Sonntag, 5. Januar 2014

Das Bekenntnis des Petrus und die Verheißung an ihn (Mt 16:13-20)

Text

13 Da kam Jesus in die Gegend von Cäsarea Philippi und fragte seine Jünger und sprach: Wer sagen die Leute, daß der Menschensohn sei? 14 Sie sprachen: Einige sagen, du seist Johannes der Täufer, andere, du seist Elia, wieder andere, du seist Jeremia oder einer der Propheten. 15 Er fragte sie: Wer sagt denn ihr, daß ich sei? 16 Da antwortete Simon Petrus und sprach: Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn! 17 Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Selig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel. 18 Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. 19 Ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben: alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein. 20 Da gebot er seinen Jüngern, niemandem zu sagen, daß er der Christus sei.


Kommentar

Zusammenfassung

In diesem kurzen Abschnitt findet sich eine der wichtigsten Wahrheiten des Glaubens: Nur durch Gottes Geist sind wir befähigt, Christus zu erkennen und Sein Evangelium von Gottes Gnade für Sünder zu verkündigen. Das Wort von der göttlichen Identität und des erlösenden Werkes Christi ist, wie das Wirken Seines Geistes, Grundstein und Kraft der angefochtenen Kirche Gottes in der Welt.


Struktur

13-14 Das Volk, so beantworten die Jünger die Frage Jesu nach Seiner Person, hält Ihn für einen Propheten. Das Geheimnis Seiner wahren Identität vermag ihr menschliches Denken nicht zu erkennen.

15-17 Petrus dagegen beantwortet die gleiche Frage, stellvertretend für alle Jünger, mit einem so klaren Glaubensbekenntnis, wie es nur durch göttliche Offenbarung möglich ist.

18-19 Dieses Bekenntnis Grund ist zur Freude, denn es ist die Grundlage der Gemeinde, die Kraft zur Überwindung des Bösen und Anlass zur Übertragung größter Verantwortung: der Vergebung der Sünden aufgrund des Evangeliums von der Gnade Gottes in Christus.

20 Noch sind die Jünger nicht bereit, das Geheimnis Christi zu verkünden, darum gebietet ihnen Christus, zur aktuellen Stunde darüber Stillschweigen zu bewahren.


Inhalt

13-14 Nach der Auseinandersetzung mit den Pharisäern im Gebiet von Magadan (Tarichea) auf der Westseite des Sees (Mt 15:39) und der, nach der Überfahrt zum Ostufer erfolgten Warnung vor dem Sauerteig der Pharisäer, geht die Reise Jesu und Seiner Jünger zu Fuß weiter über Bethsaida (Mk 8:22) ins Umland des nördlich gelegenen Cäserea Philippi (Mt 16:13). Dort angekommen fragt Jesus Seine Jünger, sozusagen 'zum aufwärmen' nach der Volksmeinung zu Seiner Person: für wen halten ihn die Menschen?

Interessant ist dabei die Art und Weise, wie Jesus Seine Frage formuliert, denn er bezeichnet sich selbst darin als den "Menschensohn". Damit baut Er eine gedankliche Brücke zu einer Prophetie Daniels, in der es heißt: "Da kam mit den Wolken des Himmels einer [der aussah] wie ein Menschensohn. Er gelangte bis zu dem Hochbetagten und wurde vor ihn geführt. Ihm wurden Herrschaft, Würde und Königtum gegeben. Alle Völker, Nationen und Sprachen müssen ihm dienen. Seine Herrschaft ist eine ewige, unvergängliche Herrschaft. Sein Reich geht niemals unter..." (Dan 7:13f EU). Jesus deutet in Seiner Frage also bereits implizit Seine Herrschaft über alle Völker an und damit Seine wahre Identität als der Messias und ewige König über Gottes kommendes Reich.

Dennoch, weiter vermag der menschliche Intellekt nicht zu blicken, rangieren die Antworten nur von Johannes dem Täufer (vgl. Mt 14:2) über Elia und Jeremia bis hin zu den Propheten im Allgemeinen (vgl. Mt 23:31), beziehen sich also alle auf bereits verstorbene Gottesmänner. Allerdings auf sehr mutige und treue Gottesmänner. So hatte zum Beispiel Johannes der Täufer dem Herodes die Stirn geboten und ihm seine Sünde gesagt (Mt 14:2) und dafür mit seinem Leben bezahlt (Mt 14:10). Elia wiederum hatte große Zeichen getan, Ahab und Isebel die Stirn geboten (1Kön 18:18) und Ahab seine Sünde gesagt. Und Jeremia hatte dem König Zedekia, auch er unter Gefahr für sein Leben, Gottes Gericht angekündigt (Jer 34:2).

15-17 Nach dieser Aufwärmrunde fragt Jesus Seine Schüler direkt: Für wen halten sie Ihn? Was ist ihr Zeugnis über Ihn? Und wie so oft, prescht Petrus als Erster voran und gibt seine als kürzestes Glaubensbekenntnis formulierte Antwort: "Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn!"

Diese Antwort, das macht Jesus klar, ist Grund und Anlass zur höchsten Freude, denn sie zeigt unbestreitbar an, dass Petrus tatsächlich gerettet ist: "Denn wenn du mit deinem Munde bekennst, daß Jesus der Herr ist, und in deinem Herzen glaubst ... so wirst du gerettet. Denn wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man gerettet" (Rö 10:9-10, vgl. Joh 3:36, 16:27, 1Jo 2:23b).

Diese Errettung geschieht allein aus Gnade und nicht aus eigener Anstrengung (Fleisch) oder aufgrund edler Abstammung (Blut) (Joh 1:13, vgl. Rö 3:24, 4:5.10, 9:12, 11:6, Eph 2:5. Die von Petrus gegebene Antwort kann also kein Mensch aus sich selbst heraus geben, sondern allein derjenige, dem die hinter der Antwort stehende Wahrheit[1] von Gott dem Vater offenbart wurde. Diese Antwort kann nur derjenige aufrichtig geben, der durch die Wiedergeburt durch den Heiligen Geist dazu befähigt wurde, an Jesus zu glauben (Joh 3:3, vgl. Mt 11:25, Joh 6:44, Eph 1:17).

Petrus ist übrigens, entgegen einer verbreiteten, anderslautenden Überzeugung, nicht der erste, der dieses Zeugnis gibt. Schon vor dieser Episode war es zuerst Nathanael, der dieses Bekenntnis ablegte (Joh 1:49). Später waren es dann die Jünger anlässlich der Stillung des Sturms (Mt 14:33) und auch Martha legte dieses Zeugnis öffentlich ab (Joh 11:27); dieses Zeugnis, welches zuletzt durch Christus selbst als wahr und richtig bestätigt (Mt 26:63-64) und mit Seinem Blut besiegelt wurde (Mt 26:28.66, Joh 19:34).

18-19 Dieses Glaubensbekenntnis ist für Jesus der Anlass zu einer viel diskutierten Verheißung: das Wortspiel von Petrus, vom Felsen (vgl. Joh 1:42, Κηφας (Kephas) = Fels) und vom Gemeindebau.

Zu erst sei dazu festgestellt, dass es 1Kor 3:11 heißt: "Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus." Und von Jesus selbst heißt es auch 1Kor 10:4 "der Fels aber war Christus." Der wahre Fels und Grund auf den die Gemeinde gebaut ist, ist also Christus, nicht Petrus. Auch ist die genannte Verheißung nicht im luftleeren Raum entstanden, sondern Christus gibt sie aus einem konkreten Anlass: dem Glaubensbekenntnis des Petrus.

Auf diese Erkenntnis Christi, des Geheimnisses Gottes (Rö 16:25, Eph 3:3ff, Kol 1:26f, 2:2, 1Tim 3:16), welche allein durch göttliche Offenbarung und Wiedergeburt durch den Heiligen Geist möglich ist (
Mt 11:25, Lk 10:21, Joh 3:3), auf sie will Jesus Seine Gemeinde aufbauen. Dieses Credo ist es, von dem später Johannes bezeugt, dass es sogar den Erzfeind Gottes überwindet: "denn ... sie haben ihn überwunden durch des Lammes Blut und durch das Wort ihres Zeugnisses" (Offb 12:10b-11). Dieses Credo der Gemeinde macht sie so stark, dass selbst die Tore der Hölle ihr nicht standhalten werden. Jesus Christus ist Gottes Geheimnis, Sein von Ewigkeit her offenbartes Wort (Joh 1:1). Von der Welt unerkannt (Joh 1:10) und doch ein Wort "wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt" (Jer 23:29).

Das Fundament, der Eckstein auf den die Gemeinde gebaut ist, ist also Christus allein
(Eph 2:20). Und auf diesen Grund baut Er Seine Gemeinde. Und zwar durch Wiedergeburt und göttliche Offenbarung und durch den Heiligen Geist. Und ihr als Gemeinschaft, nicht Petrus allein, überträgt Er die Schlüsselgewalt über den Zugang zu Gottes Himmelreich durch die Verkündigung des Evangeliums. Dass nicht Petrus als Einzigem, sondern allen Jesusnachfolgern gemeinsam diese Vollmacht zuteil geworden ist, berichtet uns die Schwesterstelle zum vorliegenden Text: "Wahrlich, ich sage euch: Was ihr auf Erden binden werdet, soll auch im Himmel gebunden sein, und was ihr auf Erden lösen werdet, soll auch im Himmel gelöst sein." (Mt 18:18). Eingebettet zwischen Schuld und Gnade, zwischen dem Lehrtext über die Zurechtweisung eines sündigenden Bruders und dem Thema Vergebung am Beispiel des Schalksknechts, spricht sie klar davon, dass die Vollmacht, einen Menschen von seiner Schuld freizusprechen, nun in der Hand der Gemeinde Christi liegt. Und dies, die Verkündigung des Evangeliums von der Herrschaft Christi und der darin beinhalteten Vergebung der Sünden, ist ihr Auftrag (Mt 28:18ff, Lk 24:47).

Und was hier auf Erden vergeben wird von einem Kind Gottes, dazu verpflichtet sich Christus, soll auch im Himmel vergeben sein. Was für eine unfassbar große Macht und Verantwortung gibt Er uns da! Beten wir zu Gott, dass wir sie nur nach Seinem Willen gebrauchen. Nicht, wie die Schriftgelehrten und Pharisäer, die Jesus schalt: "Weh euch, ihr Heuchler, die ihr das Himmelreich zuschließt vor den Menschen! Ihr geht nicht hinein, und die hinein wollen, laßt ihr nicht hineingehen." (Mt 23:13). Möge uns allezeit im Gedächtnis bleiben, dass Christus predigte: "wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben."

Petrus also bekennt Christus. Und Christus verspricht ihm, dass dieses Bekenntnis Grund ist zur Freude, Grundlage der Gemeinde, Kraft zur Überwindung des Reiches des Bösen und Anlass zur Übertragung größter Verantwortung: der Vergebung der Sünden aufgrund des Evangeliums. Dies ist im Moment des Bekenntnisses konkret dem Petrus zugesprochen; doch nicht ihm allein, sondern mit ihm, wie an anderer Stelle bezeugt (
Mt 18:18), der ganzen Gemeinde Christi.

20 Warum Christus Seinen Schülern an dieser Stelle befiehlt, Seine Identität geheim zu halten, wo Er Ihnen doch bei Seiner Himmelfahrt das genaue Gegenteil gebietet (
Mt 28:18ff), sagt uns der Text nicht explizit. Doch wie so oft, wenn Gottes Wort sich zu widersprechen scheint, liegt der Schlüssel darin verborgen, das alles seine Zeit hat "...und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde" (Pred 3:1ff). Jetzt war es noch nicht an der Zeit für die Jünger, Ihn öffentlich zu bekennen, denn sie waren noch nicht mit "Kraft aus der Höhe" ausgerüstet für diesen angefochtenen Dienst (Lk 24:49). So kam es auch, dass sie sich nach Karfreitag zurückzogen und selbst noch am Ostertag die "Türen verschlossen waren aus Furcht vor den Juden", (Joh 20:19). Als sie jedoch ausgerüstet waren mit dem Geist der Kraft (2Tim 1:7), begannen sie, ihn freimütig zu bekennen (Apg 2:3ff), kulminierend in der mutigen Pfingstpredigt des Petrus (Apg 2:14ff).


Praktische Anwendung
  • Wenn Du Christus mit dem Munde bekennst und mit dem Herzen glaubst, dass Er der von Gott verheißene Messias ist, so freue Dich, daß Dein Name im Himmel geschrieben ist (Lk 10:20).

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[1] das ist: dass Jesus der Christus ist, der Messias, der Kyrios, der HERR, der Mensch gewordene Sohn Gottes, der inkarnierte, fleischgewordene Gott und Schöpfer dieses Universums selbst

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