Sonntag, 20. Juli 2014

Die Heilung eines mondsüchtigen Knaben (Mt 17:14-20)

Text 

14 Und als sie zu dem Volk kamen, trat ein Mensch zu ihm, fiel ihm zu Füßen 15 und sprach: Herr, erbarme dich über meinen Sohn! Denn er ist mondsüchtig und hat schwer zu leiden; er fällt oft ins Feuer und oft ins Wasser; 16 und ich habe ihn zu deinen Jüngern gebracht, und sie konnten ihm nicht helfen. 17 Jesus aber antwortete und sprach: O du ungläubiges und verkehrtes Geschlecht, wie lange soll ich bei euch sein? Wie lange soll ich euch erdulden? Bringt ihn mir her! 18 Und Jesus bedrohte ihn; und der böse Geist fuhr aus von ihm, und der Knabe wurde gesund zu derselben Stunde. 19 Da traten seine Jünger zu ihm, als sie allein waren, und fragten: Warum konnten wir ihn nicht austreiben? 20 Er aber sprach zu ihnen: Wegen eures Kleinglaubens. Denn wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so könnt ihr sagen zu diesem Berge: Heb dich dorthin!, so wird er sich heben; und euch wird nichts unmöglich sein.


Kommentar

Zusammenfassung

Zurück vom Berg der Verklärung treffen Jesus, Petrus, Johannes und Jakobus auf die in der Gegend von Cäserea Philippi verbliebenen Jünger. Diese bemühten sich auf das Bitten eines hilfesuchenden Vaters erfolglos um einen von einem Dämon besessenen Jungen. Nach einer kurzen Auseinandersetzung mit den ebenfalls anwesenden Schriftgelehrten (vgl. Mk 9:14) heilt Jesus den Jungen. Seinen Jüngern erklärt er, dass sie aufgrund ihres von Zweifeln geschwächten Glaubes nicht helfen konnten; dass ihnen jedoch mit von Zweifeln ungetrübtem Glauben nichts von Gott gewolltes unmöglich sei.


Struktur

14-16 Ein unbekannter Vater bringt seinen dämonisierten Sohn zu den Jüngern, die ihm, trotz ihrer Begabung und göttlichen Mission, nicht helfen können.

17-18 Jesus schilt die Schriftgelehrten, die mit den Jüngern streiten für ihren Unglauben und ihre Falschheit und heilt den Jungen; treibt den Dämon durch ein Wort Seines Mundes aus.

19-20 Im geschützten Raum allein mit Jesus fragen die Jünger nach dem Grund ihres Versagens. Christus zeigt ihnen auf, dass es nicht die Quantität, sondern die Qualität ihres Glaubens ist, auf die es ankommt.


Inhalt

14-16 Dem Abstieg vom Berg der Verklärung folgt die Ankunft in der Ebene der Welt. Wo eben noch Christi himmlische Herrlichkeit erstrahlte, begegnen die Jünger, als sie zur Volksmenge zurückkehren, der Finsternis dämonischer Machenschaften und dem von ihr verursachten Leid. 

Ein Mensch, uns unbekannt und uns namentlich nicht genannt, ein Mensch, wie Du und ich, naht sich voll Verzweiflung zu Jesus und fleht ihn mit den Worten "κυριε ελεησον" (Kyrie Eleison) an um Sein Erbarmen. Nicht um seinetwillen, sondern um seines geliebten Sohnes willen bittet er Christus und beschreibt ihm seinen Sohn als 'mondsüchtig': oft schon, ja bald regelmäßig, fiel er ins Feuer und holte sich dabei ganz sicher Verbrennungen ein oder er fiel ins Wasser und ertrank beinahe daran. So sehr der Sohn daran zu leiden hatte, so sehr litt aus Liebe auch sein Vater mit ihm. 

Den zwölf Jüngern hatte Jesus besondere Gaben der Heilung geschenkt (Mt. 10:8) und ihnen auch Macht über die bösen Geister verliehen (Lk 10:20) - was dem Volk ganz sicher nicht verborgen geblieben war. So brachte denn der Vater seinen Sohn auch zuerst zu Jesu Jüngern, damit ihm geholfen werde und doch konnten sie dem Jungen wider alles Erwarten nicht helfen.

17-18 Und als sei die Situation allein noch nicht notvoll genug, streiten die Schriftgelehrten mit Jesu Jüngern (Mk 9:14). Wir wissen nicht aus welchem Grund; vielleicht darüber, ob und wie dem Jungen zu helfen sei, oder vielleicht über deren Autorität, sich überhaupt in diese Situation "einzumischen". Und so schilt Christus sie, angesichts des leidenden Kindes und des verzweifelten Vaters als "ungläubiges und verkehrtes Geschlecht". Seine rhetorische Frage an die Schriftgelehrten, wie lange er ihre Gegenwart, ihren Unglauben und ihre Falschheit noch zu erdulden habe, verschärft Seine Kritik an ihrem Charakter noch. 

Dass er mit Seinem Schelten seine Jünger nicht direkt gemeint hat wird übrigens klar aus der Tatsache, dass Petrus (Mt 16:16-17), wie vor ihm schon Nathanael (Joh 1:49) und nach ihm dann, anlässlich der Stillung des Sturms, alle Jünger (Mt 14:33) die Gottessohnschaft Christi und ihren Glauben an Ihn bezeugten und damit weder 'ungläubig' waren (vgl. Mt 11:27, Mt 16:17), noch waren sie als neue Kreaturen 'verkehrt'. Dennoch werden Christi Scheltworte über den Unglauben mit einigem Recht auch in den Jüngern nachgehallt haben, denn sie hatten von Christus die Gabe der Geisteraustreibung verliehen bekommen und dennoch kläglich an dem Jungen versagt. Auch ihr Streiten mit den Schriftgelehrten mag anlässlich der Worte Christi und im Angesicht der notleidenden Situation von Vater und Sohn in ihren Gewissen nachgeklungen haben.

Nachdem Jesus die Schriftgelehrten zurecht gewiesen hatte, fordert Er kraft Seiner Autorität als Sohn Gottes, dass man den Knaben zu ihm bringe und treibt den Dämon aus, dessen angst- und furchteinflößendes Wirken uns Markus in seinem Evangelium noch ausführlicher beschreibt (Mk 9:20.26). Die Kürze der Darstellung bei Matthäus unterstreicht dabei noch die Vollmacht und Autorität Christi: Schon ein einziges, drohendes Wort aus dem Munde des Allmächtigen genügte und der böse Geist verließ augenblicklich den Körper des Kindes; der Junge war augenblicklich geheilt.

19 - 20 Erst, als sie wieder allein mit Christus sind, im geschützen Raum, abseits der Ohren der Öffentlichkeit, wagen die Jünger die Frage, die sie umtreibt: Was war die Ursache, was war der Grund -angesichts der gerade offenbarten Vollmacht Christi stellte sich diese Frage um so mehr- warum sie dem Jungen nicht helfen konnten?

Die Antwort Christi ist so einfach, wie niederschmetternd: es lag an einem von ihnen selbst verschuldeten Mangel, der ihrem Glauben anhaftete: er war schwach (ολιγος). Den Grund für einen schwachen Glauben finden wir in Mt 21:21, Jak 1:6: es ist der Zweifel. Zweifel daran, dass Gott sein Wort hält. Mt. 10:8 hatte Christus ihnen befohlen Geister auszutreiben und ihnen bestätigt, dass sie die dazu empfangene Macht geschenkweise empfangen hatten. Somit hatten sie Bevollmächtigung und Sendung, Gabe und Aufgabe, Befehl und Zusage aus dem Munde Christi selbst erhalten. 

Es geht also nicht um die Größe des Glaubens, sondern um seine Zweifelsfreiheit, das macht Christus klar, indem er seinen Jüngern sagt, dass selbst ein Glaube von der Größe eines winzigen Senfkornes ausreichend sei, um Hindernisse von der Größe eines Berges zu versetzen, ja dass den Jüngern -im Rahmen der von Gott gesteckten Grenzen Seines Willens und Seines Planes (vgl. 1Jo 5:14)- kein Ding unmöglich sein würde, sondern, wozu auch immer Gott sie ausrüstete und sendete, das würde ihnen gelingen. Es geht also um die Qualität des Glaubens, nicht um dessen Quantität.


Praktische Anwendung

1. Wenn Du von Menschen in Not um Hilfe gebeten wirst, diskutiere nicht, sondern helfe!
2. Wenn Du mit Deinen eigenen Kräften und Deiner Weisheit am Ende bist: bete zu Jesus.
3. Lerne mehr und mehr, den Worten Christi voll und ganz zu vertrauen und werde so mehr und mehr fruchtbar und wirksam für Sein Reich.

---

[Predigt als MP3]

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen