 klingt dann, neben dem Triumph Gottes über die heidnischen
Belagerer, auch ein prophetisches Element durch, welches, einem fernen
Echo gleich, vom Ende der Welt und den ihm vorausgehenden Ereignissen
kündet: von den Kriegen unter den Königreichen der Welt (vgl. Mt
24:7-8), von der Angst der Heiden vor dem gewaltigen Zorn Gottes am Tag
seines Gerichtes (vgl. Offb 6:14-17), und letztlich vom feurigen
Gericht, in welchem gar die Erde vergeht (vgl. 2Pe 3:10).
In all
dem aber, so tröstet der Kehrvers, der ursprünglich wohl auch einmal die
erste Strophe nach Vers 4 zierte, ist Gott, der Allmächtige, der Herr
über die himmlischen Heerscharen, der Pantokrator - mit uns. Der Gott
Jakobs selbst, der Allerhöchste, der König aller Könige und Herr aller
Herren, der Herrscher des Alls, er selbst ist es, der uns beschützt.
9-12 Alle Welt ist aufgefordert, zu kommen und sich höchstpersönlich und
aus nächster Nähe anzusehen, wie Er, der Ewige und Allmächtige handelt.
Er, der in Christus das Angebot von Waffen mit einem "Genug!" ausschlug
(Lk 22:38) und der angesichts der Waffengewalt Petri gegen den Knecht
des Hohenpriesters sprach: "Lasst ab!" (Lk 22:50f). Eben Sein Werk wird
am Ende der Tage dieses sein, dass Er die Waffen der ganzen Welt
zerstört und so die Kriege auf Erden in Frieden verwandelt. Ganz so, wie
Er es später auch durch Seine Propheten verkünden ließ, dass am Ende
der Tage eine Zeit kommen wird, in der die Völker "ihre Schwerter zu
Pflugscharen machen" und "hinfort nicht mehr lernen [werden], Krieg zu
führen" (Jes 2:4, Mi 4:3).
Eben dieser Gott des Friedens (Rö
15:33, 16:20, 1Kor 14:33, Phil 4:9, 1Thess 5:23, Heb 13:20) aber fordert
uns in Seinem Wort auf, stille zu werden und uns auf Ihn zu besinnen;
Ihn selbst in Seinem Wort zu erkennen: Ihn, den Gott unseres Friedens,
Ihn, unseren Beschützer in der Apokalypse, Ihn, den Bewahrer seligen und
stillen Friedens, Ihn, unseren Helfer in der Not. Er selbst ist es,
unser friedfertiger Helfer, Beschützer und Bewahrer, der zu uns spricht:
"Ich will der Höchste sein unter den Heiden, der Höchste auf Erden."
Ja, es ist wahr: "Der Herr Zebaoth ist mit uns" und Er selbst, "der Gott
Jakobs ist unser Schutz".
Fragen und Anregungen zur praktischen Anwendung
- Welche Not, Gefahr oder Bedrängnis ist es, die zurzeit Deine Seele schrecken will?
- Geh in die Stille des Gebetes vor Gott, in die Betrachtung Seines Wortes und erkenne: Er, der Allmächtige, der Schutz Jakobs, ist mit Dir "alle Tage bis an der Welt Ende." (Mt 28:20)
[Predigt als MP3]