Sonntag, 15. September 2013

Der Reichtum der Güte Gottes (Ps 36:1-13)

Text

1 Von David, dem Knecht des HERRN, vorzusingen. 2 Es sinnen die Übertreter auf gottloses Treiben im Grund ihres Herzens. Es ist keine Gottesfurcht bei ihnen. 3 Und doch hat Gott den Weg vor ihnen geebnet, um ihre Schuld aufzufinden und zu hassen. 4 Alle ihre Worte sind falsch und erlogen, verständig und gut handeln sie nicht mehr. 5 Sie trachten auf ihrem Lager nach Schaden und stehen fest auf dem bösen Weg und scheuen kein Arges. 6 HERR, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen. 7 Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes und dein Recht wie die große Tiefe. HERR, du hilfst Menschen und Tieren. 8 Wie köstlich ist deine Güte, Gott, daß Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben! 9 Sie werden satt von den reichen Gütern deines Hauses, und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem Strom. 10 Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Lichte sehen wir das Licht. 11 Breite deine Güte über die, die dich kennen, und deine Gerechtigkeit über die Frommen. 12 Laß mich nicht kommen unter den Fuß der Stolzen, und die Hand der Gottlosen vertreibe mich nicht! 13 Sieh da, sie sind gefallen, die Übeltäter, sind gestürzt und können nicht wieder aufstehen.


Kommentar

Zusammenfassung

David, der Knecht Gottes, beschreibt uns die Kluft zwischen der zerstörerischen Unmoral der Gottlosen und dem behütenden und wohltuenden Wesen und Handeln Gottes. Und sein darauf folgendes Gebet um Gottes Hilfe und Schutz vor den Anschlägen der Bösen wird überraschend erhört.


Struktur

1 David, der gehorsame Diener des Herrn, beschreibt in diesem Psalm die herzzerreißende Spannung zwischen dem für die Kirche so leidvollen Planen und Handeln der Gottlosen und dem heiligen Charakter unseres unsichtbaren und uns liebenden und helfenden Gottes.

2-5 Die gegen Gott Rebellierenden haben nur eines im Sinn: ohne Rücksicht auf Moral oder Verluste ihre gottlosen Vorstellungen in sündiger Autonomie und Gottesverachtung auszuleben. Doch in eben der vermeintlichen Freiheit ihres von Sünde gebundenen Willens liegt Gottes Gericht, der sie nur gewähren lässt, um sie schlussendlich ihrem gerechten Urteil anheimfallen zu lassen.

6-10 In wie krassem Gegensatz dazu steht das vollkommene und wahrhaftige Wesen unseres Gottes, dessen liebende Güte die ganze Welt einschließt und dessen Wahrheit und Gerechtigkeit so tief und unumstößlich verankert sind, wie die Grundfesten der Berge. Wie erfrischendes Quellwasser tränkt und sättigt Er Sein Volk mit Seinem lichten Wesen und bewahrt sie unter Seinem allmächtigen Schutz.

11-12
Angesichts dieses Spannungsfeldes zwischen den Werken der sichtbaren Bösen und dem Wesen und Tun unseres verborgenen und guten Gottes bittet David um dessen Schutz vor der unterdrückenden Gewalt der Gottlosen und um Bewahrung seiner Heimat.

13 Der Psalm endet mit einer überraschenden Wendung: die Gottlosen liegen, wie als eine Antwort auf Davids herzliches Gebet, für immer am Boden.


Inhalt

1 David schrieb dieses Psalmlied mit dem Herzenswunsch, dass es dem Volk Gottes als Vortragslied vorgesungen werden möge. Denn darin beschreibt er die widerstreitenden Kräfte der sichtbaren und der unsichtbaren Welt, deren herzzerreißende Spannung jeden wahren Gläubigen ins Gebet treiben: das Planen und Handeln der Atheisten auf der einen Seite und auf der anderen Seite das heilige Wesen unseres Gottes, dessen Zuwendung und Hilfe immer wieder Gegenpol sind für das viele, von den Gottlosen so achtlos verursachte Leid. David stellt sich uns dabei als ein Autor vor, der, wie ein Diener gegenüber seinem Herrn, gehorsam ist und tut, was dieser ihm aufträgt. Sein Herr aber, dem er dient, ist niemand anderer, als der allmächtige und ewig seiende Gott selbst. Der Gott, dem der Gehorsam Seines Volkes wie kaum etwas anderes am Herzen liegt (5Mo 28:1-69, Mt 7:21-29).

2-5 Die von Gott Abtrünnigen jedoch sind Gesetzesbrecher, Kriminelle. Und in der tiefsten Tiefe ihrer Persönlichkeit spinnen sie ihre Vision: in autonomem, sündhaftem Handeln ihre Gottlosigkeit auszuleben. Ehrfurcht, Ehrerbietung & Achtung vor Gott sind ihnen ein Fremdwort, ja von Gott wollen sie nicht einmal wissen. Doch ihre vermeintliche Freiheit, ihr offenbar geebneter Weg - und das ist einer der schrecklichsten Aspekte des Handelns Gottes mit uns Menschen - ist in Wahrheit nichts anderes, als die Manifestation Seines Urteils: indem Er sie in ihrer Gottlosigkeit und der Verderbtheit ihres freien Willens gewähren lässt, vollzieht sich Sein Gericht. So häufen sie in vermeintlicher Sicherheit "eine Sünde auf die andere" (Jes 30:1) und vergrößern damit nur täglich das Strafmaß ihres Urteils; denn Gott hat längst beschlossen, alle ihre Schuld und Sünde zu suchen und zu finden und zu verurteilen. Sie sind notorische Lügner, uneinsichtige Übeltäter. Sie planen selbst wenn sie im Bett liegen noch Zerstörung, sind blind entschlossen, ihre bösen Pläne durchzuziehen und scheuen dabei vor keinem Bösen zurück.

6-10 In welchem Gegensatz dazu steht die Herrlichkeit unseres Gottes: Seine herzliche und wohlwollende, sanftmütige und barmherzige Zuwendung kennt, wie Seine Wahrheit, keine Grenzen; so weit das Auge reicht, ja bis hinter den Horizont, wo sich der Blick im Dunst verliert, ist Gott mit seiner Güte und Wahrheit gegenwärtig. Oder wie David an anderer Stelle dichtet: "Führe ich gen Himmel, so bist du da; ... Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten" (Ps 139:8-10).

Ja, die Rechtschaffenheit, Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit Gottes, Seines Wesens und Tuns, steht unverrückbar felsenfest, wie die Grundfesten der Berge die Er schuf; Seine Gesetze, Ordnungen und Urteile steht auf einem Fundament, welches herabreicht bis in die tiefsten Tiefen der Erde: Seine Geradheit und Rechtsprechung sind unerschütterlich. Gott ist unser "Fels und kein Unrecht ist an ihm" (Ps 92:16).

Und mit diesen wahrhaften und gerechten Wesenszügen bleibt Gott - Gott sei Dank! - nicht bei sich selbst, sondern verleiht ihnen Ausdruck in Seiner liebenden Zuwendung an seine Schöpfung: Er, der Ewige, hilft nicht nur uns Menschen, sondern hat auch ein Herz für die Tiere, die Er mit so viel Liebe, Kreativität, Kunst und Freude schuf (siehe 1Mo 1:20-25, Ps 104:10-11.26, Jon 4:11, Rö 8:19-21, u.v.a.m.).

Wie die Erquickung durch ein köstliches, erfrischendes und durstlöschendes Getränk ist Gottes Güte für die, die bei Ihm Schutz suchen. Wie "eine Henne ihre Küken versammelt unter ihre Flügel" (Mt 23:37), so gewährt Gott Seinen Kindern unter den Menschen Zuflucht in Seiner bergenden Gegenwart. Denen, "die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit" (Mt 5:6) stillt Er den Hunger aus dem Überfluss der Reichtümer Seines Hauses und löscht ihnen den Durst mit einem schier unerschöpflichen Strom von Freude und Glückseligkeit.

Denn es ist die Gegenwart Gottes selbst und die Begegnung mit Ihm, dem hell strahlenden "Licht der Welt" (Joh 8:12) und dem Ursprung und der Quelle des Lebens, die uns selbst in finsterster Nacht das Licht erblicken lässt (Ps 139:11-12). Hier in der Fremde auf Erden sehen wir diese Herrlichkeit Gottes nur, wie "ein dunkles Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht" (1Kor 13:12). Gepriesen der Tag an dem Gott Sein Werk vollendet; an dem es heißt: "Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst" (Offb 21:6) und: "das Lamm mitten auf dem Thron wird sie weiden und leiten zu den Quellen des lebendigen Wassers, und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen" (Offb 7:17).

11-12 Angesichts dieser krassen Wesensunterschiede zwischen unserem Heiligen Gott und den unmoralischen Gottlosen formuliert David seine Bitten: Gott möge Seine herzliche und wohlwollende, sanftmütige und barmherzige Zuwendung, sowie Seine Rechtschaffenheit, Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit, Seine Güte und Gerechtigkeit, wie einen schützenden Schild über die ausbreiten, die Ihn kennen und Ihm in gottgefälligem, heiligen Wandel folgen. Auch betet David für sich selbst, dass Gott ihn vor der Gewalt der Gottlosen bewahren möge, dass er nicht unter deren Füßen zertreten und nicht durch deren Handeln aus seiner Heimat vertrieben werde.

13 Und, als sei es die Antwort auf sein soeben geäußertes Gebet, überrascht uns das Ende von Davids Psalmlied mit einem unverhofften Bild: die Kriminellen sind gefallen und liegen unwiderruflich am Boden.


Praktische Anwendung

1. Angesichts der sichtbaren Mächte des Bösen: vertrau unserm guten, verborgenen Gott
2. Lass Dich trotz aller äußerer Not erquicken durch Sein heiliges, vollkommenes Wesen
3. Rufe zu Gott in der Not und Er wird Dich erhören (Ps 50:15)

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