Montag, 17. Juni 2013

Unter Gottes Schutz (Ps 34:1-23)

Text

1 Von David, als er sich wahnsinnig stellte vor Abimelech und dieser ihn von sich trieb und er wegging. 2 Ich will den HERRN loben allezeit; sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein. 3 Meine Seele soll sich rühmen des HERRN, daß es die Elenden hören und sich freuen. 4 Preiset mit mir den HERRN und laßt uns miteinander seinen Namen erhöhen! 5 Als ich den HERRN suchte, antwortete er mir und errettete mich aus aller meiner Furcht. 6 Die auf ihn sehen, werden strahlen vor Freude, und ihr Angesicht soll nicht schamrot werden. 7 Als einer im Elend rief, hörte der HERR und half ihm aus allen seinen Nöten. 8 Der Engel des HERRN lagert sich um die her, die ihn fürchten, und hilft ihnen heraus. 9 Schmecket und sehet, wie freundlich der HERR ist. Wohl dem, der auf ihn trauet! 10 Fürchtet den HERRN, ihr seine Heiligen! Denn die ihn fürchten, haben keinen Mangel. 11 Reiche müssen darben und hungern; aber die den HERRN suchen, haben keinen Mangel an irgendeinem Gut. 12 Kommt her, ihr Kinder, höret mir zu! Ich will euch die Furcht des HERRN lehren. 13 Wer möchte gern gut leben und schöne Tage sehen? 14 Behüte deine Zunge vor Bösem und deine Lippen, daß sie nicht Trug reden. 15 Laß ab vom Bösen und tu Gutes; suche Frieden und jage ihm nach! 16 Die Augen des HERRN merken auf die Gerechten und seine Ohren auf ihr Schreien. 17 Das Angesicht des HERRN steht wider alle, die Böses tun, daß er ihren Namen ausrotte von der Erde. 18 Wenn die Gerechten schreien, so hört der HERR und errettet sie aus all ihrer Not. 19 Der HERR ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben. 20 Der Gerechte muß viel erleiden, aber aus alledem hilft ihm der HERR. 21 Er bewahrt ihm alle seine Gebeine, daß nicht eines zerbrochen wird. 22 Den Gottlosen wird das Unglück töten, und die den Gerechten hassen, fallen in Schuld. 23 Der HERR erlöst das Leben seiner Knechte, und alle, die auf ihn trauen, werden frei von Schuld.


Kommentar

Zusammenfassung

Dieser Lehrpsalm, geschrieben anlässlich David's Flucht vor Abimelech, führt uns die frohmachende und lobenswerte Allmacht der göttlichen Gnade und Liebe, Vorsehung und Hilfe vor Augen, wie Gott sie allen zusagt, die Ihm vertrauen und ihm im Gehorsam, in Wort und Tat, folgen. Und er warnt uns eindringlich vor dem unausweichlichen göttlichen Gericht, welches alle treffen wird, welche die Gnade und Herrschaft Gottes, wie sie im Kreuz und Seinen Geboten offenbar werden, verachten.


Struktur

1 David nennt seine Flucht vor Abimelech und Seine Rettung aus verzweifelter Todesnot als Anlass für diesen Lehrpsalm, in welchem er uns Gottes mächtige Hilfe und bewahrende Vorsehung vor Augen führt, die allein uns Gläubigen zuteil wird und uns ins Lob führt.

2-4 David will Gott dabei so loben, dass die Elenden froh mit einstimmen.

5-8 Und er dankt Gott für Dessen Offenbarung und Hilfe, er preist die Glückseligkeit der Erkenntnis der Gnade Gottes und versichert uns der Gebetserhörung wider allen anderen Schein, ja die Hilfe des Engels Gottes selbst.

9-11
Diese Gnade und Hilfe ruft uns David auf zu schmecken und sagt denen, die Gott ehren und ihm wider alle Umstände vertrauen, Dessen Segen und Bewahrung vor Mangel zu.

12-15 David lehrt die nächste Generation wahre Gottesfurcht, die sich im Reden, Handeln und im erstrebten Frieden mit allen Menschen zu erkennen gibt.

16-19
Und das mit gutem Grund: Gott sieht alles und straft die Bösen. Den durch Christus Gerechtfertigten jedoch steht er bei, ist ihnen nahe und erhört ihre Gebete und hilft ihnen.

20-23 Ja, für uns wurde Christus gekreuzigt und auf Sein Bitten hin von Gott zu neuem Leben erweckt. Wer dieses höchste Opfer der Liebe Gottes im Hass verschmäht, wird gerichtet; wer es jedoch in gläubiger Dankbarkeit annimmt, dem wird alle Schuld vergeben.


Inhalt

1 Im Titel nennt David uns den Anlass für die Dichtung dieses Lehrpsalms: Es war die in 1Sam 21:11-22:1 festgehaltene Begebenheit, die sich am Hofe des Philisterkönigs Achisch von Gat abspielte. Wie uns im Samuelbuch berichtet wird, flüchtete David sich damals, offenbar völlig kopflos, vor Saul an den Hof des Königs von Gat, und wurde dort unglücklicherweise von dessen Fürsten wiedererkannt. Aus Furcht vor dem König wendete er daher eine List an, stellte sich wahnsinnig und konnte sich so zu guter Letzt in eine Höhle retten.

Dass David diesen König, der im 1. Samuelbuch Achisch genannt wird, im hier vorliegenden Psalm Abimelech nennt, hat folgenden Hintergrund: Abimelech ist nicht nur ein Eigenname, sondern wohl auch eine generelle Bezeichnung für Philisterkönige, vergleichbar etwa mit dem Titel Pharao für ägyptische Könige: Abimelech bedeutet "Mein Vater [ist] König". Der 'richtige' Name des Königs, um den es hier geht, war Achisch und er war der Sohn des Maacha oder Maoch und König von Gat (1Sam 27:2, 1Kö 2:39).

2-4 David beginnt seinen Psalm mit dem Ausdruck seines Herzenswunsches: Er hat die Absicht, dem Ewigen zu jeder Zeit mit seinen Worten die Erkenntnis Seines vollkommenen Wesens wiederzuspiegeln; beständig, so wünscht er sich, möge sein Mund gefüllt sein mit dem Lob seines wunderbaren Gottes. Ja, seine Seele, sein Innerstes, soll so vollmundig von seiner Erkenntnis Gottes strahlen, dass es auch die seelisch Niedergebeugten hören und über dem Evangelium, der öffentlich verkündeten Erkenntnis des guten Wesens Gottes (siehe Jer 9:22-23, 1Kor 1:31, 2Kor 10:17) froh werden. So froh, dass David sie einlädt, Ihn, den ewig Seienden, gemeinsam mit ihm zu lobpreisen und Seinem Wesen und Seiner Person in freudiger Gemeinschaft die Ehre zu geben.

5-8 Und kaum, dass David seinen Wunsch ausgeprochen hat, beginnt er auch schon, ihn in die Tat umzusetzen und lobt den Ewigen dafür, dass Er ihm Seine ersehnte Gemeinschaft schenkte, indem Er sich von ihm hatte finden lassen, ja ihm Antwort gab, als er Ihn herzlich suchte (vgl. Mt 7:8) und dafür, dass Er ihn aus seiner Not riss, indem Er ihn ganz und gar aus all seinen Ängsten errettete (vgl. Ps 50:15).

Und was, David persönlich erlebt hat, dass gilt auch allgemein: wer auf Gott in Christus schaut, auf Sein vollkommenes Wesen, Sein Werk am Kreuz, und die darin offenbarte unendliche Barmherzigkeit, wird über diesem Anblick der Herrlichkeit, der Liebe und der Gnade Gottes so von Herzen froh werden, dass er über sein ganzes Gesicht strahlen wird vor glücklicher, dankbarer Freude, weil er weiß, dass er sich nicht mehr wegen seiner Sünden zu schämen braucht, weil sein Erlöser sie aus Liebe zu ihm ans Kreuz trug und "
den Schuldbrief getilgt [hat], der mit seinen Forderungen gegen uns war, und hat ihn weggetan und an das Kreuz geheftet" (Kol 2:14).

Noch einmal beteuert David mit einem Beispiel, dass Gott unsere Gebete, auch, wenn es oft anders scheinen mag, ganz sicher hört und uns hilft, wenn wir aus unserer Not, unserem Elend und unserem Jammer verzweifelt zu Ihm schreien. So ging es selbst Jesus, der "in den Tagen seines irdischen Lebens Bitten und Flehen mit lautem Schreien und mit Tränen dem dargebracht [hat], der ihn vom Tod erretten konnte..." (Hebr 5:7) Ja, der Engel des Allmächtigen selbst wird sein schützendes Heerlager zur Verteidigung um all diejenigen herum aufrichten, die Gott fürchten und wird ihnen aus dem Auge des Sturmes der Not heraus helfen (vgl. Mt 4:11, Lk 22:43).

9-11 D
avid lädt uns ein, diese Freundlichkeit, Gnade und Barmherzigkeit, diese Hilfe Gottes aus der Not, bewusst zu betrachten, ja zu schmecken und zu kosten, wie wir es heute über Christus lesen und im Abendmahl erleben dürfen (vgl. 1Jo 1:1, Mt 26:26). Er verheißt all denen Gottes Segen und Wohlergehen, die Gott, Ihrem HERRN, ungeachtet aller Umstände vertrauen und Seine Majestät von Herzen ehren. Denn David weiß: wer Gott vertraut und Ihn im Herzen in Ehren hält, dem wird es außerhalb von Verfolgung an nichts mangeln (Ps 23:1, Heb 11:37), denn ihm hilft Gott mit Seinem Segen. Ob als Segen für eigenen Fleiß (Spr 14:23), in Form der Hilfe durch Geschwister (Apg 4:34, 2Kor 8:14f, 2Kor 9:12) oder durch die besondere Gnade der Genügsamkeit (Phil 4:11f): vor allem ist es immer und immer wieder die göttliche Vorsehung, die gerade im rechten Moment für Seine Kinder zu sorgen weiß, so dass sie auf die Frage Gottes: "habt ihr ... je Mangel gehabt?" wahrhaftig antworten können: "Niemals" (Lk 22:35).

12-15
So wie Christus, will auch David die Kinder um sich haben (Lk 18:16). Sie, die junge Generation, die gerade aufwachsende Gesellschaft von morgen, will er, wie später auch Luther ermahnte, im wichtigsten Fach des Lebens unterrichten: der Gottesfurcht als dem "Anfang der Weisheit" (Ps 111:10, Spr 9:10).

Diese Gottesfurcht jedoch muss echt sein und nicht bloße Religion: wer sich ein gutes Leben und Freude wünscht, soll dafür Sorge tragen, dass seine Ehrfurcht vor Gott auf moralischem Gebiet ganz praktische Auswirkungen hat, denn ohne Gehorsam gegen Gottes Gebote ist aller Gottesdienst nichtig (Mt 7:21), das gilt insbesondere für unser Reden (Jak 1:26): weder Betrug, noch Lüge, noch Zügellosigkeit soll unsere Worte kennzeichnen; weder im Leid, noch in der Freude, noch im Zorn.

Vielmehr sind wir aufgerufen, alles was Gott als Böse deklariert, zu lassen und vielmehr das zu tun, was Er, der allein alles weiß, für gut befindet: "Ist's möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden" (Rö 12:18). Diesen Frieden sollen wir stiften, ja ihn mit allen Kräften erstreben, denn damit säen wir aus, was wir einmal als Frucht unserer von Gott geschenkten Gerechtigkeit werden ernten dürfen (Jak 3:18): unsere Seligkeit (Mt 5:9).

16-19 Was für ein Trost! "Des HERRN Augen schauen alle Lande, daß er stärke, die mit ganzem Herzen bei ihm sind" (2Chr 16:9). Der Allmächtige selbst durchforstet mit Seinem alles durchdringenden Blick (Heb 4:13, Offb 19:12) das Weltgeschehen und achtet dabei besonders auf das flehentliche Rufen der durch Christus Gerechtfertigten.

Doch ihm sind auch die Boshaften nicht verborgen. Ja, der unermessliche Ernst Seiner Missbilligung und Sein eisernes Urteil über ihr böses Tun richten sich mit unwiderstehlicher Gewalt gegen sie und kennen nur ein Ziel: jeden einzelnen unter ihnen, wenn sie nicht umkehren von ihrer Bosheit und praktizierten Gottlosigkeit, zu vernichten (Ps 73:17ff).

Das Schreien der Gerechten aber hört der Ewige und reißt sie aus aller Not; Ja, er ist ganz nah bei denen, deren Herz über der eigenen Sündhaftigkeit zerbrochen wurde und deren Seele, vor lauter Kummer über den eigenen Mangel und über das Leid in der Welt, zersplittert am Boden liegt. Gerade ihnen, die begriffen haben, dass sie nur unnütze Kechte sind (Lk 17:10), gilt die volle Verheißung der Hilfe Gottes.

20-23 Ja, nicht nur die Verheißung der göttlichen Hilfe, sondern die Gnade und Liebe Gottes, die in dem, was Gott in Christus am Kreuz für uns tat, ihren Höhepunkt fand. Und so spricht es David in prophetischer Rede über Christus, dem allein Gerechten aus: Er, der von keiner Sünde wusste, musste leiden, wurde "für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt" (2Kor 5:21). "Wir hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Doch, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen" (Jes 53:4).

Doch trotz des unermesslichen Leidens, welches Christus auf sich nahm, wurde sein Gebet erhört. Ja Gottes Hilfe und Seine unverrückbare Vorsehung gingen so weit, dass wir im Neues Testament lesen, das Christus "in den Tagen seines irdischen Lebens Bitten und Flehen mit lautem Schreien und mit Tränen dem dargebracht [hat], der ihn vom Tod erretten konnte; und er ist auch erhört worden, weil er Gott in Ehren hielt" (Hebr 5:7). Und es heißt: "er hat ... ihn von den Toten auferweckt" (Apg 17:31). So unumstößlich ist der Plan Gottes, so groß Seine Allmacht und Vorsehung, dass selbst die feindlichen römischen Besatzungsmächte, ohne es zu wissen, Seine Verheißungen erfüllen halfen, als sie "zu Jesus kamen und sahen, dass er schon gestorben war" und "brachen ... ihm die Beine nicht" (Joh 19:33).

Angesichts der zuvor gelehrten Tatsachen, dass wahre Gottesfurcht sich im Reden und im Tun offenbart und Gott die Bösen strafen, den Gerechtfertigten jedoch helfen wird, warnt und tröstet David zum Schluß noch einmal: Wer sich Gottes Sohn nicht beugt, sein Gesetz verachtet und Christus hasst, der ihn bis in den Tod geliebt hat, der fällt in größte Schuld vor Gott. Wer in der Gottesferne
bleibt und in der autonomen, selbstgerechten Feindschaft, ja im Haß gegen Christus verharrt und sich nicht durch Christi Liebe am Kreuz mit Gott versöhnen lässt, der wird, das steht auf ewig fest, katastrophal ums Leben kommen.

Wer seine Gerechtigkeit jedoch allein von Gott erwartet, sich Ihm und Seinem Willen unterwirft, dessen Leben wird, vom Ewigen Selbst, freigekauft von aller Schuld. Und wer Ihm aus Dankbarkeit für Seine unverdiente Gnade von Herzen dient, dessen Leben wird erlöst "von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes" (Rö 8:21) und mündet eines Tages in die ersehnte "Erlösung unseres Leibes" (Rö 8:23).


Praktische Anwendung

1. Vertraue Gott, dem Ewigen, der Deine Not sieht und Deine Gebete hört
2. Glaube Ihm, dessen unwiderstehliche Vorsehung auch Dir Hilfe sein wird
3. Folge Ihm und Seinem Gebot - in Worten, im Vertrauen und in liebender Tat


[Predigt als MP3]

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