Samstag, 7. Februar 2015

Gedankengänge - Zum Thema: "Leiden und Glaube"

"Die Leiden dieser Welt und die Unbegreiflichkeit der Zulassungen Gottes lösen bisweilen einen Zweifel in unserer Seele aus. Einen Zweifel an der Güte Gottes, an Seinem Wesen, Seinem Charakter. Solcher Zweifel aber an diesem uns unbegreiflichen Gott zeugt, gemeinsam mit unserer uns so verhassten Machtlosigkeit gegenüber dem Wechselspiel des Lebens, eine unheilvolle Angst vor noch mehr Leid und Qual. Und diese Angst, samt unserem gierigen Wunsch nach Vollmacht über unser Leben und unserem stolzen Streben nach Autonomie, gebiert in unseren Herzen einen Zorn. Einen Hass und eine Rebellion, die Sünde sind: Die Abkehr vom Heiligen Gott und die Feindschaft gegen den, der nicht nur Himmel und Erde schuf, sondern auch Dich und mich.

Welches die Waffe gegen solcherlei Teufelswerk sei, willst Du wissen?
Es ist allein der Glaube. Der Glaube an den in der Natur geoffenbarten Gott, den Schöpfer von Himmel und Erde: ewig, allmächtig, voll Schönheit und Harmonie. An den in jedem Gewissen geoffenbarten Gott: allwissend, gerecht und unendlich gut. Vor allem aber ist es der Glaube an den in der Heiligen Schrift geoffenbarten und mit dem Leben der Apostel und dem Blut der Märtyrer bezeugten Gott; an den, der in Jesus Christus Mensch wurde und unter uns lebte: gnädig, barmherzig und voller Geduld, Gnade, Güte und Treue. An den, der die Menschheit so sehr liebte, dass er bereit war die Strafe für ihre Sünden am eigenen Leibe am Kreuz zu tragen und an ihrer statt zu sterben. Für eben diese Menschen, deren Herzen von der Sünde der Abtrünnigkeit, des Hasses und der Ablehnung übervoll sind.
Für mich. Und für Dich."

Sonntag, 1. Februar 2015

Lied zur Hochzeit des Königs (Ps 45:1-18)

Text 

1 "Eine Unterweisung der Söhne Korach, vorzusingen, nach der Weise »Lilien«, ein Brautlied." 2 Mein Herz dichtet ein feines Lied, / einem König will ich es singen; meine Zunge ist ein Griffel eines guten Schreibers: 3 Du bist der Schönste unter den Menschenkindern, / voller Huld sind deine Lippen; wahrlich, Gott hat dich gesegnet für ewig. 4 Gürte dein Schwert an die Seite, du Held, / und schmücke dich herrlich! 5 Es möge dir gelingen in deiner Herrlichkeit. Zieh einher für die Wahrheit / in Sanftmut und Gerechtigkeit, so wird deine rechte Hand Wunder vollbringen. 6 Scharf sind deine Pfeile, dass Völker vor dir fallen; sie dringen ins Herz der Feinde des Königs. 7 Gott, dein Thron bleibt immer und ewig; das Zepter deines Reichs ist ein gerechtes Zepter. 8 Du liebst Gerechtigkeit und hassest gottloses Treiben; darum hat dich der Herr, dein Gott, gesalbt mit Freudenöl wie keinen deinesgleichen. 9 Deine Kleider sind lauter Myrrhe, Aloe und Kassia; aus Elfenbeinpalästen erfreut dich Saitenspiel. 10 In deinem Schmuck gehen Töchter von Königen; die Braut steht zu deiner Rechten in Goldschmuck aus Ofir. 11 Höre, Tochter, sieh und neige dein Ohr: Vergiss dein Volk und dein Vaterhaus! 12 Den König verlangt nach deiner Schönheit; denn er ist dein Herr und du sollst ihm huldigen. 13 Die Tochter Tyrus kommt mit Geschenken; die Reichen im Volk suchen deine Gunst. 14 Die Königstochter ist mit Perlen geschmückt; sie ist mit goldenen Gewändern bekleidet. 15 Man führt sie in gestickten Kleidern zum König; Jungfrauen folgen ihr, ihre Gespielinnen führt man zu dir. 16 Man führt sie hin mit Freude und Jubel; sie ziehen ein in des Königs Palast. 17 An deiner Väter statt werden deine Söhne sein; die wirst du zu Fürsten setzen in aller Welt. 18 Ich will deinen Namen kundmachen von Kind zu Kindeskind; darum werden dir danken die Völker immer und ewig.


Kommentar

Zusammenfassung

In diesem anlässlich einer königlichen Hochzeit gedichteten Psalmlied besingen die Psalmisten, die Korahleviten (vgl. Zusammenfassung von Psalm 44), die Gnade und Schönheit des Königs, seine Gerechtigkeit und Macht, und seine reine und schöne, beim Einzug in des Königs Palast vom Volk mit Freude umjubelte Braut. Der Psalm endet mit einer Verheißung ewiger Herrschaft und ewigen Lobes.


Struktur

In drei Teilen beschreibt unser Psalm den König, Seine Braut und den auf Ihnen liegenden Segen und endet mit dem Ausblick auf das ewige Lob Gottes.

A. 2-9: Der König

2-3 Der König ist über alle Maßen schön, voller Gnade und gesegnet in Ewigkeit.
4-6 Er kämpft friedlich, gerecht und siegreich für die Wahrheit und gewinnt Völker.
7-9 Er, der ewig gerechte, vollkommen Gute, geht Seiner Braut in Freude entgegen.


B. 10-16: Die Braut

10-12 Sie, die Braut (die Gemeinde) erwartet den König in Seinen Kleidern. 
          Sie ist gerufen, ihre Vergangenheit zu vergessen und Ihm, der sie liebt, die Ehre zu geben.
13-16 Prächtig gekleidet und geschmückt und von aller Welt geehrt, beschenkt und umjubelt, 
          zieht die Braut mit Ihrem geliebten Bräutigam ein in des Königs Palast.


C. 17-18: Segen und Lob

17-18 Die Königskinder werden über alle Welt herrschen; zu Gottes Lob in Ewigkeit


Inhalt

1 Beim vorliegenden Psalm handelt es sich um einen Maskil (ein Lied zur Lehre und Unterweisung), welches von den Korahleviten zur Hochzeit eines Königs nach der wohl allgemein bekannten Melodie einer Volksweise namens "Lilien" komponiert wurde. 

Spätestens ab Vers 6 scheint durch, dass der hier besungene König ein göttlicher König und sein Reich ein ewiges Reich ist und so ist es legitim, diesen Psalm vor allem als Brautlied für die Hochzeit Christi mit Seiner Gemeinde zu verstehen.


Verse 2-9: Der König

2-3 Das Herz des Liederdichters fließt über zu einer wohlgefälligen Komposition; nur die erlesensten Worte will er mit höchster Kunstfertigkeit darein verweben. Denn so groß ist die Schönheit des besungenen Königs - die größte unter allen Menschen, - so voller Gnade sind alle Worte, die von seinen Lippen kommen, dass überdeutlich wird: der Segen Gottes ruht auf ihm für alle Ewigkeit.

4-6 Über diesem schönsten und von Gott auf immer gesegneten König spricht auch der Psalmist seinen Segen aus und wünscht ihm, dass er, der heldenhafte (Jes 9:5), angetan mit seinem Schwert (Eph 6:17) und in seiner ganzen Pracht und Herrlichkeit den Sieg erringe im Kampf um die Wahrheit (Jes 9:6, Eph 6:14). Weil er aber diesen Kampf nicht mit gewalttätigem Unrecht, sondern mit friedlicher Gerechtigkeit führt, wird es geschehen, dass seine Rechte Wunder vollbringt (Jes 9:5, Apg 2:22). Scharf sind die Pfeile Seiner Wahrheit. So scharf, dass sie uns als Sündern, ausgemachten Feinden Gottes (Rö 5:19), mitten ins Herz und Gewissen dringen (Heb 4:12). Und so wahr, dass ganze Völker die Wahrheit ihrer Schuld vor Gott erkennen, Ihm zu Füßen fallen und ihn als ihren rechtmäßigen König anerkennen.

7-9 Dieser König, der schönste unter allen Menschen (Vers 3) ist Christus (Heb 1:8+9). Er ist Gott (vgl. Joh 1:1) und Seine Herrschaft wird in alle Ewigkeit bestehen bleiben. Er regiert über Sein Reich in vollkommener Gerechtigkeit, denn das ist Sein Wesen: Er ist vollkommen gut, Er liebt die Gerechtigkeit und verabscheut die Sünde (vgl. 1Jo 1:5). Dieses, Sein vollkommenes Wesen, ist auch der Grund, warum Gott, der Vater, Ihn gesegnet hat mit "Wonne zu [Seiner] Rechten ewiglich" (Ps 16:11). Und während aus Seinen königlichen Palästen Musik der Freude erklingt, geht Er Seiner Braut, der Gemeinde (Eph 5:32) in Gewändern voll duftenden Wohlgeruchs entgegen.


Verse 10-16: Die Braut

10-12 Und sie erwartet Ihn. Die Gemeinde, Christi Braut, ist, wie die Brautjungfern -allesamt Prinzessinnen, Töchter von Königen, die dem König der Könige untertan sind (1Pe 2:9) - angetan mit dem Schmuck des Königs selbst: mit Christi Ehrenkleid der Gerechtigkeit (Offb 19:7+8), das Er für uns am Kreuz mit Seinem Blut erworben hat (Offb 7:14). Wir sind rein gewaschen von unseren Sünden, so rein und pur, wie Gold aus Ofir. Uns nun, Seiner geliebten Braut, wird zugeraunt, alles zu vergessen, was hinter uns liegt: Familie, Volk und Vaterhaus (Lk 14:33, Phil 3:13). Sie sollen uns nicht länger binden, denn Er, der König der Herrlichkeit, hat Sehnsucht nach uns. Ihn verlangt nach uns (Lk 22:15). Ja, in Seinen Augen sind wir, die durch Sein Blut gerecht Gewordenen, tatsächlich schön. Welch unfassbare Gnade, die uns Sünder so voll Liebe ansieht! Ja, Er allein ist unser Herr (Jes 37:20), unser König (Ps 44:5) und Meister (Rö 9:20) und Ihn allein wollen wir anbeten. Ihm allein wollen wir die Ehre geben (Ps 72:19, Jes 6:3).

13-16 So herrlich ist Christi Braut, dass alle Welt sie zur Hochzeit beschenken will; und wer reich ist, sucht ihr Wohlwollen und gibt ihr die Ehre. Sie, die einst von aller Welt gehasst (Joh 15:19) und verfolgt wurde (Joh 15:20), die in Angst und Not lebte (Joh 16:33), ist nun mit herrlichem Schmuck und kostbarstem Geschmeide, mit den Kleidern des Heils und der Gerechtigkeit angetan (Jes 61:10). In dieser Pracht führt man sie, umgeben von ihren Freundinnen, ihrem geliebten Bräutigam zu. Alle Welt freut sich und jubelt dem Brautzug zu. Ja, Glück liegt in der Luft, wenn Christus mit uns, Seiner Braut, in den himmlischen Palast einzieht, in welchem er uns schon seit langer Zeit mit so viel Liebe eine Stätte bereitet hat (Joh 14:2).


Verse 17-18: Der Segen und Lob

17-18 Zum Segen hin schwenkt unser Psalm wieder von der erzählenden dritten Person hin zum persönlichen 'Du': Ihm, dem König und Bräutigam, dem dieser Psalm gewidmet ist, gilt die Verheißung, dass seine Nachkommenschaft auf dem Thron seiner Väter sitzen wird und seine Söhne über alle Welt regieren werden. In gleicher Weise verspricht uns auch Christus, dass wir, Seine Kinder, einst das Erdreich besitzen werden (Mt 5:5). Denn Er hat mit Seinem "Blut Menschen für Gott erkauft aus allen Stämmen und Sprachen und Völkern und Nationen" und hat "sie unserm Gott zu Königen ... gemacht, und sie werden herrschen auf Erden" (Offb 5:9c-10). So dankbar ist der Psalmist, dass er gelobt, die gute Nachricht von diesem König in alle Welt hinauszutragen (Mk 16:15). Und so wird es kommen, wie es Ps 67:4+6 uns prophezeit: "Es danken dir, Gott, die Völker, es danken dir alle Völker"; nicht nur im Heute, sondern bis in alle Ewigkeit (Offb 7:12).


Fragen zur praktischen Anwendung

1. Welche Eigenschaft Christi, unseres Königs, begeistert Dich am meisten?
2. Welcher Segen, den Er Dir so teuer erkauft hat, berührt Dich am meisten?
3. In Gedanken an Ihn und Sein Werk: was möchtest Du Ihm sagen?

Warnung vor Verführung zum Abfall (Mt 18:6-9)


Text

6 Wer aber einen dieser Kleinen, die an mich glauben, zum Abfall verführt, für den wäre es besser, dass ein Mühlstein an seinen Hals gehängt und er ersäuft würde im Meer, wo es am tiefsten ist. 7 Weh der Welt der Verführungen wegen! Es müssen ja Verführungen kommen; doch weh dem Menschen, der zum Abfall verführt! 8 Wenn aber deine Hand oder dein Fuß dich zum Abfall verführt, so hau sie ab und wirf sie von dir. Es ist besser für dich, dass du lahm oder verkrüppelt zum Leben eingehst, als dass du zwei Hände oder zwei Füße hast und wirst in das ewige Feuer geworfen. 9 Und wenn dich dein Auge zum Abfall verführt, reiß es aus und wirf's von dir. Es ist besser für dich, dass du einäugig zum Leben eingehst, als dass du zwei Augen hast und wirst in das höllische Feuer geworfen.


Kommentar

Zusammenfassung

Im Gesamtzusammenhang von Größe und Demut, sowie von Beziehung, Vergebung und Gemeindezucht spricht Jesus dieses doppelte Mahnwort von der Verführung zum Abfall. Eine Mahnung an Verführer, welche die Kinder Gottes zu Fall bringen. Und eine Mahnung an die von Sünde Versuchten, welche diesen die unendlichen Konsequenzen der Sünde vor Augen stellt.


Struktur

6-7 Mahnung an die Verführer: die Strafe für Verführung ist unvorstellbar hoch
8-9 Mahnung an die Verführbaren: kein Opfer ist zu hoch für das ewige Leben


Inhalt

6-7 'Betonschuhe'. Eine der übelsten Mafia-Praktiken überhaupt. An Grausamkeit kaum zu überbieten. Lebendig versenkt zu werden. Die Füße des Opfers kommen in Zement. Ist der Beton erhärtet, wird er zusammen mit dem Menschen versenkt. Ein solches Bild zeichnet Jesus: Mit einem Mühlstein am Hals, kopfüber, unaufhaltsam in die Tiefe der immer dunkler und kälter werdenden Fluten des Meeres gerissen zu werden und dabei jämmerlich und völlig hilflos zu ertrinken. Und Er fügt hinzu: diese Strafe wäre eine geradezu attraktive Alternative gegen die tatsächliche Strafe, die denjenigen erwartet, der Seine Kinder verführt, von der ihnen verordneten Heiligkeit (3Mo 20:7) abzufallen. 

Das hier verwendete Wort (σκανδαλιση, skandalisä = Abfall) hat als weitere mit schwingende Bedeutungen die Vorstellungen von Anstoß, Falle, Verführung und Irreführung. Liest man unsere Stelle im Kontext, so wird deutlich, dass es bereits anlässlich der Zahlung der Tempelsteuer um einen Anstoß geht (Mt 17:27). Jesus hätte sie als Sohn Gottes nicht zahlen müssen, aber er tat es dennoch, um keinen *Anstoß* zu erregen. Anlässlich des Rangstreits der Jünger (Mt 18:1-5) klärt Jesus dann auf, was im Himmelreich wahre Größe ist: die Herzensgröße des Demütigen, der um der Liebe willen so niedrig wird, wie ein Kind. In den folgenden Abschnitten geht es um Gottes Liebe zu den Verlorenen am Beispiel des verlorerenen Schafes (Mt 18:10-14) und um Anweisungen zur Versöhnung von Sünde, Sündenvergebung und Gemeindezucht (Mit 18:15-20). In diesen Zusammenhang hinein spricht Jesus also seine Mahnungen über den Abfall.

Unser Text findet sich, neben der Parallelstelle Markus 9:42ff auch in Mt 5:19f und hier ganz klar im Zusammenhang mit Ehebruch. In den Parallelstellen geht es also um die Verführung zum Abfall von der heiligen Reinheit unserer Herzen, zu der wir gerufen sind (Jak 4:8). Und wie wir aus Mt 5:28 wissen, kann schon ein lüsterner Blick genügen, um diesen Skandal herauf zu beschwören. In Textzusammenhang hier geht es jedoch vor allem um Demut und Beziehung und somit eher um das Thema des "allgemeinen Anstoßerregens"; nämlich im Gewissen meines Nächsten (vgl. Rö 14:21, 1. Kor 10:29). Es geht also auch um den Vorbildcharakter, den unser aller Leben als Beispiel für unsere Nächsten hat.

Um die Härte der Worte Christi zu verstehen, sind zwei Dinge zu wissen vonnöten. Zum Ersten: die Ungeheuerlichkeit der Sünde (σκανδαλον, skandalon = Verführung), das ist, die Kluft zwischen Gottes vollkommener Heiligkeit und dieser äußersten Verdorbenheit. So schrecklich ist Sünde in Gottes Augen, dass er denen, die Seine Kinder dazu verführen, eine so fürchterliche Strafe verordnet. Und zum Zweiten: die unfassbare Liebe Gottes, die bereit war, in Christus vom Himmel herab zu steigen, Mensch zu werden und an unserer Stelle den qualvollen Tod am Kreuz zu erleiden, um unser Leben zu retten. Weil Christus uns so sehr liebt, weil wir so wertgeachtet sind in Seinen Augen (Jes 43:4), will er uns vor einem solchem Fall bewahren. Nur darum droht er so vehement mit Strafe: Er will, dass wir leben.

Und auch, wenn Verführungen in Gottes Heilsplan eingeschlossen sind (Mt 24:10), so spricht Gott dennoch über diejenigen, die durch ihr absichtliches Tun Gottes Kinder in Gefahr bringen, Sein "Wehe!" aus. Was aber ein "Wehe!" des lebendigen Gottes bedeutet, ja, wie schrecklich es ist, ohne Gnade gesucht zu haben, in Seine Hände zu fallen, zeigt uns die Offenbarung des Johannes (vgl. Heb 10:31).


8-9 Nachdem Christus die Verführer auf's Schärfste verwarnt hat, verwarnt er nun in gleicher Schärfe uns, die wir Seinen Namen tragen, uns nicht verführen zu lassen. In der Warnung Christi wird deutlich, dass im irdischen Leib eines Christen ein Kampf tobt zwischen den leiblichen Organen und den geistlichen Organen (Rö 7:23). Nicht Fremde sind es, die uns verführen, sondern unser eigener Leib. Unsere Füße tragen uns an Orte, an denen wir nicht sein sollten; unsere Hände tun Dinge, die wir nicht tun sollten und unsere Augen sehen Dinge, die wir nicht sehen sollten. Und doch ist etwas in uns, dass uns tun lässt, was wir nicht wollen (Rö 7:22-24). Unser irdischer Leib hat Begierden (Rö 6:12, Jak 1:14). Doch wir selbst entscheiden in Freiheit, ob wir ihn in den Dienst diesen Begierden stellen oder dem Geist Gottes folgen wollen (Rö 6:13.19). Christlicher Glaube ist also keine reine Kopf- oder Gefühlssache: Es sind unsere Hände, Füße und Augen, die in der Schusslinie stehen: zwischen Gottes Geboten und der Führung durch Seinen Heiligen Geist auf der einen - und unseren Begierden, die von der Sünde, die in unserem Fleisch wohnt (Rö 7:17), angestachelt werden (Jak 1:14), auf der anderen Seite. Dazwischen aber steht unser Wille der nun entscheiden muss, wem er folgt: dem begierigen Ruf der Sünde im Fleisch, oder dem liebenden Gebot Gottes, der uns gebietet: "Du sollst Deinen Nächsten lieben, wie Dich selbst" (Mt 22:39) oder "Du sollst nicht ehebrechen" (Mt 5:27), etc.

Wie wir entscheiden ist dabei nicht gleichgültig, sondern von ewiger Bedeutung, denn Glaube geht den ganzen Menschen an: Was wir tun hat Einfluss darauf, wer wir sind und wer wir sein werden und wohin wir uns entwickeln; ja, auf unser ewiges Schicksal. Ein Glaube ohne Werke rettet niemanden; er ist tot (Jak 2:14.17) und nichts nütze. Das war damals so wahr wie heute. So schrieb schon Luther: "Aber das [ihr Glaube] eine lautere Hülse sei, sieht man daran, dass sie nicht denken, danach zu leben ..., dass man sehen könnte, dass es ihnen Ernst wäre, haben nicht mehr davongebracht, denn dass sie gehört haben, dass man allein durch den Glauben Vergebung der Sünden kriege und selig werde und mit Werken solches nicht erlangen könne. Daher werden sie faul und wollen nun keine Werke tun, gehen immer dahin unter dem Namen des Glaubens und werden ärger denn zuvor und leben also, dass auch die Welt sie strafen muss, geschweige, dass sie vor Gott sollten bestehen können." Ja schon Johannes der Täufer predigte, dass niemand Gottes Zorn entrinnt, der nicht rechtschaffene Werke der Busse aufweist, sondern sich auf einen falschen Glauben verlässt (Lk 3:7-9). Sondern, dass vielmehr das Ende des Weges, den unsere Füße gemäß unseren Entscheidungen einschlagen, der Lohn für die Werke unserer Hände sein wird. Und dass die Strafe für die Lust unserer Augen, wenn wir nicht täglich umkehren, das ewige Feuer ist.

Und nur, weil das so ist, weil die Heiligkeit Gottes keine Sünde in seinem Himmel duldet, weil wir unbedingt (nicht nur 'de jure', sondern auch 'de facto') heilig werden müssen, wenn wir Gott einmal sehen wollen (Heb 12:14), darum warnt uns Christus so eindringlich davor, uns nicht von unseren eigenen Gliedern verführen zu lassen, sondern sie lieber zu amputieren, als uns von ihnen zu dem verleiten zu lassen, was uns in Verdammnis bringt und, durch unser schlechtes Beispiel, unsere Geschwister im Glauben verführt. Besser, so lehrt uns Christus eindringlich, verkrüppelt in Gottes Himmel eingehen, als alle Ewigkeiten in der Hölle zu verbringen. 


Fragen zur praktischen Anwendung

  • Welche Versuchung ist gegenwärtig für Dich die schlimmste?
  • Wo stehst Du in der Gefahr, anderen ein schlechtes Beispiel zu sein?
  • Was kannst und willst Du tun, um der Sünde zu entfliehen?

Gedankengänge - Zum Thema: "Kann man Paulus aus dem NT heraus 'sezieren'?"



Im 2. Jahrhundert wollte der Erz-Ketzer Marcion das Alte Testament aus der Bibel schneiden. Heute versuchen manche so genannten "Christen", Paulus aus dem Neuen Testament herauszuschneiden. Und das, obwohl Petrus, der von Christus als Apostel und Hirte der Kirche eingesetzt wurde (Joh 21:15-17, etc.), den Paulus auf dem Konzil zu Jerusalem, als Apostel anerkannte (Apg 15,1-21).

Der Apostel Johannes warnt dagegen in seiner Offenbarung ganz klar davor, dass wir Menschen uns an dem Wort des Allmächtigen Gottes vergreifen, indem wir etwas hinzufügen oder davon wegnehmen wollen: "Ich bezeuge allen, die da hören die Worte der Weissagung in diesem Buch: Wenn jemand etwas hinzufügt, so wird Gott ihm die Plagen zufügen, die in diesem Buch geschrieben sind. Und wenn jemand etwas wegnimmt von den Worten des Buchs dieser Weissagung, so wird Gott ihm seinen Anteil wegnehmen am Baum des Lebens und an der heiligen Stadt, von denen in diesem Buch geschrieben steht. Es spricht, der dies bezeugt: Ja, ich komme bald. - Amen, ja, komm, Herr Jesus! Die Gnade des Herrn Jesus sei mit allen!" (Offb 22:18-21) - und damit endet die Bibel.

Nun werden einige kommen und mit der Bildung des Kanons argumentieren und behaupten, dass man die Offenbarung des Johannes nicht auf die paulinischen Briefe beziehen dürfe, sondern nur auf sich selbst.

Das aber ist völlig irrelevant. Warum? Weil es ein Fakt ist, dass wir von Jesus nur deshalb etwas wissen, weil uns die Evangelisten von ihm berichtet haben. Einer von ihnen war Lukas. Derselbe Lukas, der die Apostelgeschichte schrieb. In den Evangelien berichtet er uns von Jesus, Petrus und Johannes. In der Apostelgeschichte von Petrus und Paulus - und davon, dass sie sich gegenseitig anerkannten.

Glaube ich dem Lukas die Apostelgeschichte samt Paulus nicht, weshalb sollte ich ihm dann das Evangelium samt Jesus glauben? Oder anders herum: Entweder ich glaube Lukas' Bericht über Jesus, dann muss ich auch seinen Bericht über Paulus glauben, wie er von Petrus als Lehrer der Kirche anerkannt wurde. Oder aber, ich schütte den Paulus mit dem Bade aus und verliere darüber das Kind in der Krippe und meinen Glauben an Christus.

Besonders interessant in diesem Zusammenhang ist 2Pe 3:15, wo Petrus von unserem "lieben Bruder Paulus" und dessen "Weisheit" schreibt und dann anfügt: "Davon redet er in allen Briefen ... welche die Unwissenden und Leichtfertigen verdrehen, wie auch die andern Schriften, zu ihrer eigenen Verdammnis." (2Pe 3:16).

Dies, wie gesagt, schreibt der Apostel Petrus, der von Christus zum Hirten der Kirche ernannt wurde, was wir wiederum bei Johannes lesen (Joh 21:15-17). Der gleiche Johannes übrigens, der, wie Petrus, ebenfalls ein Augenzeuge Christi war, schreibt dann in seiner Offenbarung, dass wir *nichts* von Gottes Wort wegnehmen sollen.

Damit aber ist die logische Kette perfekt: Johannes berichtet in seinem Evangelium über das Hirtenamt Petri (Joh 21:15-17, etc.) und verbietet uns in der Offenbarung, das Wort Gottes zu verändern (Offb 22:18-21).
Lukas wiederum berichtet in seinem Evangelium von Jesus. Und der gleiche Lukas berichtet in seiner Apostelgeschichte von Petrus und Paulus und davon, wie Petrus den Paulus anerkennt (Apg 15,1-21), was Ersterer dann in seinem eigenen Briefe bestätigt (2Pe 3:15).

Wenden wir uns also gegen Paulus, dann auch gegen Lukas. Und verlieren damit das Evangelium von Christus. Wenden wir uns gegen die Unveränderlichkeit der Schrift nach Johannes, dann verlieren wir nicht nur sein Evangelium von Christus, sondern dazu auch noch das Hirtenamt Petri und damit einen der Pfeiler der Kirche.

Entweder also wir glauben, dass Lukas ein ordentlicher Historiker war – und die heutigen Historiker halten ihn für den besten und genauesten der Antike! – und können daher an die historische Person Jesu Christi glauben. Oder aber wir wollen Paulus mit aller Gewalt aus dem Neuen Testament heraus schneiden, müssen dann aber auch das Evangelium des Lukas und damit Christus verwerfen. Obendrein müssen wir uns auch klar über die Warnung in der Offenbarung des Johannes hinweg setzen und damit den diskreditieren, der uns von der Autorität des Petrus berichtet.

Wer also Paulus verwirft, verwirft Lukas und Johannes. Wer aber Lukas und Johannes verwirft, der verwirft nicht nur Petrus und mit ihm die Pfeiler der Kirche, sondern Christus selbst, von dem uns in den Evangelien berichtet wird.

Billiger ist diese Häresie nicht zu haben.