Die Heilung zweier Blinder und eines Stummen (Matthäus 9:27-34)
Text
27 Und als Jesus von dort weiterging, folgten ihm zwei Blinde, die
schrien: Ach, du Sohn Davids, erbarme dich unser! 28 Und als er heimkam,
traten die Blinden zu ihm. Und Jesus sprach zu ihnen: Glaubt ihr, daß
ich das tun kann? Da sprachen sie zu ihm: Ja, Herr. 29 Da berührte er
ihre Augen und sprach: Euch geschehe nach eurem Glauben! 30 Und ihre
Augen wurden geöffnet. Und Jesus drohte ihnen und sprach: Seht zu, daß
es niemand erfahre! 31 Aber sie gingen hinaus und verbreiteten die Kunde
von ihm in diesem ganzen Lande. 32 Als diese nun hinausgegangen waren,
siehe, da brachten sie zu ihm einen Menschen, der war stumm und
besessen. 33 Als aber der böse Geist ausgetrieben war, redete der
Stumme. Und das Volk verwunderte sich und sprach: So etwas ist noch nie
in Israel gesehen worden. 34 Aber die Pharisäer sprachen: Er treibt die
bösen Geister aus durch ihren Obersten.
Kommentar
27
Nachdem Christus, die zweite Person der göttlichen Trinität, eine Frau geheilt und ein Mädchen auferweckt
hat, zieht er weiter, wohin der Vater Ihn durch den Heiligen Geist führt (vgl. Joh 5:19, Joh 12:49). Zwei Blinde, für die es aufgrund ihrer Behinderung sehr schwer gewesen sein muss, folgen
ihm. Jesus heilt sie nicht sofort, sondern lässt sie Ihm den
ganzen beschwerlichen Weg folgen: Er ist Gott und Herr und damit souverän und entscheidet über den Zeitpunkt der Heilung: alles hat Seine Zeit! (Pred 3:1). Die Blinden jedoch tun
alles in ihrer Macht stehende, um Jesus auf sich aufmerksam zu machen
und schreien - wie in südlichen Ländern nicht ungewöhnlich - wohl ohne
Hemmungen und aus vollem Halse. Sie haben in Jesus den Davidssohn, den
Thronfolger Israels erkannt, das ist: den Christus. Sie sind also schon vom
Vater zu Christus gezogen worden (vgl. Joh 6:44) und flehen um Jesu Erbarmen. Doch
Jesus, den sie als Herrn anerkennen, scheint sie nicht zu hören, sondern
prüft ihren Glauben. Diese für die Blinden sicher sehr schmerzhafte Zeit des Wartens auf die Erhörung ihrer Gebete lässt Jesus verstreichen - aus Liebe zu ihnen: um ihre Herzen zu
reinigen und ihre Treue zu bewähren. Denn fest steht: Er wird niemanden hinausstoßen, der sich an ihn wendet (Joh 6:37) und niemand wird zuschanden, der auf Ihn wartet (Ps 25:3). Vielmehr brauchen wir Glauben (Jak 1:6) und Geduld um das von Gott Verheißene zu erlangen (Heb 10:36).
28 Erst als Jesus ein
Heim betritt, erhalten die Blinden die Möglichkeit Jesus ganz nah zu
kommen, ihre Bitte in Ruhe vorzutragen und Gehör zu finden. Und obwohl sie in Jesus bereits
den Davidssohn, den Thronerben Israels und damit den Christus erkannt haben, fragt Jesus sie, ob
sie ihn wirklich für fähig halten, sie zu heilen. Diesen Glauben sucht
er in ihnen, darum fragt er. Die Blinden bejahen.
29-30a Dann
geschieht das Unmögliche und so lang ersehnte: Jesus rührt sie an und
spricht sanft und anerkennend zu ihnen und endlich dürfen sie ihn, dem
sie schon so lange blind gefolgt sind, mit ihren eigenen Augen sehen.
30b-31 Jesus hat, was sich im Folgenden bestätigen wird, längst
erkannt, welche Bosheit, Heimtücke und mordlüsterne Pläne in den
Pharisäern gären (siehe Mt 12:22ff, Mt 17:23, Mt 21:38, Mt 27:1) und so
bedroht er die beiden Geheilten zu schweigen, um nicht weiteres
Aufsehen zu erregen und den Konflikt vor seiner Zeit zu eskalieren. Doch
die beiden haben den Weitblick Jesu nicht und so verführt sie ihre
Freude zum Ungehorsam und sie erzählen im ganzen Landstrich der Provinz Galiläa vom Wunder
Jesu an Ihnen.
32-33a Keine Minute lässt man Jesus in Ruhe:
Kaum sind die Blinden bei der Tür hinaus so wird, wohl von Freunden,
denen dessen Befreiung und Heilung am Herzen liegt, ein Stummer zu Jesus
gebracht, der in seiner Besessenheit kaum selber hätte kommen können.
Seine Besessenheit war offenbar ursächlich für die Stummheit, denn als
Jesus den Dämon in Vollmacht austreibt (vgl. Mt 12:29), kann der vormals
Stumme wieder reden.
33b-34 Die Reaktionen auf Jesu
übernatürliches, befreiendes und heilendes Handeln könnte
unterschiedlicher nicht sein: Das Volk staunt und raunt über die
Außergewöhnlichkeit der Ereignisse; die bis zum Grunde ihrer Herzen
völlig verstockten Pharisäer dagegen lästern Jesus (vgl. Mt 12:24) und
schreiben in ihrem Hass und ihrer Ablehnung das Werk der Liebe und
Zuwendung dem zu, der bekannt ist als "Mörder von Anfang an" (Joh 8:44).
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