Montag, 6. August 2012

Gebet um Gottes Vergebung und Leitung (Ps 25:1-22)

Text

1 Von David. Nach dir, HERR, verlanget mich. 2 Mein Gott, ich hoffe auf dich; laß mich nicht zuschanden werden, daß meine Feinde nicht frohlocken über mich. 3 Denn keiner wird zuschanden, der auf dich harret; aber zuschanden werden die leichtfertigen Verächter. 4 HERR, zeige mir deine Wege und lehre mich deine Steige! 5 Leite mich in deiner Wahrheit und lehre mich! Denn du bist der Gott, der mir hilft; täglich harre ich auf dich. 6 Gedenke, HERR, an deine Barmherzigkeit und an deine Güte, die von Ewigkeit her gewesen sind. 7 Gedenke nicht der Sünden meiner Jugend und meiner Übertretungen, gedenke aber meiner nach deiner Barmherzigkeit, HERR, um deiner Güte willen! 8 Der HERR ist gut und gerecht; darum weist er Sündern den Weg. 9 Er leitet die Elenden recht und lehrt die Elenden seinen Weg. 10 Die Wege des HERRN sind lauter Güte und Treue für alle, die seinen Bund und seine Gebote halten. 11 Um deines Namens willen, HERR, vergib mir meine Schuld, die so groß ist! 12 Wer ist der Mann, der den HERRN fürchtet? Er wird ihm den Weg weisen, den er wählen soll. 13 Er wird im Guten wohnen, und sein Geschlecht wird das Land besitzen. 14 Der HERR ist denen Freund, die ihn fürchten; und seinen Bund läßt er sie wissen. 15 Meine Augen sehen stets auf den HERRN; denn er wird meinen Fuß aus dem Netze ziehen. 16 Wende dich zu mir und sei mir gnädig; denn ich bin einsam und elend. 17 Die Angst meines Herzens ist groß; führe mich aus meinen Nöten! 18 Sieh an meinen Jammer und mein Elend und vergib mir alle meine Sünden! 19 Sieh, wie meiner Feinde so viel sind und zu Unrecht mich hassen. 20 Bewahre meine Seele und errette mich; laß mich nicht zuschanden werden, denn ich traue auf dich! 21 Unschuld und Redlichkeit mögen mich behüten; denn ich harre auf dich. 22 Gott, erlöse Israel aus aller seiner Not!


Kommentar

1a Dieses Psalmlied gewährt uns einen direkten Blick in die Seele Davids, "des Mannes nach Gottes Herzen" (Apg 13,22). In seinem Gebet sind Hoffnung und Leid, Bitten und Lobpreis so miteinander verwoben, dass sich eine klare Struktur nur schwer erkennen lässt. Es lassen sich jedoch folgende Themen erkennen, um die sich das Gebet Davids dreht:


Äußere Not und innere Angst

David leidet große seelische Not und hat große innere Ängste (Vers 17a) und hat daher ein tiefes inneres Verlangen und eine Sehnsucht nach der Gemeinschaft mit Gott (Vers 1b). Grund für seine Not ist eine Übermacht an Feinden die ihn, ohne Anlass zu haben, hassen (Vers 19). So geht es uns Christen oft in der Welt, die uns hasst, weil wir nicht sind, wie sie; weil wir zu Christus gehören (Lk 6,22). Solch gottlose Menschen verachten Gott und den Glauben und gehen gerade deshalb am Ende jämmerlich vor Gottes gerechtem Gericht zugrunde (Vers 3b).


Ausrichtung auf Gottes gutes Wesen

In seiner Not tut David das einzig Richtige (Verse 5b, 8a, 3a): Er richtet seine Seele aus auf Gott und Seinen Charakter: Gott ist gut, gerecht, hilfsbereit, verlässlich und treu: wer auf Seine Hilfe wartet, wird ganz sicher nicht enttäuscht (vgl. Mt 7,9-11, Hab 2,3). Gottes Güte und Gerechtigkeit sind die Ursache, dass Er uns selbst dann noch den rechten Weg weist und die unter ihrem Schicksal Leidenden leitet, wenn wir uns unserer völligen Sündhaftigkeit bewußt sind (Verse 8b, 9, 10). Was für eine Verheißung! So treu geht Gott mit uns um, die er erwählt hat; mit uns, denen er die durch IHN gewirkte Geistesfrucht der Liebe schenkt, welche macht, dass wir in Treue und Gehorsam Gottes Gebote halten (vgl. Joh 14,15).

 
Hoffnung auf Gott in Geduld

Weil Gott so ist, so gut und treu, deshalb hofft und wartet und blickt David Tag für Tag auf Ihn (Vers 2a, 5c, 15a). David weiß um die Verheißungen Gottes, die allein verlässlich sind in dieser Welt. Er weiß: wer Gott fürchtet, wird von Ihm geliebt (Vers 14a), geführt (Vers 12a+b), aus menschlich aussichtslosen Lagen gerettet (Vers 15b) und am Ende mit Herrschaft und Segen belohnt (Vers 13). Wer Gott fürchtet, den weiht Er in das Geheimnis des Glaubens (1Tim 3,16) ein: in Sein Wort vom Bund der Gnade Christi, der allein die Seele aus dem Kerker der Sünde und der Verzweiflung zu erlösen vermag (Vers 14b).


Gebet zu Gott für Gegenwart und Vergangenheit

In diesem Wissen um Gottes Eigenschaften, Seine Gnade und Treue, bittet David um alles, was er braucht: Bewahrung seines Glaubens, seiner Ehre und seiner Seele (Verse 2b+c und 20). Als Begründung für sein Gebet führt er nur ein einziges Argument an: seinen Glauben und damit indirekt den Appell an Gottes Treue und Gerechtigkeit (5Mo 32,4, 1Jo 1,9).

So betet David in dieser für ihn so schweren Lage darum, dass Gott ihn Seiner Wahrheit lehrt und ihn dadurch führt und ihm so den Weg zeigt, den er gehen soll (Verse 4, 5a, 17b): denn Gottes Wort ist unseres Fußes Leuchte in dunkler Zeit (Ps 119, 105).

Und David bittet Gott um Vergebung , auch für Sünden seiner Jugend, die ihm im Gedenken an seine aktuellen Übertretungen bewusst werden. David erkennt die Größe seiner Schuld (Vers 11) und hat dabei wohl seinen Mord und Ehebruch vor Augen. Auch hier appelliert David allein an den an den Namen Gottes, das ist Sein Wesen und Seinen Charakter: Gottes ewig währende Güte und Barmherzigkeit (Verse 6 und 7). David hofft, dass Gott sich beim Anblick seiner einsamen, jämmerlichen und elenden Situation (Vers 16+18) erbarmt und ihm allein aufgrund Seiner Gnade und Barmherzigkeit vergibt. Wie Jesaja und Paulus weiß auch David, dass all seine Werkgerechtigkeit vor Gott zur ersehnten Vergebung nichts, aber auch gar nichts beitragen kann: sie ist vor Gott wie ein unflätiges Kleid und wie Hundedreck von der Straße (Jes 64,5, Phil 3,8). 


Gebet zu Gott für die Zukunft
Letztlich bittet David für die Zukunft um seine Heiligung, um Unschuld und Redlichkeit, von denen er sieht, dass sie
zu seinem Schutz sind (Vers 21). Und er bittet als König für die Zukunft seines Volkes: dass Gott nicht nur ihn, sondern mit ihm auch das Volk Israel erlösen möge aus aller seiner Not (Vers 22).

So schliesst sich der Kreis aus der Sünde Davids, des Gerichtes Gottes, der Ausrichtung auf Gott und Sein gutes Wesen, der Reue und Bitte um Vergebung und um Leitung bis hin zur Heiligung in Wahrheit und Reinheit und dem Gebet für unsere Mitmenschen und führt uns so in einem einzigen Gebet das ganze christliche Leben vor Augen.


[Predigt als MP3]

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