Sonntag, 20. Juli 2014

Gebet in Krankheit (Ps 41:1-14)

Text 

1 Ein Psalm Davids, vorzusingen. 2 Wohl dem, der sich des Schwachen annimmt! Den wird der HERR erretten zur bösen Zeit. 3 Der HERR wird ihn bewahren und beim Leben erhalten und es ihm lassen wohlgehen auf Erden und ihn nicht preisgeben dem Willen seiner Feinde. 4 Der HERR wird ihn erquicken auf seinem Lager; du hilfst ihm auf von aller seiner Krankheit. 5 Ich sprach:HERR, sei mir gnädig! Heile mich; denn ich habe an dir gesündigt. 6 Meine Feinde reden Arges wider mich:»Wann wird er sterben und sein Name vergehen? « 7 Sie kommen, nach mir zu schauen, und meinen's doch nicht von Herzen; sondern sie suchen etwas, daß sie lästern können, gehen hin und tragen's hinaus auf die Gasse. 8 Alle, die mich hassen, flüstern miteinander über mich und denken Böses über mich: 9 »Unheil ist über ihn ausgegossen; wer so daliegt, wird nicht wieder aufstehen. « 10 Auch mein Freund, dem ich vertraute, der mein Brot aß, tritt mich mit Füßen. 11 Du aber, HERR, sei mir gnädig und hilf mir auf, so will ich ihnen vergelten. 12 Daran merke ich, daß du Gefallen an mir hast, daß mein Feind über mich nicht frohlocken wird. 13 Mich aber hältst du um meiner Frömmigkeit willen und stellst mich vor dein Angesicht für ewig. 14 Gelobt sei der HERR, der Gott Israels, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen! Amen!


Kommentar

Zusammenfassung

Dieses Loblied König Davids erzählt vom Gottes Beistand gegen die Barmherzigen, Davids Krankheit und Gebet um Gnade, sowie von seinen argen Feinden, die ihn verlästern und sein Sterben herbeisehnen. Es erzählt von Davids Flehen um Heilung um der staatlichen Ordnung willen und von Davids Hoffnung auf Erhörung, die sich in seinem Glauben an Gottes Güte und unwandelbare Treue gründet. Diese sind Anlass für Davids Gotteslob.


Struktur

1 König David dichtete dies Loblied zum Vortrag durch den Chor:

2-4 Wer die Angefochtenen achtet, wird mit ihnen Gottes Segen erfahren: Schutz, Rettung und Heilung in schlimmer Zeit.

5 Angesichts seiner eigenen Sünde jedoch bittet David reumütig um Gnade.

6-10 Seine Feinde jedoch, falsch und von Hass erfüllt, lästern über ihn und wünschen ihm den Tod.

11 Angesichts dessen betet David um Gnade und Heilung, um die Übeltäter in seiner Funktion als Regent zurechtweisen zu können.

12-13 Gottes Gnade und ewige Treue erkennt David dabei am Scheitern seiner Feinde und weiß sich für ewig sicher in Gottes Hand.

14 Angesichts dieser Gewissheit stimmt David ein großes Gotteslob an und wünscht, es möge für immer fortklingen.


Inhalt

1 Auch dieses letzte Loblied des ersten Psalmenbuches wurde von David zu dem Zweck gedichtet, vom königlichen Meisterchor in Liedform vorgetragen zu werden.

2-4 Gleich zu Anfang seines Lobliedes stimmt David einen Segen an: denjenigen, die sich, weil sie die Angefochtenen recht achten, um die Anliegen derer kümmern, die so schwach sind, dass sie sich nicht mehr selbst helfen können, spricht er den Segen Gottes zu. Ihnen wird es wohlgehen in dieser Welt und selbst in schlimmen Zeiten wird der Ewige selbst ihr Retter sein. Er wird sie behüten vor allem und vor jedem, der ihnen zusetzt, sie bedroht und ihnen Übles will, so dass sie trotz der Boswilligkeit ihrer Feinde am Leben bleiben. Ja der Allmächtige selbst wird sie in ihrem Krankenbett erfrischen und ihnen von aller Krankheit zur Gesundheit helfen.

5 Kaum hat er diesen Segen Gottes über den Barmherzigen ausgesprochen, so bricht schon ein Gebet um Gnade und Heilung angesichts seiner eigenen Sünde aus David heraus: mit der Inbrunst der Not und völlig demütig kommt er vor den Ewigen Herrscher des Alls und fleht um Gnade. Denn er hat das Wesentliche seiner Sünde erkannt: was auch immer er tat, vor allem an Gott hat er gesündigt (Ps 51:6). Er hat begriffen, dass jede unserer Sünden die Gottebenbildlichkeit zerstört, zu der wir geschaffen wurden (1Mo 1:26). Und dass wir damit die Ehre Gottes in den Schmutz ziehen, für die wir gemacht sind (Jes 43:7). Auch verachtet unsere Sünde, in rebellischer Eigensucht, Gottes legislative Gewalt und sucht allein das eigene Wohl, statt erstlich Gottes Ehre und macht sich so, wider das erste Gebot, selbst zu Gott und Gesetz. Und so bittet David - was uns scheinen mag, wie eine eigenartige Kombination - angesichts seiner Sünde um Heilung. Fast, als ob er gewusst hätte, was Jahrhunderte später der Prophet Jesaja über Christus weissagen würde: "Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt" (Jes 53:5). Und wir dürfen gewiss sein, dass David's Gebet erhört wurde, denn das ist Gottes Verheißung an jedes bußfertige Herz und jedes reuevolle Gebet (1Joh 1:8f, Lk 18:13ff).

6-10 Während David im Stillen, inniglich und von Herzen, mit Gott über seine Schuld und die von Ihm ersehnte Vergebung redet, tragen Davids Feinde ihr herzloses und hasserfülltes Gerede hinterrücks hinaus in die Öffentlichkeit der Straße. Nicht einmal ihre Krankenbesuche sind ungeheuchelt, sondern dienen nur dem einen Zweck, sich Nachschub zur üblen Nachrede zu verschaffen. Konspirativ tuscheln seine Hasser miteinander und führen nur Verrat im Schilde; ihr sehnlichster Wunsch ist Davids Tod, sie können es gar nicht erwarten, dass er stirbt. Und so, wie sie über ihn denken, so reden sie auch über ihn: sie unken über sein angeblich nicht mehr zu verhinderndes Sterben. Davids Erleben jedoch ist, ohne sein Wissen, eine Vorschattung des Hasses und der Mordgedanken, die 1.000 Jahre später unserm lieben Heiland von den Pharisäern entgegenschlagen würde. Und so nimmt es nicht wunder, dass auch Worte dieses Psalms, dank Davids prophetischer Gabe, für die Zukunft transparent werden und der Verrat des Judas an Christus hindurchscheint, als David dichtet: "Auch mein Freund, dem ich vertraute, der mein Brot aß, tritt mich mit Füßen."

11 Um dieser inneren, wie äußeren Not willen betet David ein Zweifaches: zuerst und im Angesicht seiner eigenen Sünde, dass der ewige und allmächtige König aller Könige ihm gnädig sei. Dann aber auch, dass Er ihm, entgegen allen Unkenrufen seiner Feinde, von seinem Krankenlager aufhelfe und ihn so in die Lage versetze, seine Widersacher zur Rechenschaft zu ziehen. Nicht gottlosen Hass und geistlich verwerfliche Rachegedanken hat David dabei im Sinn, sondern vielmehr, denn er ist König!, die Eingrenzung des Unrechts in seinem Reich und damit den Schutz und die Aufrechterhaltung des bürgerlichen Lebens.

12-13 Die herzliche Zugewandtheit Gottes und Dessen anerkennende Zufriedenheit mit seiner Person erkennt David dabei am Scheitern der Pläne seiner Feinde: wo Gott ihn liebt, wird es seinen Widersachern nicht gelingen, zu obsiegen; werden, die ihn hassen, niemals Triumphlieder über ihn anstimmen. Im Gegenteil: Gott wird ihn auch in Zukunft erhalten; nicht um seiner etwaigen Sündlosigkeit willen (David hatte ja nur wenige Verse zuvor um Gnade für seine Sünde gebeten), sondern vielmehr um des Wohlgefallens Gottes willen, welches seine Aufrichtigkeit und Integrität honoriert. Er, der Ewige, das weiß David gewiss, wird ihn bis zum Ende festhalten - niemand wird ihn aus Seiner Hand reißen (vgl. Joh 10:28f) - und wird ihn zu guter Letzt und für alle Ewigkeiten vor Sein Angesicht stellen mit Freuden (Jud 24).

14 Mit dieser Gewissheit vor Augen dichtet David, der Regent von Israel, die finalen Zeilen und wir können nur ahnen, wie der königliche Meisterchor Luft und Raum mit seinem volltönenden Klang erfüllt. Das gewaltige Gotteslob erhebt den Allmächtigen und Souverän auch über Davids Königreich und gibt Davids Sehnsucht Ausdruck, dass diese Euphonie fortklingen möge in alle Ewigkeit und bekräftigt diesen festen Entschluss mit einem unumstößlichen, doppelten Amen: "So ist es." und "So soll es sein - für immer."


Praktische Anwendung

1. Wenn Dein Nächster in Nöten ist, nimm Dich seiner voll Erbarmen an.
2. Wenn innere und äußere Not Dich bedrängt, bete zu Gott um Gnade, Heilung und Hilfe.
3. Sei gewiss und lobe Gott, denn: Er hört Dein Gebet und hält Dich fest in Ewigkeit.

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[Predigt als MP3]

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