Text
1 Ein Psalm Davids, vorzusingen. 2 Wohl dem, der sich des
Schwachen annimmt! Den wird der HERR erretten zur bösen Zeit. 3 Der
HERR wird ihn bewahren und beim Leben erhalten und es ihm lassen
wohlgehen auf Erden und ihn nicht preisgeben dem Willen seiner Feinde. 4
Der HERR wird ihn erquicken auf seinem Lager; du hilfst ihm auf von
aller seiner Krankheit. 5 Ich sprach:HERR, sei mir gnädig! Heile mich;
denn ich habe an dir gesündigt. 6 Meine Feinde reden Arges wider
mich:»Wann wird er sterben und sein Name vergehen? « 7 Sie kommen, nach
mir zu schauen, und meinen's doch nicht von Herzen; sondern sie suchen
etwas, daß sie lästern können, gehen hin und tragen's hinaus auf die
Gasse. 8 Alle, die mich hassen, flüstern miteinander über mich und
denken Böses über mich: 9 »Unheil ist über ihn ausgegossen; wer so
daliegt, wird nicht wieder aufstehen. « 10 Auch mein Freund, dem ich
vertraute, der mein Brot aß, tritt mich mit Füßen. 11 Du aber, HERR, sei
mir gnädig und hilf mir auf, so will ich ihnen vergelten. 12 Daran
merke ich, daß du Gefallen an mir hast, daß mein Feind über mich nicht
frohlocken wird. 13 Mich aber hältst du um meiner Frömmigkeit willen und
stellst mich vor dein Angesicht für ewig. 14 Gelobt sei der HERR, der
Gott Israels, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen! Amen!
Kommentar
Zusammenfassung
Dieses Loblied König Davids erzählt vom Gottes Beistand gegen die
Barmherzigen, Davids Krankheit und Gebet um Gnade, sowie von seinen
argen Feinden, die ihn verlästern und sein Sterben herbeisehnen. Es
erzählt von Davids Flehen um Heilung um der staatlichen Ordnung willen
und von Davids Hoffnung auf Erhörung, die sich in seinem Glauben an
Gottes Güte und unwandelbare Treue gründet. Diese sind Anlass für Davids
Gotteslob.
Struktur
1 König David dichtete dies Loblied zum Vortrag durch den Chor:
2-4 Wer die Angefochtenen achtet, wird mit ihnen Gottes Segen erfahren: Schutz, Rettung und Heilung in schlimmer Zeit.
5 Angesichts seiner eigenen Sünde jedoch bittet David reumütig um Gnade.
6-10 Seine Feinde jedoch, falsch und von Hass erfüllt, lästern über ihn und wünschen ihm den Tod.
11 Angesichts dessen betet David um Gnade und Heilung, um die Übeltäter in seiner Funktion als Regent zurechtweisen zu können.
12-13 Gottes Gnade und ewige Treue erkennt David dabei am Scheitern seiner Feinde und weiß sich für ewig sicher in Gottes Hand.
14 Angesichts dieser Gewissheit stimmt David ein großes Gotteslob an und wünscht, es möge für immer fortklingen.
Inhalt
1 Auch dieses letzte Loblied des ersten Psalmenbuches wurde von David
zu dem Zweck gedichtet, vom königlichen Meisterchor in Liedform
vorgetragen zu werden.
2-4 Gleich zu Anfang seines Lobliedes
stimmt David einen Segen an: denjenigen, die sich, weil sie die
Angefochtenen recht achten, um die Anliegen derer kümmern, die so
schwach sind, dass sie sich nicht mehr selbst helfen können, spricht er
den Segen Gottes zu. Ihnen wird es wohlgehen in dieser Welt und selbst
in schlimmen Zeiten wird der Ewige selbst ihr Retter sein. Er wird sie
behüten vor allem und vor jedem, der ihnen zusetzt, sie bedroht und
ihnen Übles will, so dass sie trotz der Boswilligkeit ihrer Feinde am
Leben bleiben. Ja der Allmächtige selbst wird sie in ihrem Krankenbett
erfrischen und ihnen von aller Krankheit zur Gesundheit helfen.
5
Kaum hat er diesen Segen Gottes über den Barmherzigen ausgesprochen, so
bricht schon ein Gebet um Gnade und Heilung angesichts seiner eigenen
Sünde aus David heraus: mit der Inbrunst der Not und völlig demütig
kommt er vor den Ewigen Herrscher des Alls und fleht um Gnade. Denn er
hat das Wesentliche seiner Sünde erkannt: was auch immer er tat, vor
allem an Gott hat er gesündigt (Ps 51:6). Er hat begriffen, dass jede
unserer Sünden die Gottebenbildlichkeit zerstört, zu der wir geschaffen
wurden (1Mo 1:26). Und dass wir damit die Ehre Gottes in den Schmutz
ziehen, für die wir gemacht sind (Jes 43:7). Auch verachtet unsere
Sünde, in rebellischer Eigensucht, Gottes legislative Gewalt und sucht
allein das eigene Wohl, statt erstlich Gottes Ehre und macht sich so,
wider das erste Gebot, selbst zu Gott und Gesetz. Und so bittet David -
was uns scheinen mag, wie eine eigenartige Kombination - angesichts
seiner Sünde um Heilung. Fast, als ob er gewusst hätte, was Jahrhunderte
später der Prophet Jesaja über Christus weissagen würde: "Aber er ist
um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen
zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und
durch seine Wunden sind wir geheilt" (Jes 53:5). Und wir dürfen gewiss
sein, dass David's Gebet erhört wurde, denn das ist Gottes Verheißung an
jedes bußfertige Herz und jedes reuevolle Gebet (1Joh 1:8f, Lk 18:13ff).
6-10 Während David im Stillen, inniglich und von
Herzen, mit Gott über seine Schuld und die von Ihm ersehnte Vergebung
redet, tragen Davids Feinde ihr herzloses und hasserfülltes Gerede
hinterrücks hinaus in die Öffentlichkeit der Straße. Nicht einmal ihre
Krankenbesuche sind ungeheuchelt, sondern dienen nur dem einen Zweck,
sich Nachschub zur üblen Nachrede zu verschaffen. Konspirativ tuscheln
seine Hasser miteinander und führen nur Verrat im Schilde; ihr
sehnlichster Wunsch ist Davids Tod, sie können es gar nicht erwarten,
dass er stirbt. Und so, wie sie über ihn denken, so reden sie auch über
ihn: sie unken über sein angeblich nicht mehr zu verhinderndes Sterben.
Davids Erleben jedoch ist, ohne sein Wissen, eine Vorschattung des
Hasses und der Mordgedanken, die 1.000 Jahre später unserm lieben
Heiland von den Pharisäern entgegenschlagen würde. Und so nimmt es nicht
wunder, dass auch Worte dieses Psalms, dank Davids prophetischer Gabe,
für die Zukunft transparent werden und der Verrat des Judas an Christus
hindurchscheint, als David dichtet: "Auch mein Freund, dem ich
vertraute, der mein Brot aß, tritt mich mit Füßen."
11 Um dieser
inneren, wie äußeren Not willen betet David ein Zweifaches: zuerst und
im Angesicht seiner eigenen Sünde, dass der ewige und allmächtige König
aller Könige ihm gnädig sei. Dann aber auch, dass Er ihm, entgegen allen
Unkenrufen seiner Feinde, von seinem Krankenlager aufhelfe und ihn so
in die Lage versetze, seine Widersacher zur Rechenschaft zu ziehen.
Nicht gottlosen Hass und geistlich verwerfliche Rachegedanken hat David
dabei im Sinn, sondern vielmehr, denn er ist König!, die Eingrenzung des
Unrechts in seinem Reich und damit den Schutz und die Aufrechterhaltung
des bürgerlichen Lebens.
12-13 Die herzliche Zugewandtheit
Gottes und Dessen anerkennende Zufriedenheit mit seiner Person erkennt
David dabei am Scheitern der Pläne seiner Feinde: wo Gott ihn liebt,
wird es seinen Widersachern nicht gelingen, zu obsiegen; werden, die ihn
hassen, niemals Triumphlieder über ihn anstimmen. Im Gegenteil: Gott
wird ihn auch in Zukunft erhalten; nicht um seiner etwaigen
Sündlosigkeit willen (David hatte ja nur wenige Verse zuvor um Gnade für
seine Sünde gebeten), sondern vielmehr um des Wohlgefallens Gottes
willen, welches seine Aufrichtigkeit und Integrität honoriert. Er, der
Ewige, das weiß David gewiss, wird ihn bis zum Ende festhalten - niemand
wird ihn aus Seiner Hand reißen (vgl. Joh 10:28f) - und wird ihn zu
guter Letzt und für alle Ewigkeiten vor Sein Angesicht stellen mit
Freuden (Jud 24).
14 Mit dieser Gewissheit vor Augen dichtet
David, der Regent von Israel, die finalen Zeilen und wir können nur
ahnen, wie der königliche Meisterchor Luft und Raum mit seinem
volltönenden Klang erfüllt. Das gewaltige Gotteslob erhebt den
Allmächtigen und Souverän auch über Davids Königreich und gibt Davids
Sehnsucht Ausdruck, dass diese Euphonie fortklingen möge in alle
Ewigkeit und bekräftigt diesen festen Entschluss mit einem
unumstößlichen, doppelten Amen: "So ist es." und "So soll es sein - für
immer."
Praktische Anwendung
1. Wenn Dein Nächster in Nöten ist, nimm Dich seiner voll Erbarmen an.
2. Wenn innere und äußere Not Dich bedrängt, bete zu Gott um Gnade, Heilung und Hilfe.
3. Sei gewiss und lobe Gott, denn: Er hört Dein Gebet und hält Dich fest in Ewigkeit.
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[Predigt als MP3]
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