Montag, 18. März 2013

In Gottes Händen geborgen (Ps 31:1-25)

Text

1 Ein Psalm Davids, vorzusingen. 2 HERR, auf dich traue ich, laß mich nimmermehr zuschanden werden, errette mich durch deine Gerechtigkeit! 3 Neige deine Ohren zu mir, hilf mir eilends! Sei mir ein starker Fels und eine Burg, daß du mir helfest! 4 Denn du bist mein Fels und meine Burg, und um deines Namens willen wollest du mich leiten und führen. 5 Du wollest mich aus dem Netze ziehen, das sie mir heimlich stellten; denn du bist meine Stärke. 6 In deine Hände befehle ich meinen Geist; du hast mich erlöst, HERR, du treuer Gott. 7 Ich hasse, die sich halten an nichtige Götzen; ich aber hoffe auf den HERRN. 8 Ich freue mich und bin fröhlich über deine Güte, daß du mein Elend ansiehst und nimmst dich meiner an in Not 9 und übergibst mich nicht in die Hände des Feindes; du stellst meine Füße auf weiten Raum. 10 HERR, sei mir gnädig, denn mir ist angst! Mein Auge ist trübe geworden vor Gram, matt meine Seele und mein Leib. 11 Denn mein Leben ist hingeschwunden in Kummer und meine Jahre in Seufzen. Meine Kraft ist verfallen durch meine Missetat, und meine Gebeine sind verschmachtet. 12 Vor all meinen Bedrängern bin ich ein Spott geworden, eine Last meinen Nachbarn und ein Schrecken meinen Bekannten. Die mich sehen auf der Gasse, fliehen vor mir. 13 Ich bin vergessen in ihrem Herzen wie ein Toter; ich bin geworden wie ein zerbrochenes Gefäß. 14 Denn ich höre, wie viele über mich lästern: Schrecken ist um und um! Sie halten Rat miteinander über mich und trachten danach, mir das Leben zu nehmen. 15 Ich aber, HERR, hoffe auf dich und spreche:Du bist mein Gott! 16 Meine Zeit steht in deinen Händen. Errette mich von der Hand meiner Feinde und von denen, die mich verfolgen. 17 Laß leuchten dein Antlitz über deinem Knecht; hilf mir durch deine Güte! 18 HERR, laß mich nicht zuschanden werden; denn ich rufe dich an. Die Gottlosen sollen zuschanden werden und hinabfahren zu den Toten und schweigen. 19 Verstummen sollen die Lügenmäuler, die da reden wider den Gerechten frech, stolz und höhnisch. 20 Wie groß ist deine Güte, HERR, die du bewahrt hast denen, die dich fürchten, und erweisest vor den Leuten denen, die auf dich trauen! 21 Du birgst sie in deinem Schutz vor den Rotten der Leute, du deckst sie in der Hütte vor den zänkischen Zungen. 22 Gelobt sei der HERR; denn er hat seine wunderbare Güte mir erwiesen in einer festen Stadt. 23 Ich sprach wohl in meinem Zagen:Ich bin von deinen Augen verstoßen. Doch du hörtest die Stimme meines Flehens, als ich zu dir schrie. 24 Liebet den HERRN, alle seine Heiligen! Die Gläubigen behütet der HERR und vergilt reichlich dem, der Hochmut übt. 25 Seid getrost und unverzagt alle, die ihr des HERRN harret!

 
Kommentar

Zusammenfassung

Selbst das Ziel einer verschwörerischen Intrige, betet David in seinem Leid und seiner Not demütig und voll Vertrauen zu Gott, dessen liebendes und treues Wesen ihn nicht nur dazu bewegen, sein gesamtes Leben in Seine Hände zu legen, sondern Ihn darüber hinaus befähigen, Gott als seinen treuen Erlöser von Herzen zu loben und sein Volk zu eben diesem Lobe aufzufordern.


Struktur

1-5 Als Ziel einer Verschwörung betet David demütig um Gottes Gehör, Rettung & Schutz
6-9 David vertraut dem Wesen seines treuen Erlösers trotz anhaltender äußerer Not
10-14 Davids äußere Situation als Ausgestoßener und Verfolgter bereitet ihm großes Leid
15-19 In der Not legt David sein Leben in Gottes Hände und betet um die Gnade Seiner Gegenwart
20-23 Die Liebe und Treue Gottes drängen David zum Lob
24-25 David fordert uns auf, unseren gerechten und treusorgenden Gott von Herzen zu lieben
          und auf IHN zu warten, ohne dabei die Hoffnung zu verlieren.


Inhalt

1-5 Akute äußere Anfechtungen waren der Grund für Davids innere Not und gaben ihm den Anlass zur Dichtung dieses Lobliedes. Darin bittet er um Gottes Befreiung aus den Fallen einer Intrige (2Sam 15:10), die zum Ziel hatte, ihn, den König Israels, zu ermorden (2Sam 15:14).

Intrigen gab es in Davids Leben allezeit. Exemplarisch mag an dieser Stelle die Verschwörung Absaloms gegen König David genannt werden: Absalom, der dritte Sohn Davids, ließ seinen ältesten Halbbruder Amnon töten, weil dieser seine eigene Schwester Tamar vergewaltigt und dann verstoßen hatte und wohl auch, weil weil David ihn dennoch am Leben ließ. Nach der Bluttat floh Absalom und verbarg sich für drei Jahre in Geschur, der Heimat seiner Mutter (2Sam 13:1-38). In diesem Falle lagen die Sünden Davids also in seiner Inkonsequenz, dass er Amnon nicht bestrafte, und in seiner Bitterkeit, dass er Absalom, ebenfalls ein Königssohn, nach dessen Rückkehr nach Jerusalem nicht in seine Gegenwart bei Hofe ließ (2Sam 14-24). Aus dieser sündigen Situation erwuchs der lodernde Hass Absaloms auf seinen Vater und aus diesem die Verschwörung gegen König David (2Sam 15:10-12).

Als David von dieser Verschwörung erfährt, bittet er konkret um Gottes Aufmerksamkeit, und Seine unverzügliche Hilfe: er bittet um seine endgültige Errettung und Bewahrung vor dem Verderben, sowie um Gottes souveräne Wegweisung aus dieser lebensgefährlichen Situation. Dabei appelliert David, in dem demütigen Wissen darum, dass er aus sich und seiner Sündhaftigkeit heraus nicht einen einzigen Anlass für seine Erhörung und Errettung anführen kann, an den Namen und damit die Ehre und die Gerechtigkeit Gottes: Er Selbst möge David aus freiem Wollen schenken, was David bittet, nämlich dass Gott ihn, wie eine Trutzburg oder ein massiver Felsen, beschütze. Zusammen mit seiner flehentlichen Bitte spricht David Gott auch sein Vertrauen aus: Für ihn ist Gott längst diese Burg und dieser Fels; für ihn ist Gott allein seine Stärke:


6-9 In seiner Not, derer er selber nicht mehr Herr ist, weiß David um den Einen, dem er nicht nur halbwegs glaubt, sondern dem er seine Seele für alle Ewigkeit anvertraut: Er legt sich, sein Leben und seinen Geist, in die Hände seines treuen Erlösers. In die Hände, die tausend Jahre später auf Golgatha für ihn durchbohrt werden würden. An dem Kreuz, an dem auch Jesus im Vertrauen auf Gott den Vater rief: "Vater! In deine Hände befehle ich meinen Geist!" (Lk 23:46). Trotz aller Not weiß David: Gott hat ihn für alle Ewigkeit aus seinen Süden erlöst. Und Er ist treu und wird ihm auch in alle Ewigkeit treu bleiben, denn das ist Sein Wesen.

Diese Erkenntnis der Gottesliebe, die ihn zuerst geliebt hat, ist es auch, die ihm einen heiligen Widerwillen gegen jeden Götzendienst ins Herz gepflanzt hat, denn David weiß: Nur "im HERRN habe ich Gerechtigkeit und Stärke" (Jes 45:24). Darum setzt er seine ganze Hoffnung seiner Errettung aus der Not allein auf den HERRN, den Heiligen und Vollkommenen. In diesem Wissen um das gute Wesen und den vollkommenen Charakter Gottes kann David dann auch Gottes Güte, trotz anhaltender äußerer Not, aus ganzem Herzen besingen. Er weiß trotz allem Anschein, den die Welt ihm bietet: Gott sieht ihn und ist herzlich berührt von Davids Unglück und kümmert sich um ihn. Er ist sich sicher, dass sein Gott ihn nicht in die Gewalt seiner Widersacher geben, sondern ihm die Freiheit schenken wird; weiten Raum. Das ist der von Gott gewirkte Glaube, von dem Hebr 11:1 spricht: "Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht."


10-14 Trotz aller geistlichen Gewissheit, dass Gott sich um ihn kümmert, so ist David doch auch nur ein Mensch. Und so gingen denn die Anfechtungen auch an seiner Seele nicht spurlos vorüber: er hatte Angst. So sehr bekümmerte ihn die Lage, dass seine Seele und sein Körper von den Jahren der Sorge und des Klagens müde und kraftlos geworden waren: aller Glanz war aus seinem Blick gewichen. Diese Kraftlosigkeit führt David zurück auf sein sündiges Handeln (s.o.) und bittet Gott deshalb um Gnade.

Wie schlimm die äußere Situation gewesen war, darein läßt David uns nun einen Blick tun: er wird von allen die ihn kennen, angefangen bei seinen Feinden die über ihn spotten, über seine Nachbarn denen er lästig erscheint, bis hin zu seinen Bekannten, die seine Gegenwart als schrecklich empfinden, behandelt, wie ein Ausgestoßener: Man geht ihm aus dem Weg, wo man ihn erblickt und verdrängt jeden Gedanken an ihn; man achtet und behandelt ihn, wie Müll. Der Grund für dieses herzlose Verhalten ist David nicht verborgen: Er kennt die angsteinflößenden Gerüchte über ihn und die Verunglimpfungen seiner Person. Er weiß um die Intrige, die von den Vielen gegen ihn geschmiedet wird und die nur ein Ziel hat: ihn zu ermorden.


15-19 Aus dieser Not heraus entstand dieser Psalm. Und trotz dieser Not, ja inmitten dieser Not offenbart David das Innere seines Herzens. Er bekennt seine Beziehung zu Gott: Gott allein ist sein Gott, niemand sonst. Was auch geschieht, was immer Gott in Seiner grenzenlosen Weisheit, Souveränität und Vorsehung an uns oft unverständlichem schicksalhaftem Geschehen zulässt (Hi 37:5, Pred 3:11, Jes 55:9), David hat sich entschieden, sich diesem Gott, dem Ewig Seienden und Allmächtigen mit Leib und Seele anzuvertrauen. David weiß und fügt sich in diese selige Gewissheit und spricht es aus: seine Lebenszeit steht allein in den Händen Gottes, dem Schöpfer aller Dinge. Sein Leben liegt allein in der Hand des Gnädigen, dem er vertraut. Auf Ihn allein hofft David. Ihn allein bittet er um Bewahrung vor dem Anschlag, den seine Feinde auf sein Leben geplant haben. Ihn allein bittet er inständig um Seine Hilfe: dass Er Davids Gebet erhören möge, ihn vor der Vernichtung bewahren und ihm in Seiner Güte helfen möge. Das wünscht sich David in seiner Not von ganzem Herzen: dass er einen Blick erhaschen möge auf das strahlende Antlitz des HERRN, seines Erbarmers (4Mo 6:25, Ps 103:13). Seinen gottlosen und arroganten Feinden jedoch wünscht David, dass der Tod selbst ihren verlogenen und unverschämten Spott zum Schweigen bringe.


20-23 Inmitten seines Gebetes besinnt sich David auf das Wesen und den Charakter des Ewigen, auf seine Güte, die Er für diejenigen aufgespart hat, die Ihn ehren und die er den erleben lässt, der ihm auch in aller Öffentlichkeit vertraut (Mt 10:32). Gottes Güte ist es, die ihnen in Seiner Gegenwart Schutz bietet vor dem streitsüchtigen Pöbel. So hat auch David es erlebt: selbst dann, als er an Gottes Gnade verzagte und dachte, er sei ganz und gar von Gott verstoßen, blieb Gott ihm in Seiner wunderbare Güte treu und hörte sein flehentliches Schreien. Diese allen Verstand übersteigende, liebende Güte und Treue drängt David zum Lob.


24-25 Und sie drängt ihn zum Aufruf an sein Volk und mit ihm alle Gläubigen, angesichts Seines guten Wesens das grösste Gebot zu erfüllen: den HERRN, ihren treuen, gütigen und barmherzigen Gott aus ganzem Herzen zu lieben (Mt 22:37). Ihn, der gerecht ist, der Seine Kinder beschützt und die Stolzen nicht ungestraft lässt. Und so ist Davids Appell an uns alle, die wir auf Gottes Hilfe warten: wir dürfen und sollen angesichts der Erfahrungen Davids, ja angesichts des guten Herzens Gottes, das darin sichtbar wird, getröstet sein und ohne Angst und voller Hoffnung auf Gottes Hilfe warten, bis sie uns zuteil wird und uns jubeln lässt, wie ihn.


Praktische Anwendung

1. Bedenke in der Anfechtung: "Der HERR ist gut" (Ps 25:8)
2. Beherzige Jakobus' Rat: "Leidet jemand unter euch, der bete" (Jak 5:13)
3. Folge David's Aufruf und mit ihm dem Aufruf unseres Heilands:
    "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen,
     von ganzer Seele und von ganzem Gemüt". (Mt 22:37)

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