Dienstag, 26. Juni 2012

Lügner, Irrer oder Herr?

Das 'Trilemma' - adaptiert aus 'Mere Christianity' von C.S. Lewis

In seinem klassischen Werk 'Mere Christianity' (1) bietet C.S. Lewis ein überwältigendes Argument dafür, dass wir Jesus nicht einfach als guten Morallehrer ansehen können und dürfen. Jesus lehrte und verkündete vieles was ihn selbst betraf. In Johannes 16,28 finden wir folgende Aussagen, welche Jesus seinen Jüngern, ihn selbst betreffend, klar darlegte:

"Ich bin vom Vater ausgegangen 
und in die Welt gekommen; 
ich verlasse die Welt wieder 
und gehe zum Vater." 

(Johannes 16,28)


1. Seine Prä-Existenz beim Vater
2. Seine Inkarnation
3. Seinen Tod, Beerdigung und Auferstehung
4. Seine Himmelfahrt zum Vater

Diese Aussagen offenbaren uns den Kern der Identität und Mission Jesu: Er ist der ewige Gott. Er wurde Fleisch. Er litt und starb, um uns zu Gott zu bringen. Er auferstand aus dem Grab. Er fuhr auf zur rechten Hand des Vaters. Große Gefahr droht, wenn wir dieses große, gewichtige Zentrum von seiner Lehre und seinem Beispiel trennen. Gehen wir vorsichtig vor! Doch gehen wir mit zuversichtlicher Gewissheit über das biblische Zeugnis vor; bestätigt aus dem Mund Jesu und der Feder der Apostel. 


Doch lassen wir C.S. Lewis zu Wort kommen.

"Dort taucht plötzlich ein Mann auf unter den Juden der herumgeht und redet, als ob er Gott wäre. Er behauptet, Sünden zu vergeben. Er sagt, Er habe schon immer existiert. Er sagt, dass Er wiederkommen wird, um die Welt zu richten, am Ende der Zeiten. Nun lasst uns das klar stellen: Unter Pantheisten, wie den Hindus, kann jeder sagen, dass er ein Teil von Gott oder eins mit Gott ist: Daran wäre nichts wirklich Seltsames. Doch dieser Mann, weil er ein Jude war, konnte nicht diese Art von Gott meinen. Gott, in ihrer Sprache, bedeutete das Wesen außerhalb der Welt, welches sie gemacht hatte und uneendlich verschieden von allem anderen war. Und wenn Sie das begriffen haben, werden Sie sehen, dass das, was dieser Mann sagte, ganz einfach das Schockierendste war, was jemals von menschlichen Lippen geäußert wurde.

Ein Teil des Anspruches droht uns unbemerkt zu entgehen, weil wir ihn schon so oft gehört haben, dass wir nicht mehr sehen, worauf er hinausläuft. Ich meine den Anspruch, Sünden zu vergeben: Jede Sünde. Nun, es sei denn der Sprecher ist Gott, ist diese Aussage so absurd, dass sie fast komisch wäre. Wir können alle verstehen, dass ein Mann Beleidigungen gegen ihn selbst vergibt. Sie treten auf meine Zehen und ich vergebe Ihnen. Aber was sollen wir mit einem Mann machen, selbst unberaubt und ungetreten, der ankkündigt, dass er Ihnen vergäbe, dass Sie auf anderer Männer Füße getreten sind und anderer Männer Geld gestohlen haben? 'Idiotische Einfältigkeit' wäre wohl die freundlichste Umschreibung, die wir über Sein Verhalten abgeben würden. Doch das ist, was Jesus tat. Er sagte Menschen, dass ihre Sünden vergeben wären und wartete nie, um all die anderen Menschen zu befragen, welche deren Sünden unzweifelhaft verletzt hatten. Er benahm sich ohne zu zögern so, als ob Er die am meisten betroffene Seite, die in allen Delikten am meisten beleidigte Person sei. Das macht nur Sinn, wenn Er wirklich Gott war, dessen Liebe verwundet und dessen Gesetze mit jeder Sünde gebrochen werden. Im Munde jedes Sprechers, der nicht Gott ist, würden diese Worte implizieren, was ich nur als eine Dummheit und Einbildung ansehen kann, die unter allen Charakteren der Geschichte ihresgleichen sucht.

Und doch (und das ist die merkwürdige, bedeutende Sache) selbst seine Feinde haben, wenn sie die Evangelien lesen, für gewöhnlich nicht den Eindruck von Dummheit oder Einbildung. Noch viel weniger unvoreingenommene Leser. Christus sagt, er sei "demütig und bescheiden" und wir glauben Ihm; ohne zu bemerken dass, wäre Er lediglich ein Mensch, Demut und Bescheidenheit wohl die letzten Eigenschaften wären, die wir einigen Seiner Aussprüche beimessen würden.

Ich versuche hier, jeden davon abzuhalten, diese wirklich alberne Sache zu sagen, die Leute oft über Ihn sagen: "Ich bin bereit, Jesus als einen großen Morallehrer anzuerkennen, aber ich erkennene nicht Seinen Anspruch an, Gott zu sein." Das ist das Eine, was wir nicht sagen dürfen. Ein Mensch, der nur ein Mensch war und die Sorte von Dingen sagte, die Jesus sagte, wäre sicher nicht ein großer Morallehrer. Er wäre entweder ein Irrer - auf einer Ebene mit dem Mann der sagte er sei ein gekochtes Ei - oder er wäre der Teufel der Hölle. Sie müssen sich entscheiden. Entweder war und ist dieser Mann der Sohn Gottes: oder aber ein Verrückter oder etwas noch Schlimmeres. Sie können Ihn als einen Irren einsperren, Sie können Ihn anspucken und als einen Dämon töten; oder Sie können zu Seinen Füßen niederfallen und Ihn Herr und Gott nennen. Aber kommen Sie mir nicht mit so einem gönnerhaften Unsinn wie, Er wäre ein großer menschlicher Lehrer gewesen. Das hat er uns nicht offen gelassen. Das hat er nicht beabsichtigt.


So sind wir mit einer beängstigenden Alternative konfrontiert. Dieser Mann über den wir sprechen war entweder (und ist) genau das, was er sagte oder aber ein Irrer oder etwas Schlimmeres. Nun scheint es mir offensichtlich zu sein, dass Er weder ein Irrer noch ein Unhold war: und konsequenterweise, so fremd oder furchteinflößend oder unwahrscheinlich es auch scheinen mag, habe ich die Sicht zu akzeptieren, das Er Gott war und ist. Gott ist in menschlicher Gestalt auf dieser feindbesetzten Welt gelandet.

Und nun, was war der Sinn von alledem? Was ist Er gekommen zu tun? "Nun, um zu lehren, natürlich," ist für gewöhnlich die Antwort.

Doch sobald Sie ins Neue Testament oder irgend ein anderes christliches Schriftstück schauen, werden Sie finden, dass man ständig über etwas anderes redet - über Seinen Tod und Seine Auferstehung. Es ist offensichtlich, dass die Christen denken, dass der Hauptpunkt der Geschichte hier liegt. Sie denken, der Hauptgrund, weshalb Er auf die Erde kam, war, zu leiden und zu sterben.

Ein Mensch kann annehmen, was Christus getan hat, ohne zu verstehen, wie es funktioniert: In der Tat, er wird nicht verstehen, wie es funktioniert, bis er es angenommen hat.

Uns wird gesagt, dass Christus für uns getötet wurde, das Sein Tod unsere Sünden abgewaschen und dass er durch Sein Sterben den Tod selbst außer Gefecht gesetzt hat. Das ist die Formel. Das ist das Christentum. Das ist, was zu glauben ist.

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(1) Erstmals in deutscher Sprache erschienen unter dem Titel "Christentum schlechthin". Neuere deutsche Ausgaben tragen den Titel 'Pardon, ich bin Christ' und den Untertitel 'Meine Argumente für den Glauben'.

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