Freitag, 11. November 2011

"Wozu überhaupt glauben?" bzw. "Ist Gottes Gnade wirklich fair?"

Die folgenden Fragen wurden mir gestellt: „Warum sollte ich an Gott glauben?“ bzw. „Wozu brauche ich ... überhaupt einen Gott, wenn der nicht mal Tsunamis verhindert?“ oder „Geht es um den Versuch dem eigenen Leben auf Erden Sinn zu geben?“ Oder noch provokativer: „Wenn ein mehrfacher Mörder am Ende seines Lebens seine Taten bereut und sich wirklich und wahrhaftig Gott zuwendet, wird er am Ende für Gott mehr zählen als ein einfacher, nach irdischen Maßstäben redlich lebender Mensch, der aber an Gott (ver-)zweifelt?“


Für Gott ist jeder Mensch wichtig. Er liebt uns alle. So sehr, dass er bereit war, die Ewigkeit für uns zu verlassen und Mensch zu werden. Und nicht nur das, sondern um für uns all das zu tun, was wir nicht getan haben und um für das zu sterben, was wir getan haben – aus einem einzigen Grund: Weil er uns liebt und nicht will, dass wir sterben – auch, wenn wir es verdient hätten.

Oder mit den Worten von Paulus: "Er war [genauso wie] Gott / und hielt es nicht gewaltsam fest, Gott gleich zu sein. Er legte alles ab / und wurde einem Sklaven gleich. / Er wurde Mensch / und alle sahen ihn als Menschen. Er erniedrigte sich selbst / und gehorchte Gott bis zum Tod - zum Verbrechertod am Kreuz". (Philipper 2:6-8)

Oder mit den Worten des Apostels und Evangelisten Johannes: "Denn so hat Gott der Welt seine Liebe gezeigt: Er gab seinen einzigen Sohn dafür, dass jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern ewiges Leben hat. Gott hat seinen Sohn ja nicht in die Welt geschickt, um sie zu verurteilen, sondern um sie durch ihn zu retten. Wer ihm vertraut, wird nicht verurteilt, wer aber nicht glaubt, ist schon verurteilt. Denn der, an dessen Namen er nicht geglaubt hat, ist der einzigartige Sohn Gottes. Und so vollzieht sich das Gericht: Das Licht ist in die Welt gekommen, aber die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, denn ihre Taten waren schlecht. Wer Böses tut, scheut das Licht. Er kommt nicht ans Licht, damit seine Taten nicht aufgedeckt werden. Wer sich aber nach der Wahrheit richtet, tritt ans Licht," (Johannes 3:16-21)

Es ist nicht die Ungerechtigkeit Gottes, wenn er einen Menschen richtet. Wir laufen vor ihm [dem Licht] davon, weil wir genau wissen, was wir auf dem Kerbholz haben – und weil wir uns schämen und uns fürchten wirklich in unserem Innersten offenbar zu werden.

Vielmehr ist Gott gerecht, denn seine Gebote sind gut – und wir übertreten sie ständig! Den oben genannten redlichen Menschen gibt es also gar nicht. Und schon gar nicht aus der Perspektive des vollkommenen, heiligen und absoluten Gottes. In seinen Augen sind wir nur das, was wir sind – nicht mehr und nicht weniger - „in uns selbst verkrümmte“ Wesen, die nur sich selbst und ihr Wohlbefinden zum Ziel haben.

Der eine stiehlt und mordet um an anderer Leute Geld zu kommen – damit er sich gut fühlt. Der nächste vergewaltigt kleine Kinder – damit er sich gut fühlt. Der nächste heischt „nur“ um Anerkennung – damit er sich gut fühlt. Und wieder einer tut (was in sich prinzipiell lobenswert ist!) „gute Werke“ – damit er sich gut fühlt.

Alles was wir Menschen tun, geschieht in menschenbezogener, selbstbezogener, und teils gar selbstsüchtiger Manier und mit selbstsüchtigen Motiven – auch wenn einige dieser Taten ebenso erstrebenswert gute Auswirkungen auf unsere Mitmenschen haben, wie der liebende Gehorsam des Christen gegenüber den Geboten Gottes. Und hier unterscheidet Gott, wie wir es uns auch wünschen würden, ganz klar in „nach irdischen Maßstäben redliche“ und „nach irdischen Maßstäben unredliche“ Menschen. Sonst wäre über den ‚reichen Jüngling‘ auch sicher nicht in der Bibel zu lesen „Und Jesus sah ihn an und gewann ihn lieb...“ (Markus 10:21)

Doch trotz aller menschlich gesehen vorteilhafter ‚guter Taten‘: Keiner auf unserem Planeten kümmert sich um das, was eigentlich seine Bestimmung wäre: In einer von Liebe, Wahrheit und Vertrauen geprägten Beziehung mit eben diesem Gott zu leben, dem wir unsere Existenz verdanken. Oder durch seinen Charakter und sein Tun (zum absoluten Wohle seiner Mitmenschen) die Herrlichkeit Dessen widerzuspiegeln, der allein vollkommen gut ist. Denn wenn wir alle es täten: Es wäre das Paradies auf Erden – aber das ist es nicht: Weil wir es nicht sind und tun.

So müsste man doch eigentlich genau anders herum fragen: „Wie kann es sein, dass ein absolut heiliger und allwissender Gott, der absolut gute Gebote gegeben hat, überhaupt auf die Idee kommt, eine Sünde nicht zu bestrafen?“ Das ist doch so, als würden wir denken, es sei das Normalste von der Welt, wenn ein Bundesrichter jeden Schwerverbrecher automatisch begnadigte – anstatt ihm seine gerechte Strafe zukommen zu lassen.

Ist nicht die Begnadigung die Ausnahme und das gerechte Urteil die Regel? Sollte das bei Gott anders sein? Würden wir uns wünschen, dass Gott dem Täter, der ein Kind missbraucht und anschließend feige erdrosselt hat, einfach so laufen lässt? Würden wir einen Himmel voll solcher (unbekehrter!) Täter haben wollen? Das wäre kein Himmel, das wäre die reine Hölle! Allein schon aus diesem Grunde bin ich froh, dass Gott vor den Glauben die Umkehr gesetzt hat: Wer nicht freiwillig umkehrt und sich nicht abkehrt von seinem gottlosen Wesen, für den ist in der Gegenwart Gottes – aufgrund eigener Wahl! – kein Platz.

Mit anderen Worten: Wenn Gott wirklich gerecht ist – und Er ist es! – und wenn seine Gebote wirklich gut sind – und sie sind es! – dann sind wir alle schuldig – und zwar nicht allein, weil wir an unseren Mitmenschen sündigen (hier ist er schon wieder, der anthropozentrische Focus, der uns zeigt wie sehr wir uns selbst im Blick haben und wie sehr wir Gott aus dem Blick verloren haben!), sondern vor allem auch, weil wir uns an unserem liebenden Schöpfer versündigen – unserem Vater im Himmel, der uns unendlich viel mehr liebt, als alle Menschen auf diesem Planeten zusammen es jemals könnten. So sehr, dass er bereit war für uns zu sterben!

Wenn Gott nun aber hergeht und in seiner Souveränität als Schöpfer, Gesetzgeber, Richter und Erlöser auch nur einen einzigen Menschen begnadigt, dann ist das Barmherzigkeit und nicht Recht. Dann ist das Gnade und die reicht weit über die Sphäre der reinen ‚Fairness‘ hinaus.

Die Frage ist also nicht zuerst: „Was habe ich davon?“, denn das ist eine machiavellistisch-hedonistische Frage, die nur ein Politiker oder Geschäftsmann stellt, aber kein an die Liebe Gottes Glaubender. Die Frage ist vielmehr: „Was ist Gnade?“ oder „Was ist Vergebung?“

 Es ist die unverdiente Güte Gottes, die er aus freien Stücken – und vollkommen souverän – an jeden austeilt, der seine persönliche Schuld erkannt hat, ihm bekennt und sich innerlich neu ausrichtet: auf ein nicht allein anthropozentrisches, sondern auch & vor allem theozentrisches Leben. Der „umkehrt“ zu Gott von seinem gottlosen Leben und erfährt, was es wirklich heißt, geliebt und unverdient und unbedingt angenommen zu sein – und ohne Lohn dafür zu erwarten, andere liebt und damit am eigenen Leibe erfährt, dass das viel besser ist als „Geschäfte zu machen“ und enttäuscht zu werden, wenn die andere Seite nicht „zahlt“ – weil eben genau das das Schönste ist: Wirklich zu lieben – umsonst & frei.

2 Kommentare:

  1. hallo michael
    gratuliere zu deinem blog. Super ich freue mich.
    werde dich auch noch verlinken. ich hoffe es geht dir gut
    gruß
    peter

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  2. Hallo Peter!

    Vielen Dank für Deine Gratulation. Dass dieser Blog nun existiert, ist ja, unter anderem, auch Deiner Anregung zu verdanken!

    Für Deine Ermutigung nochmals ganz vielen Dank!

    Beste Grüße zurück,

    Michael

    PS: Freut mich sehr, wie gut diese Blog-Software funktioniert! Sehr guter Tipp!

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