Montag, 1. Oktober 2012

Die Verwerfung Jesu in Nazareth (Mt 13:53-58)

Text

53 Und es begab sich, als Jesus diese Gleichnisse vollendet hatte, daß er davonging 54 und kam in seine Vaterstadt und lehrte sie in ihrer Synagoge, so daß sie sich entsetzten und fragten: Woher hat dieser solche Weisheit und solche Taten? 55 Ist er nicht der Sohn des Zimmermanns? Heißt nicht seine Mutter Maria, und seine Brüder Jakobus und Josef und Simon und Judas? 56 Und seine Schwestern, sind sie nicht alle bei uns? Woher kommt ihm denn das alles? 57 Und sie ärgerten sich an ihm. Jesus aber sprach zu ihnen: Ein Prophet gilt nirgends weniger als in seinem Vaterland und in seinem Hause. 58 Und er tat dort nicht viele Zeichen wegen ihres Unglaubens.


Kommentar

53-54a Matthäus leitet den nächsten Abschnitt seines Berichtes über das Leben Jesu ein mit den Worten 'και εγενετο' [kai egeneto]: "und es geschah", um anzuzeigen, dass auch im Folgenden nicht von Fabeln die Rede ist, sondern von einem Vorkommnis, welches sich historisch ereignet hat:

Nachdem Jesus die Himmelreichsgleichnisse vollendet hatte, zog er von seinem Wohnort in Kapernaum (Mt 4:13) und der Gegend von Chorazin und Betsaida im Norden des Sees Genezareth, in denen er gewirkt hatte (Mt 11:21) weiter in Richtung Südwesten, nach Nazareth, die Stadt, in der sich Josef nach seiner Rückkehr aus Ägypten auf Gottes Anweisung hin niedergelassen hatte (Mt 2:23). Auch dort lehrt und wirkt Er weiter in deren Synagoge und sät so das gute Wort Gottes über das ganze Land.

54b Seine Lehre sind jedoch nicht Menschenweisheiten, sondern wie in allem, was Er tat, so wurde auch hier deutlich, dass Er mit göttlicher Vollmacht lehrte, so dass die Menschen erschraken, weil sie spürten, dass hier Gott selbst zu ihren Gewissen sprach - und nicht ein Mensch zu ihrem Intellekt (vgl. Mt 7:28).

54c-57a Doch statt vor der eigenen Tür zu kehren und Buße zu tun, taten Sie, was schon Adam und Eva im Garten Eden taten. Sie versuchten, in diesem Fall sich selber, von ihrer Schuld und Sünde abzulenken (vgl. Gen 3:12). Und in dem verzweifelten Versuch, das eigene Gewissen zum Schweigen zu bringen, gaben sie sich wider besseres Empfinden die Mühe, mit Fragen nach seinen Angehörigen, ihre Aufmerksamkeit auf die Menschlichkeit Jesu und seine irdische Herkunft zu lenken. Denn wenn Er nur ein Mensch war, war es dann nicht lediglich eine Meinung, die Er äußerte? Und so fragten sie sich: "Wo hat er denn das her?" und: "Wieso kann er das?", denn: Jesus ging ihnen auf den Wecker. Weil Er keine Meinung predigte und nicht Menschenweisheit, sondern die absolute, unumstößliche und göttliche Wahrheit, der sie sich alle zu beugen hatten. Und deshalb lehnten sie Ihn ab. An ihrer Reaktion zeigt sich klar, was schon Joh 3:19-20 steht: "Das ist aber das Gericht, daß das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, denn ihre Werke waren böse. Wer Böses tut, der haßt das Licht und kommt nicht zu dem Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden."

57b Und diese Tatsache ist universal. Denn die Menschen von heute sind die gleichen Sünder, wie damals. Und so geht es denn jedem so, der Gottes Wort mit Vollmacht predigt: trifft er auf Sünder aus seiner Heimat oder aus seiner Familie, so werden auch sie, wenn sie sich ihrem von Gottes Wort getroffenen Gewissen nicht beugen und umkehren, sich vom Wort Gottes ablenken und ihre Aufmerksamkeit der Herkunft des Boten widmen, anstatt der Herkunft der Botschaft. Und das mit nur einem Ziel: damit sie den Prediger des Wortes Gottes und damit das Wort Gottes selbst für nichts achten können.

58 Dieser willentliche Unglaube ist es, der Jesus dazu bewegt, seinen Segen zurück zu halten und nicht, wie manche glauben, Seine Unfähigkeit zu handeln, weil Er in Seiner Wundermacht vom Glauben der Menschen abhängig sei. Dass Gott nicht von unserem Glauben abhängig ist, zeigt schon Sein Handeln im AT trotz des Unglaubens des Volkes (vgl. Hes 12:22, Hes 37:11ff). Kurz: Es ist der Anfang des göttlichen Gerichts, dass Er dort keine Zeichen tut.

Diese Tatsache sollte uns anspornen, der Stimme Gottes in unserem Gewissen zu gehorchen, anstatt sinnlose Ausflüchte zu suchen, die letztlich Gottes Zorn nach sich ziehen.

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