Samstag, 8. September 2012

Bekenntnis und Bitte eines Unschuldigen (Psalm 26:1-12)

Text

1 Von David. HERR, schaffe mir Recht, denn ich bin unschuldig! Ich hoffe auf den HERRN, darum werde ich nicht fallen. 2 Prüfe mich, HERR, und erprobe mich, erforsche meine Nieren und mein Herz! 3 Denn deine Güte ist mir vor Augen, und ich wandle in deiner Wahrheit. 4 Ich sitze nicht bei heillosen Leuten und habe nicht Gemeinschaft mit den Falschen. 5 Ich hasse die Versammlung der Boshaften und sitze nicht bei den Gottlosen. 6 Ich wasche meine Hände in Unschuld und halte mich, HERR, zu deinem Altar, 7 dir zu danken mit lauter Stimme und zu verkündigen alle deine Wunder. 8 HERR, ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort, da deine Ehre wohnt. 9 Raffe meine Seele nicht hin mit den Sündern noch mein Leben mit den Blutdürstigen, 10 an deren Händen Schandtat klebt und die gern Geschenke nehmen. 11 Ich aber gehe meinen Weg in Unschuld. Erlöse mich und sei mir gnädig! 12 Mein Fuß steht fest auf rechtem Grund. Ich will den HERRN loben in den Versammlungen.

Kommentar

1 In diesem Lied bittet David Gott um Hilfe in einem für ihn lebensbedrohlichen Konflikt und beruft sich dabei auf seine Redlichkeit und Frömmigkeit: Er bittet Gott, ihm zu seinem Recht zu verhelfen und somit sein Leben zu bewahren.

Doch David's Berufung auf seine Redlichkeit und Frömmigkeit sind nicht falsch zu verstehen: wie Jahrhunderte nach ihm der Prophet Jesaja, so weiß auch David, dass vor Gott, dem absolut Heiligen und Reinen, "all unsre Gerechtigkeit ist, wie ein beflecktes Kleid." (Jes 64:5). So dichtet er auch später selbst die Verse: "Siehe, ich bin als Sünder geboren, und meine Mutter hat mich in Sünden empfangen." (Ps 51:7).

David weiß also: seine Redlichkeit und Frömmigkeit sind nicht zu verwechseln mit Sündlosigkeit und stellen keine Verpflichtung für Gottes Hilfe dar. Vielmehr weiß David "daß Gott die Sünder nicht erhört; sondern den, der gottesfürchtig ist und seinen Willen tut, den erhört er." (Joh 9:31)

Das ist der wahre Grund aus dem David Gott auf Seine Frömmigkeit hinweist. Gottes Hilfe erwartet er sich jedoch vielmehr von seiner Hoffnung auf Gott und gründet sie auf Dessen Wesen und Charakter, auf Seine Barmherzigkeit, Güte und Treue (vgl. Ps 40:12). David glaubt also: weil er auf Gott hofft, darum wird er nicht fallen.

2 In dieser Haltung, das ist: in dem Vertrauen auf Gottes guten Charakter und in dem Wissen, dass Er das Gebet der Gottesfürchtigen erhört, bittet David Gott darum, seine Frömmigkeit auf Herz und Nieren zu prüfen.

3 Dabei weist er Gott auf seine aktive und passive Frömmigkeit hin, auf das, was er tut und lässt. Dabei beginnt er mit Seiner Gottesschau, welche der Grund und die Quelle Seines moralischen Verhaltens ist: Gottes Güte ist sein Lebensfundament und Gottes Wahrheit seine Richtschnur, nach der er lebt und handelt.

4-5 David weiß, dass Gott unser Richter ist und eines Tages alle Gottlosen die Ernte ihrer Gottlosigkeit einfahren, das ist, ihr gerechtes Urteil empfangen werden (vgl. Spr 5:22, Spr 10:6, Spr 11:5, Spr 13:6, Spr 14:14, Spr 21:7, Pred 3:17).

Von der Gottlosigkeit und der daraus resultierenden Bosheit, Heuchelei und Falschheit jener Leute will er sich nicht durch eine konfliktvermeidende oder gar verbrüdernde Gemeinschaft anstecken lassen; er verabscheut den Geist solcher Treffen, in denen es, hinter der Maske von Weltgewandtheit, Stil und Freundlichkeit und um böse Absichten, Lüge und Betrug geht.

6-8 David dagegen will mit solchen Machenschaften nichts zu tun haben. Ihn zieht es vielmehr in die Gemeinschaft mit Gott, hin zu Seinem Altar auf dem die verschiedenen Opfer zum Dank, zur Sühne und zur Vergebung von Schuld und Sünde dargebracht werden (vgl. Lev 1:1ff). Hier, im Gottesdienst, fühlt David sich wohl. Hier, wo er Gott aus tiefstem Herzen und aus vollem Halse loben und danken kann, wo er das allmächtige und wunderbare Handeln Gottes predigen kann, dem wir überall in der Schöpfung und ganz besonders im Erlösungswerk begegnen. Solange David noch im Diesseits von Raum und Zeit lebt, fern vom Hochzeitsmahl in der Ewigkeit, ist ihm der Tempel, ist ihm das Haus Gottes, der liebste Ort auf Erden. Denn hier ist Gott zu Hause. Hier kann er Ihm begegnen. Ihm, von dem wir singen:
Würdig das Lamm, das geopfert ist,
würdig das Lamm, zu nehmen:


Macht und Reichtum,
W
eisheit und Stärke,
Ehre und Ruhm und Lobpreis!
9-10 Zu diesem wunderbaren Gott betet David um Rettung. Darum, dass Gott doch angesichts seiner Frömmigkeit einen Unterschied machen möge und sein Leben trotz seiner Sündhaftigkeit verschont und nicht zusammen mit dem der mordlüsternen und bestechlichen Übeltäter wegnehme.

11-12
Noch einmal betont David sein frommes Handeln auf seinem Lebensweg. Und noch einmal bittet er Gott um Seine Gnade und Erlösung, von der alles für ihn abhängt und schließt sein Gebet mit der Gewissheit, dass er auf festem Boden steht: auf dem Boden der Gnade Gottes, auf dem unumstößlichen Fels der Gerechtigkeit Christi. Ihn will er in der Gemeinde loben:

"Ich aber traue darauf, daß du so gnädig bist; mein Herz freut sich, daß du so gerne hilfst. Ich will dem HERRN singen, daß er so wohl an mir tut." (Psalm 13:6)

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