Sonntag, 22. Januar 2012

Psalm 17:1- 15 - Hilferuf eines Unschuldigen

Text
1 "Ein Gebet Davids." HERR, höre die gerechte Sache, merk auf mein Schreien, vernimm mein Gebet von Lippen, die nicht trügen. 2 Sprich du in meiner Sache; [mögen] deine Augen sehen, was recht ist. 3 Du prüfst mein Herz und suchst es heim bei Nacht; du läuterst mich und findest nichts. Ich habe mir vorgenommen, dass mein Mund sich nicht vergehe. 4 Im Treiben der Menschen bewahre ich mich / vor gewaltsamen Wegen durch das Wort deiner Lippen. 5 Erhalte meinen Gang auf deinen Wegen, dass meine Tritte nicht gleiten. 6 Ich rufe zu dir, denn du, Gott, wirst mich erhören; neige deine Ohren zu mir, höre meine Rede! 7 Beweise deine wunderbare Güte, du Heiland derer, die dir vertrauen gegenüber denen, die sich gegen deine rechte Hand erheben. 8 Behüte mich wie einen Augapfel im Auge, beschirme mich unter dem Schatten deiner Flügel 9 vor den Gottlosen, die mir Gewalt antun, vor meinen Feinden, die mir von allen Seiten nach dem Leben trachten. 10 Ihr Herz haben sie verschlossen, mit ihrem Munde reden sie stolz. 11 Wo wir auch gehen, da umgeben sie uns; ihre Augen richten sie darauf, dass sie uns zu Boden stürzen, 12 gleichwie ein Löwe, der nach Raub lechzt, wie ein junger Löwe, der im Versteck sitzt. 13 HERR, mache dich auf, tritt ihm entgegen und demütige ihn! Errette mich vor dem Gottlosen mit deinem Schwert, 14 vor den Leuten, HERR, mit deiner Hand, vor den Leuten dieser Welt, die ihr Teil haben schon im Leben, denen du den Bauch füllst mit deinen Gütern, deren Söhne auch noch satt werden und ihren Kindern ein Übriges hinterlassen. 15 Ich aber will schauen dein Antlitz in Gerechtigkeit, ich will satt werden, wenn ich erwache, an deinem Bilde.
Kommentar
 1-3a Wie immer, so betet David auch dieses Gebet aus tiefstem Herzen: In seiner inneren und äußeren Not schreit (Buber: wimmert) er zu Gott, seinem Retter. Es geht ihm um eine gerechte Sache, die er Gott, obwohl es dabei um ihn selbst geht, ohne die Wahrheit zu seinen Gunsten zu verdrehen, vorträgt. Im Wissen um Gottes Heiligkeit und Sein Allwissen bringt David seinen Fall in Demut vor Gott: Er allein kennt die ganze Wahrheit und ist Davids Hoffnung auf Rechtsprechung (statt "sprich Du in meiner Sache" haben Buber, die ESV und die Elberfelder die m.E. genauere ÜS: "Von Deinem Angesicht geht meine Rechtfertigung aus"). David bekräftigt seine Wahrhaftigkeit, indem er Gott daran 'erinnert', dass ER selbst ihn nächtlich prüft und reinigt und dabei "nichts" an ihm findet, d.i.: nichts Unaufrichtiges. Natürlich weiß David um seine generelle Sündhaftigkeit (vgl. Ps 19:13 [siehe auch Kommentar], Ps 51:5), doch hier steht seine Wahrhaftigkeit im Fokus.
 3b -5 David hat durch Gottes Wort gelernt, seine Zunge zu zügeln (vgl. Jak 3:2-15). Auch Angesichts des [gottlosen] Verhaltens der Menschen um ihn herum kann und will David sich mit Hilfe von Gottes Wort disziplinieren, um nichts falsches zu sagen, oder gar die Wege der Gewalttäter einzuschlagen (vgl. Mt 5:22-26) indem er sein Herz aus Hass zur Mördergrube macht. Auch dass es so bleiben möge, ist Davids Gebet, denn er weiß, dass nur Gott ihn vorm Ausrutschen und Abirren vom Wege bewahren kann.
6-8 Noch einmal ringt Davids Seele um Gottes Aufmerksamkeit, darum, dass Er ihm zuhöre, denn David weiß, dass Gott seine Bitte erhören wird:, dass Gott ihn behütet und beschützt, wie seinen Augapfel, oder eine Henne ihre Küken, und durch dieses Eingreifen all denen, die sich angesichts der Feinde Gottes voll Vertrauen bei Gott als ihrem Retter bergen, seine Wohlgesonnenheit David gegenüber zeigt.
9-12 Wer sind diese Feinde und was tun sie? Es sind gottlose Gewalttäter, unbarmherzige Menschen, die David ermorden wollen, auf Schritt und Tritt (heimlich und verborgen, wie ein Löwe auf der Lauer) nach Möglichkeiten suchen, ihn als König zu stürzen.
13-14a David fleht Gott an, höchst persönlich aktiv zu werden, den Atheisten Einhalt zu gebieten und sie "zu demütigen" (wörtl. "in die Knie zu zwingen", od. "niederzuwerfen"). Wo David das Schwert Gottes noch buchstäblich versteht, dürfen wir diesen Wunsch mit Heb 4:12 auf Gottes Wort beziehen.
14b Wie auch in Ps 37:20 oder Ps 73:4-5 und Ps 73:12 so stellt David auch hier als potentiell charakterverderbenden Umstand den Wohlstand und das Wohlergehen der Gottlosen heraus: sie haben an nichts Mangel und selbst nach ihrem Leben noch genug, es an Kinder und Enkel zu vererben.
15 David aber macht sich nicht aus dem Materialismus der Ungläubigen, denn er weiß um das einzig wahre Gut: die Gemeinschaft mit Gott: Sein freundliches Angesicht ist für David Reichtum und Wohlergehen, an Gottes gnädigem Blick und Seiner Barmherzigkeit, die uns Sünder rechtfertigt, will er sich sattsehen, wenn er erwacht. Im übertragenen Sinne könnte David mit der 'Nacht' auch das gesamte Leben im Diesseits, bzw. vor der Auferstehung (vgl. 1Pe 1:6 und Heb 10:37) im Blick gehabt haben.

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