Sonntag, 24. August 2014

Die zweite Ankündigung von Jesu Leiden und Auferstehung (Mt 17:22-23)

Text

22 Als sie aber beieinander waren in Galiläa, sprach Jesus zu ihnen: Der Menschensohn wird überantwortet werden in die Hände der Menschen, 23 und sie werden ihn töten, und am dritten Tag wird er auferstehen. Und sie wurden sehr betrübt.


Kommentar

Zusammenfassung

Nach der Rückkehr vom Berg der Verklärung und der Heilung des mondsüchtigen Knaben zieht Jesus aus Sicherheitsgründen mit Seinen Jüngern durch Galiläa. Hier wiederholt Er, der ewige König (Lk 1:33), die Prophetie seiner nun bevorstehenden Passion: Durch die Hand Seiner eigenen Geschöpfe wird er, der Allmächtige Sohn des Ewigen, den Tod erleiden. Und als das Leben selbst wird er am dritten Tage wieder auferstehen von den Toten. Seine Jünger jedoch, die dieses Wort weder verstanden noch Christus um eine Erklärung fragten, blieben im Hinblick auf dies Wort im Geiste ohne Frucht und wurden so aufgrund ihres Unverständnisses sehr traurig.


Inhalt

22-23 Von Magadan führte Jesus und Seine Jünger ihre Reise über Bethsaida und Cäserea Philippi, von dort wohl auf den Hermon und nun wieder zurück ins westlich des Sees gelegene Galiläa, "denn er wollte nicht in Judäa umherziehen, weil ihm die Juden nach dem Leben trachteten" (Joh 7:1).

Hier wiederholte Jesus Seine ernste Prophetie, mit der Er nach dem Bekenntnis des Petrus begonnen hatte "seinen Jüngern zu zeigen, wie er nach Jerusalem gehen und viel leiden müsse von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten und getötet werden und am dritten Tage auferstehen" (Mt 16:21).

Doch wo Christus Mt 16:21 noch konkret von Hohenpriestern und Schriftgelehrten als den Schuldigen an Seiner Passion spricht und wo er nicht allein von Seinem Tod sondern auch von Seinen Leiden redet, da lesen wir hier, eher zusammenfassend, ja beinahe schon stenografisch, von "Menschen" und "Tod" und, wie schon zuvor, von Seiner Auferstehung.

So knapp ist diese erneute Ankündigung Seiner Passion, dass ein nur flüchtiger Blick das Wesentliche zu übersehen droht: Es ist der ewige, allmächtige Sohn des ewig Seienden, von dessen bevorstehendem Tod wir hier lesen. Es ist Der, von Dem Daniel weissagte: "und siehe, es kam einer mit den Wolken des Himmels wie eines Menschen Sohn und gelangte zu dem, der uralt war, und wurde vor ihn gebracht. Der gab ihm Macht, Ehre und Reich, dass ihm alle Völker und Leute aus so vielen verschiedenen Sprachen dienen sollten. Seine Macht ist ewig und vergeht nicht, und sein Reich hat kein Ende" (Dan 7:13f).

Dieser Menschensohn ist es, das fleischgewordene Wort Gottes, der herrliche und einzige Sohn des Allmächtigen, "voller Gnade und Wahrheit" (Joh 1:14), der hier von Seinem Tod und Leiden spricht. Der ewig mächtige und herrliche "Fürst des Lebens" (Apg 3:15) ist es - Er, dem der Vater auf Seinen Wunsch hin im Nu "mehr als zwölf Legionen Engel" schicken würde (Mt 26,53) um Ihn zu bewahren -, der nun davon spricht, in die Gewalt Seiner eigenen Geschöpfe (Kol 1:16) übergeben zu werden.

Und sie, Seine Kreaturen, - sie, die Er, der Allmächtige, noch viel müheloser hätte töten können, als den Feind "mit dem Hauch seines Mundes" (2Thess 2:8) -, sie sind es, in deren Hände Er überantwortet werden wird. Ja, Er, der Sündlose selbst (Joh 8:46, Heb 4:15) ist es, der überantwortet werden soll in die Hände der Sünder (Lk 24:7). Was Christus hier prophezeit, ist, was Johannes später zu Anfang seines Evangeliums beklagen wird: "Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf" (Joh 1,11). Ja, "Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt. Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz" (Phil 2:6-8).

Von den Jüngern aber lesen wir bei Lukas: "Aber dieses Wort verstanden sie nicht, und es war vor ihnen verborgen, so dass sie es nicht begriffen. Und sie fürchteten sich, ihn nach diesem Wort zu fragen" (Lk 9:45, vgl Mk 9:32). Und so kam es wohl, dass sie einen wesentlichen Aspekt der Aussage Christi völlig überhörten, nämlich: "am dritten Tag wird er auferstehen." Da sie nicht nachfragten, bekamen sie keine Antwort. Und ohne göttliche Antwort blieb ihnen nur das menschliche Verständnis eines Juden zu ihrer Zeit, wie es auch schon Martha äußerte: "Ich weiß wohl, dass er auferstehen wird - bei der Auferstehung am Jüngsten Tage" (Joh 11:24). Und so wurden sie sehr traurig und betrübt, befürchteten sie doch, ihr geliebter Rabbuni würde bis zum jüngsten Tage von ihnen genommen.


Praktische Anwendung

1. Wenn Jesus - im Einklang mit Gottes Willen und Plan - einer Lebensgefahr ausweicht, ist es auch für Dich keine Schande (vgl. Mt 10:23).

2. Betrachte die Tiefe der Liebe Christi zu Dir: Er, der ewige, mächtige und herrliche Gottessohn ging für Dich elenden Sünder ans Kreuz!

3. Wenn Du ein Wort Gottes nicht verstehst, frage Ihn, damit Du nicht traurig bleibst.

Die christliche Haustafel (Epheser 5:21-33)

Text

21 Ordnet euch einander unter in der Furcht Christi. 22 Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter wie dem Herrn. 23 Denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch Christus das Haupt der Gemeinde ist, die er als seinen Leib erlöst hat. 24 Aber wie nun die Gemeinde sich Christus unterordnet, so sollen sich auch die Frauen ihren Männern unterordnen in allen Dingen. 25 Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch Christus die Gemeinde geliebt hat und hat sich selbst für sie dahingegeben, 26 um sie zu heiligen. Er hat sie gereinigt durch das Wasserbad im Wort, damit er 27 sie vor sich stelle als eine Gemeinde, die herrlich sei und keinen Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen habe, sondern die heilig und untadelig sei. 28 So sollen auch die Männer ihre Frauen lieben wie ihren eigenen Leib. Wer seine Frau liebt, der liebt sich selbst. 29 Denn niemand hat je sein eigenes Fleisch gehasst; sondern er nährt und pflegt es wie auch Christus die Gemeinde. 30 Denn wir sind Glieder seines Leibes. 31 »Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und an seiner Frau hängen, und die zwei werden "ein" Fleisch sein« (1.Mose 2,24). 32 Dies Geheimnis ist groß; ich deute es aber auf Christus und die Gemeinde. 33 Darum auch ihr: ein jeder habe lieb seine Frau wie sich selbst; die Frau aber ehre den Mann.


Auslegung

Zuammenfassung

Dieser oft missverstandene Text redet vom schönsten und höchsten Glück, das uns auf Erden zuteil werden kann: Einer Ehe in der beide Ehepartner einander so sehr lieben, dass sie stets das Beste füreinander suchen. Die gegenseitige Unterordnung ist dabei der Schlüssel zum Verständnis der unterschiedlichen Rollen: Der Mann als liebender Träger von Verantwortung; die Frau als Inbild der hingebungsvollen Liebe. In diesser liebenden Einheit werden die Eheleute zu einem lebendigen Bildnis für die Liebe Christi zu Seiner Kirche und damit zu einem Stück erlebbaren Evangeliums.


Struktur

21 Christliche Eheleute ordnen sich einander unter und dienen einander in Liebe.

22-24 Christliche Ehefrauen folgen ihren sie liebenden Ehemännern in allem.

25-27 Christliche Ehemänner lieben ihre Frauen so aufopferungsvoll, wie Christus seine Kirche.

28-31 Das Ziel christlicher Ehe ist die vollkommene Einheit der Eheleute in Liebe.

32-33 Denn die Ehe ist nichts weniger als ein Bildnis für die Liebe Christi zu uns.


Inhalt

21 Die "Christliche Haustafel" beschreibt das Zusammenleben von Mann und Frau in der christlichen Ehe. Vers 21 ist dabei der Schlüsselvers zum Verständnis der an die Frau (Verse 22-24) und an den Mann (Verse 25-28a) gerichteten Aufforderungen. Dieser Eingangsvers besagt, dass -unabhängig von den Aufforderungen, die nur für die Frau oder nur für den Mann gelten- sich beide Ehepartner einander unterordnen sollen.

Unterordnung ist dabei nicht im weltlichen Sinne zu verstehen, als ob es hier um ein Machtgefüge ginge, lehrt uns doch Christus selbst in Lukas 22,25-26: "Die Könige herrschen über ihre Völker, und ihre Machthaber lassen sich Wohltäter nennen. Ihr aber nicht so! Sondern der Größte unter euch soll sein wie der Jüngste und der Vornehmste wie ein Diener."

In Christi Reich geht es um die Liebe. Und in der Liebe dient jeder von Herzen gerne dem anderen, anstatt über ihn herrschen zu wollen. Insofern ist der Eingangsvers 21 so zu verstehen, dass, wer Christus 'fürchtet', d.h. Ihn als Seinen Heiland und Herrn angenommen hat und ihm somit in allen Dingen folgt, auch willig und bereit ist, von Herzen gerne das größte Gebot zu halten, nämlich: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt«. Dies ist das höchste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« " (Matthäus 22,37-39).

22-24 Nachdem Paulus klargestellt hat, dass es um die gegenseitige Unterordnung in Liebe geht und nicht um eine Machtstruktur, wendet er sich an die Ehefrauen. Ihnen legt er ans Herz, sich den Männern unterzuordnen, die als 'Haupt' der Familie vor Gott die Verantwortung für die Familie zu tragen haben.

Haupt zu sein bedeutet dabei vielmehr eine Funktion, als es eine Position ist. Haupt zu sein, bedeutet (immer in Liebe und immer mit einem dienenden Motiv im Herzen) Verantwortung zu übernehmen für das Wohl der Familie. Sei es finanziell, körperlich, seelisch oder geistig. Dazu hat Gott dem Mann seine Stärke gegeben, dass er damit die Familie schützen und bewahren und ihr dienen soll. Und in dieser Rolle ist die Frau aufgerufen, sich der liebenden Führung ihres Mannes anzuvertrauen.

Paulus gebraucht an dieser Stelle zum ersten Mal das Bild der Beziehung zwischen Christus und Seiner Kirche: So wie Christus, der uns durch Sein Leiden und Sterben mit Seinem Blut erlöst hat, uns liebt und uns in allem dient und zu jeder Zeit unser Bestes sucht, ja sich selbst mit uns eins gemacht hat und uns mit dieser liebenden Gesinnung leitet, so soll leitet auch der Mann durch Sein Mühen und Wirken - mit der Liebe zu seiner Familie im Herzen - die Familie. Und so wie die Kirche ihrem (sie liebenden) Christus folgt, so soll auch die Ehefrau ihrem (sie liebenden) Ehemann in allen Dingen folgen.

25-27 Um jedes Missverständnis der eben beschriebenen Unterordnung zu vermeiden, richtet sich Paulus nun an die Ehemänner und fordert sie auf, solche Ehemänner zu sein, der sich die Ehefrauen von Herzen gerne unterordnen: in dem sie ihre Frauen von ganzem Herzen lieben. Dabei verwendet Paulus auch hier die Liebe Christi als das große Vorbild, an dem sich alle Liebe misst: "Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt. Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz" (Philipper 2,6-8).

Das Ziel Christi war und ist dabei die Heiligung und Reinigung seiner Kirche, ja ihre Schönheit, denn es ist Sein Bestreben, dass er "sie vor sich stelle als eine Gemeinde, die herrlich sei und keinen Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen habe, sondern die heilig und untadelig sei" (Eph 5,27). In dieser Weise, stets nur das Schöne und Gute für ihre Frauen suchend, sollen die Männer ihre Frauen lieben:

28-31 Nun, da er den Ehefrauen und Ehemännern ans Herz gelegt hat, wie ihre Ehe (allezeit in Liebe) gelingen kann, deutet er das Geheimnis Christi zum ersten Male an: Es geht um eine vollkommene Einheit in Liebe.

Wenn also Paulus die Ehemänner auffordert, ihre Ehefrauen zu lieben, wie ihren eigenen Körper, so bedeutet das nichts anderes, als dass sie sie hüten sollen, wie ihren Augapfel. Ja, dass sie ihre Ehefrauen - in körperlicher, wie in seelischer Sicht - ebenso viel Gutes tun sollen, wie sie es (ohne, dass sie jemand dazu auffordern müsste) sich selbst Gutes tun. Mit der gleichen Hingabe sorgt nämlich auch Christus für Seine Kirche.

32 Und diese vollkommene Einheit - in Liebe und gegenseitiger Unterordnung, in der Übernahme von Verantwortung und Sorge für die Familie seitens des Mannes und in der hingebungsvollen Liebe und Kooperation der Frau - liegt der Schlüssel zum Verständnis für jede Ehe, der Schlüssel zum Gelingen jeder Ehe und vor allem der Schlüssel zum Verständnis der Ehe: sie soll nicht mehr und nicht weniger sein, als ein Abbild. Ein Abbild der Liebe Christi für Seine Kirche - und ein Abbild der Liebe der Christen zu ihrem Heiland.

So fasst es Paulus dann noch einmal zusammen: Jeder Mann liebe seine Frau wie sich selbst und jede Frau ehre ihren Mann durch ihre hingebungsvolle Zuwendung.

"Der Blick in Gottes liebendes Herz" (Hesekiel 18:23)


Text

"Meinst du, daß ich Gefallen habe am Tode des Gottlosen, spricht Gott der HERR, und nicht vielmehr daran, daß er sich bekehrt von seinen Wegen und am Leben bleibt?" (
Hesekiel 18:23)


Zusammenfassung

Gott der Herr, der Herrscher über Alles, wünscht sich nichts sehnlicher, als dass wir Ihn erkennen: Seine barmherzige Liebe mit der Er uns von Herzen gerne begnadigt, wenn wir nur umkehren wollen von unserer gesetzlosen Gottlosigkeit - ihm zur Ehre und uns zur Freude.


Auslegung

Der Text ist eine Frage. Eine rhetorische Frage. Eine rhetorische Frage, die sich ganz offensichtlich ein klares, ja vielmehr noch ein entrüstetes, "Nein, natürlich nicht!" als Antwort erhofft. Dabei fragt Gott mit Seinem "Meinst Du..." direkt in unser Herz hinein. Er fragt nach dem, was wir denken.

Dass Gott überhaupt fragt, zeigt uns, dass er Interesse an unserer Antwort hat. Und dass er so fragt, wie er fragt, zeigt uns, dass es Ihm sehr, sehr wichtig ist, dass wir die richtige Antwort geben. Nicht, weil ihm an einer dogmatisch richtigen Antwort etwas gelegen wäre, sondern weil er sich um Seiner Ehre und unserer Freude willen wünscht, dass wir ihn (er)kennen. Ihn wahrhaft erkennen. So wie Er wirklich ist.

Ja, Gott fragt uns mit der gleichen Intensität und Erwartungshaltung mit der ein Liebender seine Liebste fragt: "Glaubst Du wirklich, dass ich Dir jemals etwas Böses tun würde und mich nicht vielmehr von Herzen darüber freue, wenn Du glücklich bist?". Gott fragt uns mit der gleichen Besorgnis im Herzen und mit der gleichen schmerzlichen Sorge, wir könnten eine falsche Antwort geben, wie der Liebende. Denn Er ist der Liebende. Ja, Er ist die Liebe selbst (1Jo 4:16).

Gott will also, wie jeder Liebende, wissen, was wir denken. Vor allem, was wir über Ihn denken. Er fragt uns nach dem Wesentlichsten, was es für Ihn als Liebenden überhaupt zu wissen gibt. Die Formulierung "Meinst Du, daß ich Gefallen habe..." zeigt dabei klar an, worum es Gott in Bezug auf unser Bild von Ihm geht: nämlich um unsere Vermutungen hinsichtlich Seiner Motive und Ziele. Es ist eine ethische Fragestellung. Gott fragt uns nach unsererer Meinung über Sein Wesen, Seinen Charakter. Er, der der einzig Gute ist (Lk 18:19), will von uns wissen, was wir von Ihm halten. Wie wir über Ihn denken. Welches innere Bild wir von Ihm haben. Er brennt darauf zu erfahren, ob wir Schlechtes über Ihn denken, oder Gutes, ob wir Ihm Böses zutrauen oder ob wir nur das Beste von Ihm halten.

Und so fragt Er uns, ob wir tatsächlich glauben, dass Er "Gefallen habe am Tode". Bedenken wir: diese Frage stellt nicht irgendwer, sondern es ist Gott der sie stellt. Der κυριος. Der Herr aller Dinge. Er, der das Leben selbst ist (Joh 14:6). An diesem inneren Widerspruch wird die Rhetorik der Frage deutlich: Wie könnte Er, der doch das Leben ist, den Tod wollen? Ja, nicht nur wollen, sondern gar Gefallen an ihm haben? Das ist unmöglich. Natürlich straft Gott, denn Er ist heilig (und kann daher das Böse nicht Gut heißen) und Er ist gerecht (und muss daher das Böse strafen). Und so heißt es zurecht: "ungestraft lässt er niemand" (2Mo 34:7).

Doch der strafende Zorn ist, wie schon Luther sagte, Gottes "uneigentliches Werk", welchen Er "in den Dienst seiner heiligenden Liebe" stellt "die sein eigentliches Werk ist." Und in dieser liebenden Gnade bewahrt er "Tausenden Gnade ... und vergibt Missetat, Übertretung und Sünde" (2Mo 34:7).

Welch ein uneigentliches Werk der Zorn für Gott ist, erfahren wir in Hosea 11:8, wo Gott sein Volk um seiner Sünden willen strafen muss - und doch nicht will. Welcher innere Widerstreit in Gottes Herzen tobt, zeigt uns dieser Blick in Gottes Innerstes. Dort lesen wir: "Wie kann ich dich preisgeben, Ephraim, und dich ausliefern, Israel? Wie kann ich dich preisgeben gleich Adma und dich zurichten wie Zebojim? Mein Herz ist andern Sinnes, alle meine Barmherzigkeit ist entbrannt."

Dieser ewige Widerstreit zwischen der heiligen Gerechtigkeit Gottes (welche die Sünde strafen muss, um nicht unheilig oder ungerecht zu werden) und der Liebe und Gnade Gottes (welche den geliebten Sünder schonen will, um ihn nicht zu verderben) fand schließlich im Kreuz von Golgatha seinen Höhepunkt. Gott selbst löste das Dilemma auf und so hat "Christus ... für die Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit er euch zu Gott führte" (1Petr 3:18).

So wünscht sich Gott also zutiefst und vielmehr, dass der Gottlose "sich bekehrt von seinen Wegen und am Leben bleibt". In diesem Wunsch wird nicht nur das "eigentliche Werk" Gottes, die Liebe, deutlich, sondern auch Gesetz und Gnade. Das Gesetz insofern, als dass die Frage Gottes implizit deutlich macht, dass die Gesetzlosigkeit des Gottlosen notwendigerweise (aufgrund der Heiligkeit und der Gerechtigkeit Gottes) zum Tode führt. Und Seine Gnade insofern, als dass die Bekehrung des Gottlosen (dank der Liebe und Gnade Gottes) zum Leben führt.

Damit enthält Gottes Frage an uns nicht nur den liebenden Wunsch, das wir Ihn und Sein Wesen - Ihm zur Ehre und uns zur Freude - erkennen mögen. Sondern sie enthält auch Sein Gesetz, welches "heilig, gerecht und gut" ist (Röm 7:12) und Sein Evangelium, das ist: "die Umkehr ... die zum Leben führt" (Apg 11:18). Weil Er, Gott, der Herr, angesichts des Todes, den Christus stellvertretend für uns am Kreuz erlitt "gerecht ist und gerecht macht den, der da ist aus dem Glauben an Jesus" (Röm 3:26).